Gewichtsabnahme, Diät und Depression

Gewichtsabnahme, Diät und Depression

Depressive Störungen – Ursachen/Risikofaktoren

Gewichtsverlust bedeutet nicht Glück und Zufriedenheit

09.08.2014 Abnehmen ist zwar verbunden mit einer verbesserten körperlichen Gesundheit, aber die psychischen Vorteile – wenn es überhaupt welche gibt – sind nur von kurzer Dauer.

Forscher beobachteten 1.979 übergewichtige und fettleibige Erwachsene im Vereinigten Königreich und fanden, dass Personen, die in vier Jahren mehr als fünf Prozent ihres anfänglichen Gewichts verloren, bedeutende Änderungen bei den Markern für körperliche Gesundheit erfuhren.

Tatsächlich berichteten diese Teilnehmer aber auch mit größerer Wahrscheinlichkeit über eine depressivere Stimmung als diejenigen, die innerhalb von fünf Prozent ihres Originalgewichts blieben.

Klinische Studien zum Gewichtsverlust haben in der Vergangenheit eine Verbesserung der Stimmung gezeigt, aber dies könnte auch ein Ergebnis der stützenden Umgebung statt des Gewichtsverlusts gewesen sein. Die Forscher glauben jetzt, dass diese Wirkungen nur sehr früh bei einer Behandlung gesehen werden und langfristig ein Gewichtsverlust eher eine schlechtere Stimmungslage bewirkt.

Es ist aber wichtig anzumerken, dass diese neuen Befunde nicht bedeuten, Gewichtsverlust würde unbedingt Depression direkt verursachen, da Depressionen und Gewichtsabnahme eine gemeinsame Ursache teilen könnten.

Gewichtsabnahme, Diät, Abnehmen
Bild: Ryan McGuire

Es zeigte sich aber, dass bei einer Gewichtsabnahme außerhalb des klinischen Studienversuchs nicht angenommen werden kann, dass es die Stimmung verbessert; dies wirft Fragen über die psychologische Wirkung von Diäten und Gewichtsverlust auf.

Die Forscher überprüften Daten einer englischen Langzeitstudie (English Longitudinal Study of Ageing) mit Erwachsenen im Alter von 50 Jahren und älter, wobei Teilnehmer mit einer Diagnose einer klinischen Depression oder einer schwächenden Krankheit ausgeschlossen wurden.

Depressive Stimmung und allgemeines Wohlbefinden wurden mit Hilfe von Standardfragebögen beurteilt, und das Gewicht von geschulten Krankenschwestern gemessen.

Von den 1.979 übergewichtigen und fettleibigen Teilnehmern verloren 278 (14 Prozent) mindestens fünf Prozent ihres anfänglichen Körpergewichts (im Durchschnitt 6,8 kg pro Person).

Vor der Berücksichtigung von ernsten Gesundheitsfragen und wichtigen Lebensereignissen wie z.B. Trauerfällen – welche sowohl Gewichtsverlust als auch eine depressive Stimmung verursachen können – berichteten die Personen, die Gewicht verloren hatten, zu 78% wahrscheinlicher über eine depressive Stimmung.

Nach der Berücksichtigung dieser Variablen blieb die Wahrscheinlichkeit für eine depressive Stimmung mit 52% immer noch recht hoch.

Zu hohe Erwartungen

„Wir wollen niemanden davon abhalten, abzunehmen, denn dies bedeutet für die physische Gesundheit viele Vorteile, aber man sollte nicht erwarten, dass der Gewichtsverlust sofort alle Aspekte des Lebens verbessert“, sagte Autorin Sarah Jackson vom University College London.

„Werbung bestimmter Diätprodukte, die einen hohen Anspruch suggerieren, vermitteln den Leuten unrealistische Erwartungen zum Gewichtsverlust. Sie versprechen oft unmittelbare Lebensverbesserungen, die für viele in der Realität nicht eintreffen werden.“

Mit anderen Worten: Abnehmen ist kein Allheilmittel für alle geistigen und physischen Kümmernisse; man sollte einen Gewichtsverlust realistisch sehen und auf die Herausforderungen vorbereitet sein.

„Jedoch könnte sich die Stimmung auch verbessern, wenn das Wunschgewicht erst einmal erreicht ist und der Fokus sich auf die Erhaltung richtet: unsere Daten decken nur vier Jahre ab, es wird also interessant sein, ob sich die Stimmung danach stabilisiert.“

© PSYLEX.de – Quelle: University College London, August 2014

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