Eher zur Bewältigung emotionaler Schmerzen und weniger Hilferuf
01.01.2018 Eine im Fachblatt Journal of Affective Disorders veröffentlichte Studie zeigt, dass die meisten Menschen, die sich selbst verletzen, dies als einen Weg sehen, mit ihren emotionalen Schmerzen umzugehen, und nicht als einen Hilfeschrei.
Nur Minderheit benutzt SVV als Hilferuf
Auch wenn Menschen sich selbst verletzen, um mit anderen zu kommunizieren oder das Verhalten anderer zu beeinflussen bzw. als Hilferuf, trifft dies nur auf etwa 23 bis 33 Prozent der Selbstverletzer zu.
Bild: George Hodan
Dr. Peter Taylor vom Fachbereich Psychologie der Universität Manchester fand heraus, dass zwischen 63 Prozent und 78 Prozent der nicht-suizidalen Menschen, die sich selbst verletzen, dies als kurzfristige Strategie tun, um ihre emotionale Not zu lindern.
Wirkung meist nur kurzlebig
Doch auch wenn selbstverletzendes Verhalten sofort wirkt, ist die Wirkung meist nur kurzlebig und die Situation verschlechtert sich langfristig.
Nicht-suizidale Selbstverletzungen werden von etwa 13 Prozent – 17 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen eingesetzt. Studien sagen, dass dieses Verhalten mit einer Reihe von psychologischen Problemen verbunden ist, einschließlich Depressivität, Angstzuständen und posttraumatischen Belastungsstörungen. Obwohl viele es als Mittel zur Bewältigung nutzen, ist es auch ein Risikofaktor für einen späteren Suizid.
Dr. Taylor und das Team kombinierten die Daten aus allen veröffentlichten Studien zu diesem Thema (mehr als 10.000 Personen aus 46 Studien), mit Ausnahme der Daten von Gefangenen und militärischen oder ex-militärischen Untersuchungen.
Emotionale Not
Dr. Taylor sagte, dass nicht-suizidales selbstverletzendes Verhalten oft ein Zeichen dafür sein kann, dass jemand in großer emotionaler Not ist und keine anderen Wege gefunden hat, damit umzugehen. Selbstverletzungen sind also eher Ventil als Hilfeschrei.
Emotionale Probleme können z.B. durch „Emotional Regulation Group Therapy“ (ERGT – etwa: Gruppentherapie zur Emotionsregulation) oder „Dialectical Behaviour Therapy“ (DBT – Dialektisch-Behaviorale Therapie) behandelt werden, wohingegen Selbstkritik und Scham durch die „Compassion Focussed Therapy“ (CFT – etwa: auf Mitgefühl fokussierte Therapie oder Mitgefühlsfokussierte Intervention) besser behandelt werden können, schreibt Taylor.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Manchester; Journal of Affective Disorders – DOI: 10.1016/j.jad.2017.11.073; Dez. 2017
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