Alte Menschen haben ein erhöhtes Suizidrisiko
11.03.2015 Das Nationale Suizidpräventionsprogramm für Deutschland (NaSPro) und die
Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS) stellten heute auf einer Pressekonferenz das vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) geförderte Memorandum „Wenn alte Menschen nicht mehr leben wollen – Situation und Perspektiven der Suizidprävention im Alter“ vor.
Das Memorandum fasst Informationen über Belastungen des Alters, über Risiko- und Schutzfaktoren, Möglichkeiten der Suizidprävention, ethische und rechtliche Fragen und über Hilfen am Lebensende zusammen.
Alarmsignal
Die Experten senden ein Alarmsignal aus. „Durch den demographischen Wandel und das hohe Suizidrisiko im Alter werden wir vermehrt mit suizidgefährdeten alten Menschen konfrontiert werden“ führte die DGS-Vorsitzende Professorin Schneider aus: „Dem wird sich die Gesellschaft verantwortungsvoll stellen müssen!“. Um hilfreich sein zu können, muss man verstehen lernen, dass Suizidgedanken ambivalent sind und nicht zwingend den Wunsch ausdrücken, durch Suizid zu sterben.
Darüber müsse man in ein Gespräch mit den Betroffenen kommen „Entgegen vieler Vorurteile kann eine Suizidgefährdung auch im hohen Alter noch erfolgreich behandelt werden“ stellte der Experte für die Suizidalität alter Menschen, Dr. Lindner, fest. „Man müsse es nur wollen“. Er forderte deutliche
Anstrengungen für die Suizidprävention suizidalen Verhaltens z. B. in der Früherkennung und in der Fortbildung sozialer und medizinischer Berufe.

Bild: Gaertringen (pixabay)
Suizidprävention am Lebensende
„Psychotherapie, Beratung, Krisenintervention und Seelsorge können suizidalen alten Menschen helfen, auch bei Belastungen am Lebensende“, so Dr. Lindner.
Mit Bezug auf die aktuelle Diskussion über den assistierten Suizid wies der Gerontologe Dr. Sperling darauf hin, das Möglichkeiten der Suizidprävention am Lebensende oft nicht bekannt seien: „Dazu gehören z. B. das jetzt schon bestehende Recht, eine lebensverlängernder Behandlung abzulehnen und die
vielseitigen Möglichkeiten palliativer Versorgung“.
Palliativmedizinische Versorgung und suizidpräventive Maßnahmen haben Vorrang
Alle anwesenden Experten waren sich darin einig, dass die palliativmedizinische Versorgung und
suizidpräventive Maßnahmen Vorrang vor der Suizidassistenz haben müssen. Die Arbeitsgruppe hat sich mit dem Memorandum bewusst dazu entschieden, keinen konkreten Vorschlag in die aktuelle Sterbehilfediskussion einzubringen. Sie erwartet jedoch, dass die im Memorandum dargestellten wissenschaftlichen Erkenntnisse über die Suizidalität alter Menschen in die Diskussion der
unterschiedlichen Positionen eingehen und in dem Gesetzgebungsprozess berücksichtigt werden.
In der „Arbeitsgruppe Alte Menschen“ im Nationalen Suizidpräventionsprogramm haben sich auf dem Gebiet der Alterssuizidalität aktive Forscher und Experten aus der Praxis organisiert.
Das Memorandum kann unter
www.naspro.de/dl/memorandum2015
heruntergeladen werden.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Nationales Suizidpräventionsprogramm für Deutschland (NaSPro), Deutsche Gesellschaft für Suizidprävention (DGS); März 2015
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