Spielsucht: Ursachen in der Kindheit?

Krankhaftes / problematisches Spielen und negative Lebensereignisse

06.08.2017 Problem- und pathologische Spieler haben mit größerer Wahrscheinlichkeit Kindheitstraumata (körperliche Misshandlungen, Gewalt in der Familie) erlebt laut einer im Fachblatt Addictive Behaviors veröffentlichten Studie der Universität Lincoln.

Körperlicher Missbrauch und Gewalt in Kindheit

Die Psychologen befragten in einer repräsentativen Stichprobe 3.025 Männer zu einer Reihe von Faktoren und stellten fest, dass knapp über ein Viertel der Befragten, die ein problematisches oder krankhaftes Glücksspielverhalten zeigten, in ihrer Kindheit Gewalt in der Familie beobachteten.

spielautomat
Bild: Kai Stachowiak (pixabay)

Zehn Prozent berichteten, dass sie in der Kindheit körperlich missbraucht wurden, und weitere sieben Prozent sagten, sie hätten eine lebensbedrohliche Verletzung erlitten.

Problem-Spieler – Personen, deren Spielverhalten noch nicht pathologisch ist, aber die einen gewissen Drang zum Spielen entwickelt haben – berichteten auch über eine höhere Rate von Kindheitstraumata, wobei knapp 23 Prozent sagten, sie hätten Gewalt zu Hause erlebt und neun Prozent körperlichen Missbrauch. Im Vergleich dazu hatten nur acht Prozent der Spieler ohne Spielsucht bzw. ohne Spiel-Probleme häusliche Gewalt erlebt, als sie ein Kind waren, und weniger als vier Prozent waren Opfer eines Missbrauchs.

Stressende Ereignisse im Erwachsenenleben

35 Prozent der krankhaften Spieler hatten bereits schwere Geldprobleme im Erwachsenenleben erlebt, 29 Prozent waren wegen einer Straftat verurteilt worden und fast 20 Prozent hatten Beziehungsabbrüche hinter sich. Die Zahlen im Vergleich dazu bei Spielern ohne Abhängigkeitsproblematik sind: 12, 9 und 10 Prozent.

Die Muster bei den Befragten, die Traumata in der Kindheit oder stressende Ereignisse als erwachsene pathologische oder Problemspieler erlitten hatten, blieben auch nach der Berücksichtigung damit verknüpfter Risikofaktoren wie Drogenmissbrauch und Obdachlosigkeit erhalten.

Und je schwerer das Glücksspielproblem bzw. Sucht desto höher war der Prozentsatz der berichteten Kindheitstraumata oder Stressoren im Leben als Erwachsener, schreiben die Psychologen.

Ursachen und Folgen

Spielabhängige und Problemspieler berichteten häufiger über Verletzungen, eheliche Schwierigkeiten, Obdachlosigkeit, Geldprobleme und Kriminalität als Nicht-Spieler oder Spieler ohne problematisches Spielverhalten, schreiben die Forscher. Zusammengefasst legt dies nahe, dass gestörtes Glücksspielverhalten nicht durch sich selbst entsteht, sondern möglicherweise symptomatisch für andere soziale, verhaltensbezogene und psychologische Probleme einiger Menschen auftritt, sagen sie.

Das Erleben von stressenden Lebensereignissen wie Jobverlust oder Obdachlosigkeit im Erwachsenenalter ist in der Regel nicht durch die gleichen extremen psychologischen Reaktionen gekennzeichnet.

Diese Unterscheidung ist wichtig, da Verbindungen mit traumatischen Ereignissen eine erhöhte Anfälligkeit für die Entwicklung von Glücksspielproblemen darstellen könnten, während Verknüpfungen mit anderen Formen von Stressoren, wie zum Beispiel Verlust des Arbeitsplatzes, auf Folgen im Zusammenhang mit dem Glücksspiel hindeuten könnten, sagte Studienautorin Dr. Amanda Roberts vom Fachbereich für Forensische Psychologie.

Die Ergebnisse basieren auf der vorherigen Studie von Roberts, nach der glücksspielende Männer eher gewalttätig gegenüber anderen Menschen agieren, wobei die abhängigsten Spieler am wahrscheinlichsten schwere Gewalttaten ausübten.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Lincoln; Addictive Behaviors – DOI: 10.1016/j.addbeh.2017.07.002; Aug. 2017

Weitere Forschungsartikel, News

  • Glückspieler und inbesondere pathologische Spieler zeigen mit größerer Wahrscheinlichkeit aggressives Verhalten gegenüber anderen … zum Artikel
  • Zusammenhänge zwischen pathologischem Spiel und Drogensucht … zum Artikel

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.