Neurofeedback kann bei behandlungsresistenten Depressionen helfen
03.09.2017 Eine kleine Pilotstudie konnte zeigen, dass Neurofeedback das Potenzial zur Therapie von behandlungsresistenter Depression hat.
Dies ist das erste Mal, dass Neurofeedback nachweislich sowohl einzelne Symptome als auch die allgemeine Genesung bei therapieresistenten Depressionen verbessert, schreiben die Forscher.
Die neue auf dem 30. ECNP Congress for Applied and Translational Neuroscience präsentierte Studie zeigt, dass Neurofeedback – bei der sich Patienten auf die Beeinflussung ihrer eigenen Gehirnwellen konzentrieren – bei Menschen mit schwer behandelbaren klinischen depressiven Störungen eine große Bedeutung zukommen kann, wenn sie zusammen mit Antidepressiva eingesetzt wird, schreiben die Wissenschaftler.
Alpha-, Beta-, Theta-Wellen

Die Forscher arbeiteten mit 12 depressiven Patienten und 12 depressiven Kontrollteilnehmern zusammen. Die Teilnehmer nahmen an regelmäßigen Trainingseinheiten über 12 Wochen teil, in denen die Patienten lernten, wie sie ihre Gehirnströme in Abhängigkeit von akustischen und visuellen Signalen variieren können.
In früheren Studien haben verschiedene Gehirnwellen gezeigt, dass sie mit unterschiedlichen Stimmungen und Hirnzuständen verbunden sind. Daher sollten diese Patienten sich darauf konzentrieren, das Ausmaß bestimmter Gehirnwellentypen zu verändern, die ihnen auf einem Computerbildschirm angezeigt wurden.
Bei jedem Besuch erhielten die Patienten ein 30 min langes Beta-/Sensorik-Rhythmustraining, danach ein 30 min langes Alpha-/Theta-Training.
Der psychologische Fortschritt wurde mit verschiedenen Standard-Depressionsfragebögen (Hamilton Depression Rating Scale (HAM-D), Beck Depression Inventory (BDI-II), Clinical Global Impression-Severity (CGI-S), Euro Quality of Life Questionnaire 5-Dimensional Classification (EQ-5D), Sheehan Disability Scale (SDS)) zu Beginn der Behandlung, dann nach einer, nach vier und 12 Wochen gemessen. Diese Fragebögen zeigten u.a. auch, wie sich die Behandlung auf Faktoren wie zwischenmenschliche Beziehungen, Arbeitsfähigkeit und Familienleben auswirkte.
Hohe Ansprechrate
Die Forscher stellten fest, dass in der Neurofeedback-Gruppe acht der zwölf depressiven Patienten auf die Behandlung ansprachen und fünf von ihnen gut genug ansprachen, um als in Remission befindlich klassifiziert zu werden.
Die meisten dieser Patienten stehen nun unter Langzeitbeobachtung, um zu untersuchen, ob die Remission fortgesetzt wird. Im Gegensatz dazu zeigte die Kontrollgruppe nach 12 Wochen keine signifikanten Verbesserungen gegenüber dem Ausgangswert, sagte Projektleiter Professor Eun-Jin Cheon vom Yeungnam University Hospital in Südkorea.
Am vielversprechendsten bei Neurofeedback ist, dass es nicht einmal leichte Nebenwirkungen verursacht, schreiben die Neurowissenschaftler.
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Sie konnte auch die Selbstwirksamkeit durch aktive, freiwillige Behandlung verbessern. Das neue Interventionsverfahren muss nun in größere Studien getestet werden.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Yeungnam University Hospital, ECNP Congress for Applied and Translational Neuroscience; Sept. 2017
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