Expositions- / Konfrontationstherapie bei Kindheitstrauma

Wirksamkeit von Expositionstherapie bei Patienten mit PTBS im Zusammenhang mit Kindheitstraumata

21.01.2021 Kindheitstraumata können lebenslange Auswirkungen haben. Viele Therapeuten trauen sich nicht, diese besonders verletzlichen Patienten mit ihrer Vergangenheit zu konfrontieren, weil sie befürchten, dass die Patienten damit nicht zurechtkommen.

Eine im European Journal of Psychotraumatology veröffentlichte Studie hat nun gezeigt, dass die Expositionstherapie (auch Konfrontationstherapie genannt) für diese Gruppe von Menschen hilfreich sein kann.

Expositionstherapie

Neue Forschungen haben gezeigt, dass die Expositionstherapie für diese gefährdeten Patienten von großem Nutzen sein kann. Bei dieser Behandlungsmethode kehren Sie – im Geiste und wenn möglich auch körperliche – an den oder die Orte zurück, an denen das Kindheitstrauma stattgefunden hat.

Indem man diese schwierigen Momente immer wieder erlebt und wiederholt, lernt der Patient, dass nichts Schlimmes passiert, wenn die schrecklichen Erinnerungen auftauchen. Dies kann die Angst nehmen.

Danielle Oprel und Chris Hoeboer, Psychologen bei PsyQ (Parnassia Group), führten die Forschung zusammen mit Kollegen u.a. von der Universität Leiden und der Radboud Universität durch.

Verringerte PTBS-Symptome bei über 70% der Patienten

In der Studie wurden 149 Patienten mit Kindheitstrauma mit drei verschiedenen Formen der Expositionstherapie behandelt. Obwohl jede dieser unterschiedlichen Therapien zu einem etwas anderen Ergebnis führte, war eines unübersehbar: Die Symptome verringerten sich bei über 70 % der Patienten deutlich.

Die Selbstberichte und klinischen Beurteilungen zeigten, dass nach den 16 Sitzungen etwa die Hälfte der Teilnehmer überhaupt keine Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) mehr hatte.

Die Ergebnisse sind verblüffend, denn lange Zeit hatten viele Therapeuten gedacht, dass diese gefährdete Gruppe mit der Expositionstherapie nicht zurechtkommen würde.

Sie befürchteten, dass die Konfrontation mit der Vergangenheit den Patienten weiter destabilisieren und möglicherweise sogar das Risiko eines Suizids erhöhen würde. Die Behandlung wurde daher vor allem bei Menschen angewandt, die erst in höherem Alter ein Trauma erlebten, wie etwa Kriegsveteranen.

Kann es dadurch schlimmer werden?

Die Forschungsergebnisse zeigen, dass die Expositionstherapie bei Menschen mit einem Kindheitstrauma tatsächlich einen Unterschied ausmachen kann, sagt Martje Schoorl vom Fachbereich für Klinische Psychologie und Mitautorin der Studie.

Viele Patienten erweisen sich als fähig, mit dem Wiedererleben ihres Traumas fertig zu werden, solange man sie gut unterstützt. Hinzu kommt: Viele Patienten durchleben ihre Traumata bereits in ihren Albträumen. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen, dass sie es schlimmer machen, weil es schon schlimm ist.

Schoorl nennt ein Beispiel für die Ergebnisse der Expositionstherapie: Eine Patientin hatte traumatische Erfahrungen in einem Keller gemacht, weshalb sie sich nicht einmal in einen unterirdischen Raum traute. Nach viel Übung überwand sie schließlich ihre Angst. Das war erstaunlich zu sehen, denn es fühlte sich für sie wie eine große Befreiung an. Sie betreibt jetzt einen Webshop aus ihrem eigenen Keller.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: European Journal of Psychotraumatology – DOI: 10.1080/20008198.2020.1851511

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