Depression, Suizidrisiko an höhergelegenen Orten

Kann das Leben an hochgelegenen Orten Depressions- und Suizidrisiko erhöhen?

01.06.2018 Höher gelegene Gebiete haben erhöhte Selbstmord- und Depressionsraten laut einer im Fachblatt Harvard Review of Psychiatry publizierten Studie.

Sauerstoffgehalt des Blutes

Die erhöhten Suizidraten können durch den Sauerstoffgehalt des Blutes aufgrund des niedrigen atmosphärischen Drucks erklärt werden, schreiben Dr. Brent Michael Kious von der Universität Utah und Kollegen.

Die Forscher überprüften und analysierten frühere Befunde, die eine höhere Wohnlage mit einem erhöhten Risiko für Suizid und Depressionen verknüpften, und überlegten mögliche Erklärungen für diese Zusammenhänge.

Sie analysierten 12 Studien, die meisten davon in den Vereinigten Staaten, einschließlich bevölkerungsbezogener Daten über die Beziehung zwischen Selbstmord oder Depression und Höhe.

Höher Wohnlage: erhöhtes Risiko

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Bild: Teresa Johnson

Während die Studien unterschiedliche Methoden benutzten, zeigten die meisten, dass höher gelegene Gebiete erhöhte Depressionen und Selbstmordraten aufwiesen. Im Allgemeinen war die Korrelation bei der Suizidalität stärker als bei Depression.

Die höchsten Suizidraten konnten in den Intermountain-Staaten beobachtet werden: Arizona, Colorado, Idaho, Montana, Nevada, New Mexico, Utah und Wyoming. (Alaska und Virginia hatten auch hohe Selbstmordraten.)

In einer Studie von 2014 reichte der Prozentsatz der Erwachsenen mit „ausgeprägten Suizidgedanken“ von 3,3 Prozent in Connecticut (durchschnittliche Höhe 150 Meter) bis 4,9 Prozent in Utah (durchschnittliche Höhe 1,860 m).

Weitere wichtige Erkenntnisse aus früheren Forschungen zu Höhe und Selbstmord sind:

Schwelleneffekt

Die Bevölkerung, die in höheren Lagen lebte, hatte eine durchschnittlich erhöhte Suizidalität, obwohl die Sterberaten aus allen anderen Gründen niedriger waren. Statt eines stetigen Anstiegs wurde in den Studien ein „Schwelleneffekt“ beobachtet: Die Selbstmordraten stiegen in Höhenlagen zwischen 600 und 900 m dramatisch an.

Die Suizidraten waren stärker mit der Höhe verknüpft als mit dem Besitz von Schusswaffen. Andere Faktoren, die mit der Selbstmordrate in Verbindung gebracht wurden, waren eine erhöhte Armutsrate, ein niedrigeres Einkommen und ein geringeres Bevölkerungsverhältnis von weißen und geschiedenen Frauen.

Die Studien konnten jedoch nicht alle Faktoren berücksichtigen, die sich auf die Suizid-Variationen auswirken können, wie z.B. Drogenmissbrauchsraten und kulturelle Unterschiede.

Häufigkeit

Während mehr als 80 Prozent der US-Selbstmorde in Gebieten in niedriger Höhe vorkommen, liegt das daran, dass der Großteil der Bevölkerung in der Nähe des Meeresspiegels lebt. Bereinigt um die Bevölkerungsverteilung lag die Suizidrate pro 100.000 Einwohner bei 17,7 in großer Höhe, 11,9 in mittlerer Höhe und 4,8 in niedriger Höhe. Studien aus einigen anderen Ländern, aber nicht alle, berichteten ebenfalls über erhöhte Raten in höheren Lagen.

Chronische hypobare Hypoxie

Warum kann die Höhenlage bzw. die Höhe die Suizidalität beeinflussen?

Dr. Kious und Co-Autoren vermuten, dass die Antwort „chronische hypobare Hypoxie“ sein könnte: ein niedriger Blut-Sauerstoffgehalt in Verbindung mit niedrigem Atmosphärendruck. Diese Theorie wird durch Tierversuche und Kurzzeitstudien am Menschen untermauert.

Serotonin, Bioenergetik des Gehirns

Die Autoren schlagen zwei Wege vor, wodurch die hypobare Hypoxie die Risiken von Selbstmord und Depression erhöhen könnte: durch Veränderung des Stoffwechsels des Neurotransmitters Serotonin und / oder durch seine Auswirkungen auf die Bioenergetik des Gehirns.

Wenn durch zukünftige Studien bestätigt, zeigen diese Mechanismen einige mögliche Behandlungsmöglichkeiten auf, um die Auswirkungen der Höhe auf Depression und Suizidrisiko zu reduzieren: ergänzendes 5-Hydroxytryptophan (5-HTP bzw. Oxitriptan; ein Serotonin-Vorläufer), um den Serotoninspiegel zu erhöhen, oder Kreatinin, um die Bioenergetik des Gehirns zu beeinflussen.

Dr. Kious und Kollegen identifizierten mehrere Bereiche, die weiterer Forschungsarbeiten bedürfen, einschließlich der Auswirkungen einer längeren Exposition gegenüber der Höhe auf den Serotoninstoffwechsel und die Bioenergetik des Gehirns.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Harvard Review of Psychiatry (2018). DOI: 10.1097/HRP.0000000000000158

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