Alkoholismus, Alkoholabhängigkeit

Alkohol ist eine der verbreitesten und gefährlichsten (legalen) Drogen. Da Alkohol ein starkes Zellgift ist, schädigt es auch so gut wie jede Zelle (mehr oder weniger) im Körper.

Definition

Alkoholismus: Bei der Diagnose von Alkoholismus hält man sich im Allgemeinen an die Diagnose-Kriterien der WHO mit dem ICD 10 bzw. an das DSM IV. So hat die WHO auch eine Definition von A. entwickelt an die sich der Arzt, der Psychiater, der Psychologe und der Psychotherapeut i.A. hält.

Alkoholismus ist nicht genetisch festgelegt, obwohl einige Menschen eine Anfälligkeit für Abhängigkeiten haben. Jedoch hängt niemand an der „Flasche“ nur aufgrund seiner „Gene“ und niemand „braucht“ tatsächlich Alkokohol.

Besonders unter dem Alkoholismus haben Angehörige des Alkoholabhängigen zu leiden. Oftmals brauchen diese ebenfalls eine Psychotherapie oder psychologische Beratung.

Bin ich alkoholkrank?

Wenn Alkohol Ihre Beziehungen, Ihre Arbeit oder Ihr Familienleben negativ beeinflusst ist es Zeit, einen Blick auf Ihre Trinkgewohnheiten zu werfen.

Die American Academy of Family Physicians sagt, dass Warnzeichen problematischen Trinkens beinhalten können:

Zeichen, dass Sie alkoholkrank sein könnten

  • Autofahren nach Alkoholkonsum; Strafen für Fahren unter Alkoholeinfluss oder Autounfälle unter Alkoholeinfluss.
  • Sich ängstlich, deprimiert oder sich beobachtet fühlen.
  • Beziehungsprobleme haben, die durch Alkohol zustande kommen oder in irgendeiner Weise damit zusammenhängen.
  • Wenn Sie Probleme mit dem eigenen Selbstbewusstsein entwickeln und generell wenig Achtsamkeit sich selbst gegenüber haben.
  • Wenn Sie Schwierigkeiten haben zu schlafen oder bei der Arbeit Schritt zu halten.
  • Wenn Sie bemerken, dass Ihre Hände zittern.
  • Auf der Arbeit fehlen wegen Hangover.
  • Wenn Sie Blackouts haben bzw. Gedächtnisverluste erfahren.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Academy of Family Physicians, Sept. 2010

Krankheiten / Folgen durch A.

Häufigste Krankheiten bei/durch Alkoholismus sind:

  • Alkoholische Myokardiopathie,
  • Alkoholische Myopathien,
  • Akute Gastritis,
  • Ulkus-Krankheit,
  • Speiseröhrenkrebs,
  • Kehlkopfkrebs,
  • Darmkrebs,

    • Depression
    • Fettleber – chronische Alkohol-Hepatitis – Leberzirrhose,
    • Herz-Kreislauf-Erkrankungen, erhöhter Blutdruck,
    • Akute Alkoholhepatitis,
    • Zieve-Syndrom,
    • Exogene Hypertriglyceridämie,
    • Alkohol-induzierte hepatische Porphyrie,
    • Akute Pankreatitis – Rezidivierende akute Pankreatitis,
    • Chronische Pankreatitis / Pankreasinsuffizienz.

Mehr zu den Langzeitfolgen für das Gehirn

Neurologische Folgen

  • Alkoholpolyneuropathie,
  • Hirnorganische (epileptische) Krampfanfälle,
  • Pellagra,
  • Alkoholtoxische Kleinhirnrindenatrophie (also Schrumpfung der Kleinhirnrinde),
  • Hirnatrophie,
  • Polioenzephalitis haemorrhagica superior acuta (Polioencephalopathie Wernicke),
  • zentrale pontine Myelinolyse,
  • Marchiafava-Bignami-Erkrankung,
  • Tabak-Alkohol-Amblyopie,
  • Alkohol-Entzugs-Syndrom, Delirium tremens,
  • Amnestisches Syndrom, Korsakow-Syndrom,
  • Alkoholtoxische Wesensveränderung,
  • andere Alkohol-Psychosen,
  • Alkoholtoxische Großhirnatrophie.
  • Liegt hoher Alkoholkonsum oder Alkoholismus bei der Mutter vor, kommt es oft zu Alkohol-Embryopathie.

Psychologische (psychosoziale) Folgen

Ghrelin: Hormon stimuliert Verlangen nach Alkohol

Ghrelin ist ein im Magen freigesetztes Hormon, und es stimuliert den Appetit und die Nahrungsaufnahme. Alkohol ist eine psychotrope Substanz, die in erster Linie Hirnfunktionen beeinflusst, aber es ist auch ein hochkalorisches Nahrungsmittel. Kann durch die Hemmung von Ghrelin eine neuartige Behandlungsmethode gegen die Alkoholabhängigkeit entwickelt werden ?

Ghrelin

Dr. Lorenzo Leggio und seine Kollegen vom National Institute on Alcohol Abuse and Alcoholism (NIAAA) und dem National Institute on Drug Abuse der National Institutes of Health in den USA wollten überprüfen, ob das appetitanregende – in Magenschleimhaut und Bauchspeicheldrüse produzierte – Ghrelin auch das Potential hat, das Verlangen nach Alkohol zu stimulieren.

Sie testeten es an Freiwilligen und fanden ihre Annahme bestätigt: Alkohol-Craving wurde bei schweren Trinkern durch die Verabreichung von Ghrelin gesteigert.

„Diese Studie bestätigt frühere Forschungsarbeiten mit Nagetieren, die Ghrelin eine Rolle bei der Alkoholsucht zuwiesen, nun auch für menschliche Verhaltensweisen“, schreibt Leggio in seinem in Biological Psychiatry veröffentlichten Bericht.

Die Studie wurde im Labor mit 45 alkoholabhängigen Männern und Frauen durchgeführt, die starke Trinker waren und keine Behandlung suchten. Die Versuchsteilnehmer erhielten eine von drei verschiedenen Dosen Ghrelins. Eine dieser Dosen diente mit 0 mcg/kg Ghrelin als Placebo.

Nach der intravenösen Verabreichung des Hormons machten die Teilnehmer einen Reaktionstest, wobei sie hinsichtlich des Stimulus Alkohol neutrale und ‚positive‘ Reize erhielten. Während der gesamten Laborsitzung wurde ihr Verlangen (z.B. der Drang zu trinken) nach Alkohol oder Saft wiederholt beurteilt.

Verglichen mit dem Placebo, steigerte das Ghrelin deutlich das Alkoholverlangen, hatte aber keine Auswirkung auf den Wunsch, Saft zu trinken. Es gab keine Unterschiede bei den berichteten Nebenwirkungen zwischen der Placebo- und der Ghrelin-Einnahme.

Ghrelinhemmer: Potentielle Behandlungsmöglichkeit

Leggio sagte, es sei wichtig, neurobiologische Pfade zu identifizieren, die mit dem Verlangen nach Alkohol zusammenhängen; so könnten zukünftig neue effektive Medikamente gegen den Alkoholismus entwickelt werden.

In diesem Kontext könnten zukünftige Studien das Potential von Ghrelinhemmern als eine neue vielversprechende Behandlungsmethode gegen Alkoholabhängigkeit erforschen.“

© PSYLEX.de – Quelle: Biological Psychiatry / National Institute on Alcohol Abuse, National Institutes of Health, Oktober 2014

Weihnachtszeit: Feiertage können für Problemtrinker schwer werden

Die Feiertagszeit kann für Erwachsene mit einem Alkoholproblem (etwa 7,4 Millionen in Deutschland laut Epidemiologischem Suchtsurvey 2012) zu einer Herausforderung werden, warnt ein Suchtspezialist.

Problemtrinker zu Weihnachten

Übermäßiges Trinken kann viele Probleme nach sich ziehen, sowohl soziale als auch gesundheitliche (inkl. lebensbedrohlicher Wechselwirkungen mit einigen rezeptpflichtigen Medikamenten), sagt Suchtpsychiater und Chefarzt am Silver Hill Hospital in New Canaan, USA, Dr. Eric Collins.

„Es ist wichtig, besonders auf den Alkoholkonsum auf Feiern und Versammlungen zu achten, und auch ein Auge auf Freunde oder Familienmitglieder zu behalten, die vielleicht Anzeichen eines übermäßigen Alkoholkonsums zeigen“, rät er.

Rauschtrinken bei Männern setzt etwa bei fünf oder mehr Getränken innerhalb von zwei Stunden ein; bei Frauen sind es vier oder mehr Drinks in dieser Zeit, sagte er.

  • „Problemtrinker sollten sich einen Plan bzw. Vorgaben für Weihnachtsfeiern, Partys und dergleichen zurechtlegen – sich auf ein nichtalkoholisches Lieblingsgetränk festlegen oder eine vorbereitete rationale Erklärung bereitlegen, warum man nicht trinkt – ist ein wirkungsvoller Weg problematischen sozialen Situationen zu begegnen“, sagte Collins.
  • Es ist wichtig, über die Feiertage mit anderen Menschen zusammenzusein, weil soziale Isolation zu Depression führen kann, was wiederum zum Trinken verleitet.
    Jedoch sollte man sich auch überlegen, welche Party, Zusammenkunft [welchen Weihnachtsmarkt] man besucht, bemerkte er.
  • Alkohol kann in einigen Nahrungsmittel versteckt vorhanden sein, insbesondere während der Feiertage, darum sollte man genau aufpassen, was man isst.
  • Und man sollte sich mit interessanten Aktivitäten beschäftigen, sagte Collins. Dies reduziert das Risiko, dass sich der Fokus auf den Alkohol richtet.
  • Unterstützung ist sehr wichtig, und er schlägt vor, zusätzliche Therapie- oder Gruppensitzungen während der Feiertagssaison zu besuchen.
  • Man sollte die normalen Routinen während der Feiertage aufrechterhalten und genug schlafen und Sport treiben, rät Collins.

© PSYLEX.de – Quelle: Epidemiologischer Suchtsurvey, Silver Hill Hospital; November 2014

Krankenhausstudie: Alkoholiker starben im Schnitt 7,6 Jahre früher aufgrund von 27 häufig auftretenden Begleiterkrankungen

Die Mortalität von Alkoholikern in Allgemeinkrankenhäusern übertrifft die Sterblichkeit von Nicht-Alkoholikern um ein Vielfaches; im Durchschnitt sterben sie 7,6 Jahre früher.

Britische und deutsche Forscher beobachteten in einer Langzeitstudie (12,5 Jahre) etwas mehr als 23.000 von Alkoholismus betroffende Krankenhauspatienten (die wegen gesundheitlicher Probleme in britischen Allgemeinkrankenhäusern behandelt wurden) und verglichen die Daten mit denen von mehr als 230.000 nicht alkoholkranken Patienten.

Die Befunde zeigen, dass Alkoholiker durchschnittlich rund acht Jahre früher als Nicht-Alkoholiker starben.

Alkohol - Michal Jarmoluk (pixabay)
Bild: Michal Jarmoluk (pixabay)

„Im Beobachtungszeitraum starb etwa jeder fünfte Krankenhauspatient mit Alkoholsucht in einem der Krankenhäuser, während es bei der Kontrollgruppe nur jeder zwölfte Patient war“, sagt Prof. Dr. Reinhard Heun vom Royal Derby Hospital in England.

27 Begleiterkrankungen

27 häufige Begleiterkrankungen von Alkoholismus konnten in der Studie ausgemacht werden. Darunter waren

  • Erkrankungen der Leber,
  • der Bauchspeicheldrüse,
  • der Atemwege,
  • des Magen-Darm-Traktes und
  • des Nervensystems.

Herzinfarkte, Herzkreislauferkrankungen und Grauer Star kamen bei den Alkoholikern in der Studie nicht so oft vor wie bei den Kontrollteilnehmern.

Dazu sagt Studienautor Dr. Dieter Schoepf vom Universitätsklinikum Bonn: „Patienten mit Suchtproblemen werden oft als Notfälle in Kliniken eingeliefert. Bei der Diagnose stehen dann die akuten Symptome im Vordergrund – das führt möglicherweise dazu, dass nicht alle körperlichen Erkrankungen erfasst werden“.

Die Alkoholsüchtigen hätten auch „ein geringeres Schmerzempfinden und Wahrnehmungsstörungen“, weswegen die Ärzte einige Erkrankungen nicht erkennen können, führte er in der Zeitschrift European Psychiatry weiter aus.

Die Autoren weisen auf die Wichtigkeit einer frühzeitigen Diagnose und Behandlung der Begleiterkrankungen bei Alkoholkranken hin, da dadurch die Lebenserwartung erhöht werden könne.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Bonn, European Psychiatry; März 2015

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