Drunkorexie
Psychische Störungen – Gestörtes Essverhalten
Drunkorexie: Symptome und frühes fehlangepasstes Essverhalten bei Frauen
16.05.2020 Eine in Australian Psychologist veröffentlichte Studie untersuchte das Trinkverhalten von 479 australischen Frauen im Alter von 18-24 Jahren und untersuchte die zugrundeliegenden Glaubenssätze, die zur Drunkorexie (Kunstwort aus engl. drunken: betrunken und dem Namen für die Essstörung Anorexie: Magersucht) beitragen können.
Diese psychische Störung ist ein schädliches und gefährliches Ess- und Trinkverhalten, bei dem gestörte Essgewohnheiten dazu benutzt werden, negative Auswirkungen des übermäßigen Alkoholkonsums, wie z.B. Gewichtszunahme, auszugleichen.
Die Forscher fanden heraus, dass erstaunliche 82,7 Prozent der befragten weiblichen Universitätsstudentinnen in den letzten drei Monaten drunkorektische Verhaltensweisen an den Tag legten.
Und mehr als 28 Prozent übersprangen regelmäßig und absichtlich Mahlzeiten, nahmen kalorienarme oder zuckerfreie alkoholische Getränke zu sich, übergaben sich nach dem Trinken absichtlich oder trieben Sport, um die durch Alkohol aufgenommenen Kalorien zu reduzieren (mindestens 25 Prozent der Zeit).
Die Studienleiterin Alycia Powell-Jones vom Fachbereich Psychologie der University of South Australia sagt, dass die Prävalenz von Drunkorexie-Verhalten unter australischen Universitätsstudentinnen besorgniserregend ist.
Körperliche und psychische Folgen
Bild: pixabay
Übermässiger Alkoholkonsum in Verbindung mit restriktivem bzw. gestörtem Essverhalten ist äusserst gefährlich und kann das Risiko für die Entwicklung von schwerwiegenden körperlichen und psychischen Folgen stark erhöhen: z.B. Hypoglykämie, Leberzirrhose, Ernährungsdefizite, Gehirn- und Herzschäden, Gedächtnislücken, Blackouts, Depressionen und kognitive Defizite.
Wenn fast ein Drittel der Studienteilnehmer absichtlich das Essen reduziert, nur um Alkoholkalorien auszugleichen, dann ist das ein ernstes Gesundheitsproblem, schreibt die Psychologin.
Die Studie wurde in zwei Phasen durchgeführt. In der ersten wurde die Prävalenz von selbstberichteten, kompensierenden und restriktiven Aktivitäten in Bezug auf ihren Alkoholkonsum gemessen.
Selbstkontrolle, emotionale Deprivation und soziale Isolation
In der zweiten Phase wurden die frühen maladaptiven Schemata (EMS – fehlangepasstes Verhalten) der Teilnehmer – oder Denkmuster – ermittelt, wobei festgestellt wurde, dass die Untergruppe der Schemata, die am ehesten auf eine Drunkorexie hindeuteten, „unzureichende Selbstkontrolle“, „emotionale Deprivation“ und „soziale Isolation“ waren.
Laut Powell-Jones ist die Identifizierung der frühen maladaptiven Schemata im Zusammenhang mit der Drunkorexie der Schlüssel zum Verständnis der schädlichen psychischen Erkrankung.
Dabei handelt es sich um tief verwurzelte und tiefgreifende Themen in Bezug auf sich selbst und die Beziehung zu anderen, die sich in der Kindheit entwickeln können und dann alle Lebensbereiche beeinflussen können, oft auf dysfunktionale Weise.
Kulturelle und soziale Normen
Frühe maladaptive Schemata können auch durch kulturelle und soziale Normen beeinflusst werden.
Drunkorektisches Verhalten scheint dabei durch zwei zentrale soziale Normen für junge Erwachsene motiviert sein – Alkoholkonsum und Schlankheitskuren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Australian Psychologist – https://doi.org/10.1111/ap.12462
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