Depression: Größeres Risiko für Gewaltverbrechen

26.02.2015 Eine neue Studie hat herausgefunden, dass Depressive mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit Gewaltverbrechen begehen; die Ärzte würden sich aber eher auf selbstverletzendes Verhalten und Suizid konzentrieren.

Die Forscher analysierten Daten von mehr als 47.000 in Schweden lebende mit Depression diagnostizierte Personen und denen im Schnitt für drei Jahre gefolgt wurde. Sie wurden mit mehr als 898.000 geschlechts- und altersangepassten Personen ohne Depression verglichen.

Depressive zeigten eine fünf- bis sechsmal höhere Wahrscheinlichkeit als Menschen aus der Allgemeinbevölkerung, andere oder sich selbst zu verletzen, schrieben die Forscher in der Zeitschrift Lancet Psychiatry.

Gewalt und Kriminalität
Bild: Gerd Altmann

Nicht so hoch wie bei Schizophrenen und Drogensüchtigen

„Ein wichtiger Befund war, dass die überwiegende Mehrheit depressiver Personen nicht wegen Gewaltverbrechen verurteilt wurde, und dass die Raten unterhalb jener von Personen mit Schizophrenie und bipolarer Störung liegen, und beträchtlich niedriger als bei Alkohol– und Drogenmissbrauch„, sagte die Autorin Seena Fazel von der Oxford Universität, Fachbereich Psychiatrie.

Gewalt gegen andere

„Verständlicherweise gibt es beträchtliche Sorge wegen des selbstverletzenden Verhaltens und der Selbstmordgefahr bei Depression. Wir konnten aber zeigen, dass die Raten für Gewaltverbrechen mindestens genau so hoch sind. Diese erhalten jedoch nicht die gleiche Aufmerksamkeit in den klinischen Richtlinien oder der regulären klinischen Praxis“, fügte Fazel hinzu.

Fast 4 Prozent der depressiven Männer und 0,5 Prozent der depressiven Frauen begingen (nach ihrer Depressionsdiagnose) ein Gewaltverbrechen, verglichen mit etwas mehr als 1 Prozent der Männer und 0,2 Prozent der Frauen in der allgemeinen Bevölkerung.

Die Forscher definierten Gewaltverbrechen als Verurteilung für folgende kriminelle Handlungen: Mord oder versuchter Mord; Gewaltanwendung / Körperverletzung; Raub; Brandstiftung; sexuelle Verstöße (einschließlich unsittlicher Entblößung – Exhibitionismus); und illegale Drohungen oder Einschüchterung (Erpressung).

Die Studienautoren überprüften nicht, welche Wirkung eine Depressionsbehandlung auf das Risiko für Gewaltverbrechen hatte, aber sie wollten diese Frage in zukünftigen Forschungsarbeiten untersuchen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Oxford Universität, Lancet Psychiatry; Feb. 2015

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