Psychiatrische Diagnosen ohne Bedeutung?

Psychologische Studie: Psychiatrische Diagnosen sind „wissenschaftlich nutzlos“

08.07.2019 Eine in der Zeitschrift Psychiatry Research veröffentlichte psychologische Forschungsarbeit kommt zu dem Schluss, dass psychiatrische Diagnosen wissenschaftlich wertlos sind, um einzelne psychische Störungen zu identifizieren bzw. diagnostizieren.

Die von Forschern um Kate Allsopp vom Fachbereich Psychologie der Universität Liverpool durchgeführte Studie umfasste eine detaillierte Analyse von fünf Schlüsselkapiteln der neuesten Ausgabe des weit verbreiteten Diagnostic and Statistical Manual (DSM) zu den psychischen Erkrankungen „Schizophrenie“, „Bipolare Störung“, „depressive Störungen“, „Angststörungen“ und „traumabedingte Störungen“.

Psychiaterin
Bild: George Hodan (publicdomainpictures)

Diagnosehandbücher wie das DSM wurden entwickelt, um eine gemeinsame diagnostische Sprache für Fachleute im Bereich der psychischen Gesundheit zu bieten und versuchen, eine endgültige Liste der psychischen Gesundheitsprobleme, einschließlich ihrer Symptome, zu erstellen.

Die wichtigsten Ergebnisse der Forschungsarbeit waren:

  • Psychiatrische Diagnosen verwenden alle unterschiedliche Entscheidungsregeln.
  • Es gibt eine große Überschneidung der Symptome zwischen den Diagnosen.
  • Fast alle Diagnosen verdecken die Rolle von Traumata und Nebenwirkungen.
  • Die Diagnosen sagen wenig über den einzelnen Patienten und seine Behandlungsbedürfnisse aus.

Die Autoren kommen zu dem Schluss, dass die diagnostische Kennzeichnung ein „unaufrichtiges (unbedeutendes) kategorisches System“ darstellt.

Allsopp schreibt: Obwohl Diagnostik-Etiketten die Illusion einer Erklärung erzeugen, sind sie wissenschaftlich bedeutungslos und können Stigmatisierung und Vorurteile hervorrufen. Sie hofft, dass diese Ergebnisse die Angehörigen der psychologischen und psychiatrischen Berufe ermutigen werden, über Diagnosen hinaus zu denken und andere Erklärungen für psychische Probleme bzw. Erkrankungen wie Traumata und andere negative Lebenserfahrungen in Betracht zu ziehen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychiatry Research – https://doi.org/10.1016/j.psychres.2019.07.005

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.