Psychogene nicht-epileptische Anfälle (PNEA)

Psychische / Psychogene Störungen

Psychogene nicht-epileptische Anfälle (PNEA)





Definition von PNEA

Definition: Psychogene nicht-epileptische Anfälle (PNES für Psychogenic non-epileptic seizure bzw. dt. abgekürzt: PNEA; auch Dissoziative Krampfanfälle genannt) sind Ereignisse, die einem epileptischen Anfall ähneln, jedoch ohne die charakteristischen elektrischen Entladungen im Gehirn, die mit Epilepsie einhergehen. Sie sind psychogen also psychischen Ursprungs und eine Art von Nachahmung nicht-epileptischer Anfälle.

Symptome

Die meisten Menschen, bei denen Episoden von PNEA auftreten, haben eine Epilepsiediagnose und eine Epilepsiebehandlung erhalten. Am häufigsten sind die psychogenen Episoden krampfartig (Ganzkörperzittern) und ähneln generalisierten tonisch-klonischen („Grand mal“) Anfällen, aber sie können weniger dramatisch sein und mildere Arten von Anfällen nachahmen (partielle Anfälle, Absenzanfälle, myoklonische Anfälle

).

Behandlung von psychogenen nicht-epileptischen Anfällen

22.07.2014 Kognitive Verhaltenstherapie scheint die Anfälle bei Personen mit psychogenen nicht-epileptischen Anfällen (PNEA – eine somatoforme bzw. dissoziative Störung) deutlicher zu reduzieren als das Antidepressivum Sertralin.

Kognitive Verhaltenstherapie vs. Sertralin

Die Studie von W. Curt LaFrance, Direktor der Neuropsychiatrie und Verhaltensneurologie vom Rhode Island Krankenhaus, wurde in JAMA Psychiatry herausgegeben.

„Psychogene nicht-epileptische Anfälle sind viel weiter verbreitet als die meisten wissen; tatsächlich sind sie in etwa so verbreitet wie Multiple Sklerose“, sagt LaFrance.

Die PNEA ist eine Konversionsstörung und wird im DSM zu den somatoformen Störungen, und im ICD-10 zu den dissoziativen Störungen gezählt.

Symptome

„Patienten mit PNEA leiden oft an wiederkehrenden Anfällen – wie auch unter Depression, Angst und anderen Verhaltens- und sozialen Problemen – oftmals so sehr, dass ihre Lebensqualität schwerwiegend beeinträchtigt ist.“

In dieser – an mehreren Standorten mit verschiedenen Behandlungsformen ausgeführten – randomisierten Studie (die erste ihrer Art), konnte gezeigt werden, dass kognitive Verhaltenstherapie nicht nur die Anzahl der Anfälle reduzierte, sondern auch die Häufigkeit und den Schweregrad komorbider Symptome.

Behandlung von psychogenen nicht-epileptischen Anfällen
Bild: Gerd Altmann

Vergleich vierer Behandlungsformen

In der Studie maßen die Forscher die Auswirkungen von vier Behandlungsformen:

  1. Alleinige Verabreichung von Sertralin;
  2. nur kognitive Verhaltenstherapie;
  3. kognitive Verhaltenstherapie plus das Medikament Sertralin oder
  4. die normale standardisierte Krankenversorgung / Behandlung.

Verglichen wurden die Ergebnisse bei:

  • Anfallshäufigkeit (als Hauptmaß) und
  • psychosozialen und Funktionsmaßen (inklusive psychiatrische Symptome, soziale Interaktionen, Lebensqualität und globale Funktionen als sekundäre Maße).

Ergebnisse

  • Die Resultate zeigten, dass Patienten, die nur kognitive Verhaltenstherapie erhielten, 51 Prozent weniger Anfälle und eine deutliche Verbesserung bei den meisten sekundären Maßen (einschließlich Depression und Angst) erfuhren.
  • Kognitive Verhaltenstherapie plus Sertralin zeigte eine 59%ige Reduktion der Anfälle und eine deutliche Verbesserung bei einigen sekundären Maßen.
  • Sertralin allein zeigte nur eine geringfügige Verbesserung bezüglich der Anfälle.
  • Die Standardkrankenversorgung/Behandlung als Kontrollgruppe zeigte keine signifikante Verbesserung bei Haupt- oder Sekundärmaße.

Den Patienten werden einfach zu oft Medikamente ohne die dringend benötigte Psychotherapie verschrieben, sagte LaFrance.

„Tatsächlich werden auch viele Patienten fehldiagnostiziert und bekommen deshalb antiepileptische Medikamente verschrieben, die die psychogenen nicht-epileptischen Anfälle verschlimmern können. Aber wir konnten feststellen, dass die kognitive Verhaltenstherapie allein, Angst, Depression und die Anfälle sehr viel wirksamer als Sertralin allein oder die Standardkrankenversorgung reduzieren kann.“

„Diese Therapie fokussiert sich auf die häufigsten Probleme der Patienten mit Anfällen. Diese Studie zeigt, dass die gegenwärtigen Maßnahmen bei den psychogenen Anfällen (Sertralin oder Standard) nicht ausreichend sind. Wir müssen die Art, wie wir die nicht-epileptischen Anfälle behandeln, ändern, und jetzt haben wir eine Methode dafür gefunden.“

Er führte weiter aus, dass weitere Forschungsbemühungen benötigt werden, um Konversionsstörungen besser zu verstehen, aber dies ist ein wichtiger deutlicher Schritt, um geeignetere und wirkungsvollere Behandlungen für psychogene nicht-epileptische Anfälle zur Verfügung stellen zu können“.

© PSYLEX.de – Quelle: JAMA Psychiatry / Rhode Island Krankenhaus, Juli 2014

Sexuelle Übergriffe stehen in Verbindung mit psychogenen nicht-epileptischen Anfällen bei Frauen

08.12.2020 Ein Psychotrauma durch sexuelle Übergriffe könnte teilweise erklären, warum Frauen häufiger psychogene nicht-epileptische Anfälle (PNEA) entwickeln. Dies ergab eine auf der Jahrestagung der American Epilepsy Society vorgestellten Studie.

Slavina Goleva von der Vanderbilt University in Nashville, Tennessee, und Kollegen überprüften elektronische Krankendaten, um festzustellen, welche von 1.653 medizinischen Diagnosen mit der PNES-Diagnose zusammenfielen.

Schlaganfall

Die Forscher identifizierten 3.341 erwachsene PNEA-Patienten (Prävalenz 0,14 Prozent). Die Analyse bestätigte bereits früher berichtete Zusammenhänge mit psychiatrischen Störungen, einschließlich der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS), ergab jedoch neue Verbindungen mit zerebrovaskulären Erkrankungen (Odds Ratio 1,08).

Psychotrauma aufgrund eines sexuellen Übergriffs

Es gab auch eine sehr starke Verknüpfung zwischen PNEA und einem Trauma aufgrund sexuellen Attacken (Odds Ratio 10,26, also ein mehr als 10-fach erhöhtes Auftreten). Ein solches Psychotrauma erklärt fast ein Viertel des Zusammenhangs zwischen dem weiblichem Geschlecht und PNEA.

Diese Ergebnisse haben Schlaganfall als möglichen Prädiktor für PNEA ermittelt und bekräftigen, dass Menschen mit psychogenen Anfällen und psychiatrischen Risikofaktoren zur Video-Elektroenzephalogramm-Überwachung überwiesen werden sollten, um zu diagnostizieren, ob es sich um epileptische Anfälle oder nicht epileptische Anfälle handelt, so ein Studienautor in einer Erklärung.

Eine frühe Diagnose ist für Patienten mit PNEA von entscheidender Bedeutung, damit sie mit einem angemessenen Behandlungsplan beginnen können und gleichzeitig Fehldiagnosen mit Epilepsie und die Gefahren unangemessener Behandlungen vermieden werden.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Epilepsy Society

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