Lügen der Psychopathen

Das Lügen von Psychopathen: Ist es eine natürliche Kapazität?

25.07.2017 Personen mit starken psychopathischen Tendenzen lernen das Lügen besser als Menschen mit geringer psychopathischer Persönlichkeitsausprägung laut einer Studie von Dr. Tatia Lee und Dr. Robin Shao von der Universität Hongkong.

Die Befunde legen also nahe, dass Psychopathen nicht von der Veranlagung her besser lügen können, sondern eher besser lernen können, wie man lügt.

Eine markante Psychopathie zeichnet sich u.a. durch Unaufrichtigkeit, Verlogenheit und Manipulativität aus, aber die bisherigen Belege zeigten nicht klar, ob hochpsychopathische Personen in der Allgemeinbevölkerung eher mehr und besser lügen können als andere, sagte Lee. Die aktuellen Erkenntnisse belegen, dass Menschen mit ausgeprägten psychopathischen Tendenzen besser lernen können, wie man lügt.

Lernen, unaufrichtig zu sein

In ihrer Studie erfassten die Psychologen bei 52 Studenten der Universität Hongkong die psychopathischen Tendenzen – 23 Teilnehmer zeigten niedrige Werte im Psychopathie-Test, 29 hohe Werte.

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Bild: Gerd Altmann

Die Teilnehmer beider Gruppen schauten sich dann eine Reihe von Fotos von vertrauten und fremden Gesichtern an. Sie erhielten einen Hinweis, ob sie eine ehrliche oder eine unehrliche Antwort geben sollten, wenn sie danach gefragt wurden, ob sie die Person auf dem Foto kennen oder nicht.

Die Forscher maßen die Reaktionszeiten der Probanden bei jeder Antwort und beobachteten ihre Hirnaktivität mit funktioneller Magnetresonanztomographie (fMRI). Die Teilnehmer absolvierten dann ein Lügen-Training in zwei Sitzungen, bevor sie die Aufgabe wiederholen.

Gehirne zeigten kürzere Reaktionszeiten

Die Neuropsychologen fanden heraus, dass nach der Trainingsübung Personen mit hohen psychopathischen Merkmalen deutlich kürzere Reaktionszeiten hatten, als sie (wie bei der ersten Aufgabe) zum Lügen aufgefordert wurden – sie konnten viel schneller lügen.

Personen mit niedrigen Werten im Psychopathietest zeigten keine Veränderungen in der Reaktionszeit.

Der Unterschied kann darauf zurückzuführen sein, wie die Gehirne von Menschen mit hoher und niedriger Ausprägung psychopathischer Persönlichkeitsmerkmalen Lügen verarbeiten.

Die Psychologen betonen, dass bei der Aufgabe vor dem Lügentraining kein Unterschied in der ‚Lügengeschwindigkeit‘ zwischen den beiden Gruppen festgestellt werden konnte.

Unterdrückung der wahren Information ist aufwendig

Dr. Lee schreibt im Fachblatt Translational Psychiatry: Während des Lügens muss die „wahre“ Information unterdrückt und rückgängig gemacht werden. Deshalb benötigt das Lügen eine Reihe von Prozessen im Gehirn, einschließlich Aufmerksamkeit, Arbeitsgedächtnis, inhibitorische Kontrolle und Konfliktlösung, die bei Personen mit stärkeren Psychopathieeigenschaften reduziert waren.

Im Gegensatz dazu war diese mit dem Lügen verknüpfte Hirnaktivität bei Personen mit schwächer ausgeprägten Psychopathiemerkmalen erhöht. Der zusätzliche „Aufwand“ – den ihr Gehirn benötigte, um unwahre Antworten zu verarbeiten – kann einer der Gründe sein, warum sie ihre ‚Lügengeschwindigkeit‘ nicht verbesserten, schreiben die Neuropsychologen.

Weitere Untersuchungen sind erforderlich, um die Erkenntnisse auf Personen mit hohen psychopathischen Persönlichkeisanteilen in anderen Populationen verallgemeinern zu können.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Hongkong; Translational Psychiatry – doi:10.1038/tp.2017.147; Juli 2017

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