Psychogene Krämpfe / Dissoziative Krampfanfälle

Psychische Störungen – Psychogene dissoziative Störungen

Psychogene Krämpfe / Dissoziative Krampfanfälle


Definition

Definition: Dissoziative Krampfanfälle (auch psychogene Krämpfe, Psychogene nichtepileptische Anfälle (PNEA) genannt) können epileptischen Anfällen bezüglich ihrer Bewegungen sehr stark ähneln. Zungenbiss, Verletzungen beim Sturz oder Urininkontinenz sind jedoch selten. Ein Bewusstseinsverlust fehlt oder es findet sich statt dessen ein stupor- oder tranceähnlicher Zustand.

Im ICD-10 sind die dissoziativen Krämpfe mit F44.5 kodiert.

Die Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie auf die Auswirkungen von dissoziativen Anfällen

21.05.2020 Eine in Lancet Psychiatry veröffentlichte Studie untersuchte die Wirksamkeit von kognitiver Verhaltenstherapie (KVT) zusätzlich zur standardisierten medizinischen Versorgung bei Patienten mit dissoziativen Krämpfen (psychogene Krampfanfälle).

Nicht-epileptische bzw. psychogene Krampfanfälle

Dissoziative Anfälle, die auch als funktionelle und nicht-epileptische oder psychogene Krampfanfälle bezeichnet werden, ähneln im Aussehen epileptischen Anfällen oder Ohnmachtsanfällen, stehen aber in Zusammenhang mit einer anderen Art von unfreiwilligem Blackout, der für Patienten und ihre Betreuer in der Regel belastend und beeinträchtigend ist.

Bis zu einem von fünf Erwachsenen, die sich in Epilepsiekliniken einfinden, leidet an dieser verborgenen Erkrankung, die eine von mehreren Arten der funktionellen neurologischen Störung (FND) ist. In der Vergangenheit wurden Patienten mit dissoziativen Krampfanfällen von den Ärzten oft ignoriert oder vernachlässigt, und die Forschung zu ihrer Behandlung ist begrenzt.

Sie treten häufiger bei Frauen auf und haben in der Regel ein schlechtes Behandlungsergebnis mit einer schlechteren Lebensqualität als Menschen mit Epilepsie allein. Bei Menschen mit dissoziativen Krampfanfällen ist ein deutlicher Anstieg der Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten zu verzeichnen, schreiben die Forscher.

Zusätzliche kognitive Verhaltenstherapie zur Standardversorgung

In der bisher größten Behandlungsstudie für dissoziative Krämpfe wurden 368 Patienten aus Zentren in ganz England, Schottland und Wales 6 Monate und 12 Monate nach Beginn der Behandlungen von den Forschern um Laura Goldstein vom Institute of Psychiatry, Psychology & Neuroscience vom King’s College London nachuntersucht.

Die Forscher stellten fest, dass Patienten, die mit einer kognitiven Verhaltenstherapie spezifisch für dissoziative Krampfanfälle neben der standardisierten medizinischen Versorgung behandelt wurden, die höchste Anzahl an aufeinanderfolgenden Tagen ohne dissoziative Anfälle in den vorangegangenen sechs Monaten aufwiesen, zusammen mit einem höheren funktionellen Status, selbst- und ärztlich bewerteten Veränderungen der Global Impression Scores und der Zufriedenheit mit der Behandlung im Vergleich zur standardisierten medizinischen Versorgung allein.

KVT plus standardisierte medizinische Versorgung hatte jedoch im Vergleich zur standardisierten medizinischen Versorgung allein keinen statistisch signifikanten Nutzen bei der Verringerung der monatlichen psychogenen Krampfanfälle.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: The Lancet Psychiatry – DOI:https://doi.org/10.1016/S2215-0366(20)30128-0

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