Depression und Stoffwechsel, Stoffwechselstörungen

23.05.2016 Menschen mit klinischer Depression können einen veränderten Purin-Metabolismus haben laut einer neuen in der Zeitschrift Psychoneuroendocrinology veröffentlichten Studie der Universität Ostfinnland und des Kuopio Universitätskrankenhauses.

Purine

Purine sind stickstoffhaltige Verbindungen, die als Bausteine für die DNS dienen; sie spielen auch eine Rolle bei der Nachrichtenübermittlung zwischen den Zellen.

In der Studie wurden 99 Erwachsene mit klinischer depressiver Störung mit 253 nicht-depressiven Kontrollteilnehmern verglichen: Die Nüchtern-Serum-Konzentrationen von sieben verschiedenen Purin-Zyklus-Metaboliten wurden analysiert und die Konzentrationen zwischen den beiden Gruppen verglichen.

Die Studie analysierte auch, ob sich die Konzentrationen bei den depressiven Teilnehmern während der folgenden acht Monate veränderten, und ob eine Remission (Nachlassen der Symptome) der Depression Auswirkungen auf die Konzentrationen hatte.


Bild: George Hodan

Purin-Stoffwechsel teilweise überaktiv

Die Studie fand heraus, dass bei den depressiven Teilnehmern der Purin-Stoffwechsel teilweise überaktiv war. Das könnte der Weg des Körpers sein, die nachteiligen Effekte einer vermehrten Ansammlung oxidativen Stresses bei einer Depression zu bekämpfen, sagte Studienautor Toni Ali-Sisto.

Bei der Analyse der Purin-Metaboliten wurden bei Depressiven niedrigere Konzentrationen von Inosin und Guanosin, und höhere Konzentrationen von Xanthin festgestellt.

Die Konzentrationen mehrerer Metaboliten veränderten sich im Verlaufe der nächsten 8 Monate bei den Teilnehmern mit Depression, aber es konnten keine signifikanten Unterschiede zwischen remittierten und nicht-remittierten Gruppen beobachtet werden.

Der Gebrauch von Antidepressiva oder Antipsychotika beeinflusste die Konzentrationen der Purin-Stoffwechselprodukte nicht.

Ausgleich von oxidativen Stress?

Harnsäure, das Endprodukt des Purin-Metabolismus, wird von Xanthin erzeugt, und es ist ein Antioxidationsmittel, das die nachteiligen Effekte von oxidativen Stress bekämpft. Die vermehrte Xanthin-Produktion könnte also ein ausgleichender Mechanismus des Körpers sein, der sich bemüht, die Produktion von Harnsäure zu vergrößern, um den durch Depression verursachten oxidativen Stress zu bewältigen, sagen die Forscher.

Veränderungen im Purin-Stoffwechsel konnten auch schon in Verbindung mit leichten Entzündungen und erhöhtem oxidativen Stress beobachtet werden. Beide sind verbunden mit Depression, aber es gibt erst wenig Forschungsarbeiten zum Purin-Stoffwechsel.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Ostfinnland, Psychoneuroendocrinology – DOI: 10.1016/j.psyneuen.2016.04.017; Mai 2016

Die Behandlung von Stoffwechselstörungen kann Depressionssymptome verbessern

14.08.2016 Die Identifikation und Behandlung von Mängeln bei Stoffwechselstörungen bei Patienten mit behandlungsresistenter Depression kann die Symptome verbessern und in einigen Fällen sogar zur Genesung führen laut einer im Fachblatt American Journal of Psychiatry veröffentlichten Studie der Universität Pittsburgh.

Mangel an Biopterin

Der Grundstein für die gegenwärtige Studie wurde vor fünf Jahren gelegt, als Dr. Lisa Pan und Dr. David Brent einen Jugendlichen mit langjähriger Depression und Suizidversuchen behandelten. Über Jahre versuchten sie jede verfügbare Behandlung, um diesem Patienten zu helfen, aber es kam zu keiner Linderung seiner Depressionssymptome, erklärte Pan.


Bild: Gerd Altmann

Sie kontaktierten schließlich Dr. Jerry Vockley vom Children’s Hospital of Pittsburgh und Dr. David Finegold von der Pitt’s Graduate School of Public Health, und durch eine Reihe biochemischer Tests entdeckten sie, dass der Patient in der Zerebrospinalflüssigkeit einen Mangel an Biopterin hatte – ein Protein, das an der Synthese mehrerer Signalchemikalien im Gehirn (Neurotransmitter) beteiligt ist.

Nachdem ein Biopterin-Analogon zur Korrektur des Bioperin-Mangels verabreicht wurde, verschwanden die Depressionssymptome des Patienten größtenteils, und heute ist er ein gesunder Universitätsstudent.

Der Erfolg ließ die Forscher andere junge Erwachsene mit Depression untersuchen, die auf die Behandlung nicht ansprechen, erklärte Pan.

Mangel im Neurotransmitter-Stoffwechsel

In der veröffentlichten Studie suchten die Forscher nach metabolischen Anomalien bei 33 Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit behandlungsresistenter Depression und 16 Kontrollteilnehmern.

Obwohl die spezifischen Metaboliten sich bei den Patienten unterschieden, fanden die Wissenschaftler, dass 64 Prozent der Patienten einen Mangel im Neurotransmitter-Stoffwechsel aufwiesen – im Vergleich dazu hatten die Kontrollteilnehmer keinen Mangel im Neurotransmitter-Metabolismus.

Bei fast allen diesen Patienten führte die Behandlung des zugrundeliegenden Mangels zu einer Verbesserung der Depressionssymptome, und einige Patienten erfuhren sogar eine komplette Remission. Und, je weiter die Behandlung fortschritt, desto besser ging es ihnen, sagte Pan.

„Es ist wirklich aufregend, dass wir jetzt eine weitere Behandlungsoption für Patienten haben, für die jede gegenwärtige Therapie fehlschlug.“

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Pittsburgh, American Journal of Psychiatry; August 2016

Studie: Depression, aber nicht Angststörung, verbunden mit Entzündungen und Stoffwechselveränderungen

15.09.2020 Angststörungen und Depressionen treten oft zusammen auf und es wird angenommen, dass sie eng miteinander verbunden sind, aber nun hat die Forschungsarbeit zeigen können, dass Depression und Angststörung unterschiedliche biochemische Verknüpfungen mit Entzündungen (s.a. Depression und Entzündung) und dem Lipid-(Fett-)Stoffwechsel haben.

Dies deutet darauf hin, dass verschiedene, zielgerichtetere Behandlungen zur Behandlung von Angststörung und Depression möglich sein könnten, sagten die Studienautoren auf dem ECNP-Kongress 2020.

Wissenschaftler der Netherlands Study of Anxiety and Depression (NESDA) analysierten Blutproben von 304 Personen mit aktueller Depression, 548 mit Angststörung, 531 mit Depressionen und Angststörungen, 807 mit remittierten Störungen und 634 gesunden Kontrollpersonen.

Zusammenhang mit Entzündungen

Mit Hilfe eines Kernspinresonanzdetektors prüften sie auf Verknüpfungen zwischen 40 im Blut gefundenen Metaboliten und Symptomen von Depression und Angsterkrankungen (wie Panik, Generalisierte Angststörung usw.).

Die Forscher stellten fest, dass die depressive Gruppe Anzeichen einer stärkeren Entzündung aufwies, was bei der ängstlichen Gruppe nicht auftrat.

Auftretende Stoffwechselstörungen

Zum anderen beobachteten die Wissenschaftler um Hilde de Kluiver von der Amsterdam UMC, dass die depressive Gruppe sehr unterschiedliche Mengen und Arten von Lipiden im Blut hatte. So hatten depressive Menschen beispielsweise hohe Triglyceridwerte, aber niedrigere Werte von Omega-3-Fettsäuren – diese Werte wiesen also auf einen unausgeglichenen Stoffwechsel bzw. eine Stoffwechselstörung.

Im Gegensatz dazu hatten die Menschen, die unter einer Angststörung litten, eine Lipidzusammensetzung, die der gesunden Kontrollgruppe sehr ähnlich war.

Die Forscher fanden auch heraus, dass die Metaboliten (Stoffwechselprodukte), die mit einer Depression verbunden waren, auch mit der Schwere der Depression assoziiert waren: Mit anderen Worten, wenn man mehr Lipide in Verbindung mit einer Depression hatte, war die Depression tendenziell schlimmer.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: European College of Neuropsychopharmacology

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