Was ist bei der Behandlung von posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS) wirksamer: Medikamente oder Psychotherapie?
21.12.2019 Eine in Psychiatry Research veröffentlichte Studie untersuchte, ob bestimmte Medikamente (Serotonin-Wiederaufnahmehemmer – SSRI oder Serotonin-/Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer -SNRI) oder traumafokussierte Psychotherapie bei der Behandlung der posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) wirksamer sind.
Richtlinien für die Behandlung von PTBS
Bild: George Hodan
Die meisten Richtlinien für die Behandlung von PTBS bei Erwachsenen empfehlen, dass traumafokussierte Psychotherapie als Erstlinienbehandlung und Medikamente als Zweitlinienbehandlung eingesetzt werden, sagte Sonis.
Mit anderen Worten, sie empfehlen, dass die Psychotherapie vorzugsweise Erwachsenen mit PTBS vor der medikamentösen Behandlung angeboten werden sollte.
Diese Richtlinien basieren auf der Tatsache, dass die Effektgrößen (die Größe der Behandlungseffekte) aus randomisierten Studien, die Psychotherapie mit Kontrollen vergleichen (wie z.B. Kontrollen auf der Warteliste), wesentlich größer sind als die Effektgrößen aus Studien, die Medikamente mit Placebo vergleichen.
Vergleich von Effektgrößen
Der Vergleich von Effektgrößen auf der Grundlage des indirekten Vergleichs ist jedoch ein fehlerhafter Ansatz, sagt Studienautor Jeffrey Sonis von der University of North Carolina at Chapel Hill, da methodische Unterschiede zwischen Psychotherapiestudien und Medikamentenstudien bekanntermaßen mit der Effektgröße zusammenhängen.
So ist beispielsweise die Verblindung oder Maskierung, die in Medikamentenstudien routinemäßig, in Psychotherapiestudien jedoch unmöglich ist, bekanntermaßen mit kleineren Effektgrößen verbunden.
Andere methodische Unterschiede sind ebenfalls mit der Effektgröße verbunden und können den Unterschied in den Effektgrößen für Psychotherapie- und Medikamentenstudien erklären.
Traumafokussierte Psychotherapie versus Medikament
In der aktuellen Forschungsarbeit ermittelten die Autoren vier Studien, die eine traumafokussierte Psychotherapie mit einem Medikament verglichen. Zwei dieser Studien wurden mit einem hohen Risiko der Verzerrung bewertet.
Es gab keinen Unterschied bei der Veränderung der PTBS-Symptome zwischen Medikation und Psychotherapie. Das breite Konfidenzintervall zeigte die Unklarheit über die wahre Effektgröße an.
Es gibt nicht genügend Belege für die Bestimmung der vergleichenden Wirksamkeit und damit für die Bevorzugung der traumafokussierten Psychotherapie gegenüber Medikamenten, schließen die Studienautoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Psychiatry Research – https://doi.org/10.1016/j.psychres.2019.112637
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