Alkoholismus, Alkohol und Dopamin

Bereits ein Schlückchen Bier setzt Dopamin frei

25.04.2013 Selbst der reine Geschmack von Bier, ohne jegliche Wirkung des Alkohols selbst, setzt Dopamin im Gehirn frei, nach einer neuen Studie der Indiana Universität, USA, Fachbereich Medizin.

Für die Studie testeten Forscher 49 Männer mittels zweier Positronen-Emissions-Tomographen (PET) Scans – einer während sie das Bier schmeckten, und das zweite während sie ein Sport-Erfrischungsgetränk (isotonisches Getränk ohne Kohlensäure) schmeckten.

Dopamin und Alkohol

Bier und Dopamin

Die Forscher suchten nach Belegen für ein gesteigertes Dopaminniveau – ein Neurotransmitter, der schon lange mit Alkohol und anderen Drogen in Zusammenhang steht.

Die Teilnehmer erhielten eine sehr kleine Menge ihres bevorzugten Biers – eine halbe Unze (etwa 14 Gramm) innerhalb von 15 Minuten. Dies ermöglichte den Teilnehmern den Geschmack des Biers zu erhalten, ohne dass Alkohol im Blut oder eine berauschende Wirkung festgestellt werden konnte.

Anstieg der Dopaminaktivität

Nachdem die Teilnehmer das Bier „getrunken“ hatten, beurteilten die Forscher die Änderungen des Dopamin-Niveaus mit PET.

Die Befunde zeigten eine bedeutend höhere Dopaminaktivität, nachdem die Teilnehmer Bier geschmeckt hatten verglichen mit dem Sportgetränk. Die Wirkung war unter denjenigen, in deren Familiengeschichte Alkoholismus vorkam sehr viel größer.

Dopamin ist ein Neurotransmitter, von dem angenommen wird, dass er ein wichtiger Bestandteil in den Belohnungszentren des Gehirns ist. Drogen und Alkohol tendieren dazu, Dopamin im Gehirn zu erhöhen. Jedoch wusste man bisher nicht, wie wenig benötigt wird, um das Ansteigen auszulösen.

Craving nach Bier

Zusätzlich zu den PET-Befunden berichteten die Teilnehmer über ein gesteigertes Verlangen (Craving) nach Bier nachdem sie den kleinen Schluck des Biers probiert hatten. Sie verspürten kein Verlangen nach dem Probieren des Sportgetränks, obwohl viele sagten, dass dieses tatsächlich besser als das Bier schmeckte.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität von Indiana, April 2013

Menschen mit familiärer Alkoholismus-Vorgeschichte setzen mehr Dopamin bei Erwartung von Alkohol frei

08.06.2018 Menschen mit einer familiären Vorgeschichte einer Alkoholkonsumstörung geben mehr Dopamin im Hauptbelohnungszentrum des Gehirns ab als Menschen, bei denen die Krankheit diagnostiziert wurde, oder gesunde Menschen ohne familiäre Vorgeschichte von Alkoholproblemen laut einer neuen in Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging veröffentlichten Studie.

Überstarke Stimulation des Belohnungszentrums

Diese überzogene Stimulation des Belohnungszentrums durch die Erwartung von Alkohol kann das Risiko einer Störung des Alkoholkonsums erhöhen und könnte ein Risikofaktor an sich sein, sagte Dr. Lawrence Kegeles von der Columbia Universität.

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Bild: GLady (pixabay)

Die Studie untersuchte eine Reihe von Risiken für Alkoholabhänigkeit. 34 gesunde Teilnehmer ohne Alkoholkonsumstörung in der Familienanamnese, 16 gesunde Teilnehmer mit früherem familiären Alkoholmissbrauch (die als FHP-Gruppe bezeichnet wird) und 15 Teilnehmer mit Alkoholismus-Diagnose.

Dr. Kegeles und Kollegen nutzten PET-Gehirnscanning, um die Menge der Dopaminfreisetzung in Bereichen des Gehirns zu messen, die für Belohnung und Sucht wichtig sind.

Die Teilnehmer durchliefen die Gehirnscans, nachdem sie entweder einen Alkoholdrink – einen Cocktail aus Wodka, Tonic und Cranberry – oder ein Placebo-Getränk ohne Wodka erhalten hatten.

Obwohl die Teilnehmer nicht wussten, in welcher Reihenfolge sie die Getränke erhalten würden, bekamen sie den Hinweis, dass wenn sie das Placebo-Getränk zuerst erhielten, sie das Alkoholgetränk als nächstes erwarten könnten.

Im Gehirn freigesetztes Dopamin

Alle drei Gruppen setzten ähnliche Dopaminmengen als Reaktion auf den Alkohol frei, was darauf hindeutet, dass die alkoholinduzierte Dopaminfreisetzung bei Alkoholkonsumstörung normal ist.

Jedoch fanden die Wissenschaftler, dass die FHP-Teilnehmer eine viel ausgeprägtere Reaktion auf das Placebogetränk als die anderen Gruppen hatten.

Dies legt nahe, dass die Erwartung des Alkohols die FHP-Gruppe veranlasste, mehr des Belohnungsstoffes Dopamin freizusetzen, sagte Dr. Kegeles.

Die Freisetzung von Dopamin in das Belohnungszentrum kann den Alkoholkonsum verstärken und trägt möglicherweise zum Risiko für Alkoholabhängigkeit bei, schließen die Forscher.

Die Studie folgte nicht den Teilnehmern, um festzustellen, ob die überschießende Dopaminreaktion tatsächlich die Entwicklung einer Alkoholkonsumstörung mit einer höheren Rate voraussagte; es werden also mehr Studien benötigt, um festzustellen, ob diese Anomalie wirklich das Risiko für die Suchterkrankung erhöht.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Biological Psychiatry: Cognitive Neuroscience and Neuroimaging (2018). DOI: 10.1016/j.bpsc.2018.03.018

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