Zwangsstörungen und Intelligenz

Mythos: Menschen mit Zwangsstörungen sind intelligenter

26.09.2017 Zwangsstörungen sind nicht mit einem höheren Intelligenz-Quotienten (IQ) verbunden. Dieser Mythos, der durch Sigmund Freud verbreitet wurde, ist nach den im Fachblatt Neuropsychology Review veröffentlichten Ergebnissen einer neuen psychologischen Studie nicht zutreffend.

Pierre Janet und Sigmund Freud

Die Studie der Universitäten Ben-Gurion, Texas State und North Carolina (Chapel Hill) ist vermutlich die erste Analyse von Daten zur Verbindung zwischen IQ und Zwangserkrankungen im Vergleich zur allgemeinen Bevölkerung.

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Bild: Sigmund Freud

Die Autoren haben die Ursprünge des Mythos 1903 dem französischen Philosophen, Arzt und Psychologen Pierre Janet zugewiesen, aber es war Sigmund Freud, der Vater der Psychoanalyse, der die Hypothese 1909 populär machte.

Ein Mythos

Obwohl dieser Mythos bisher noch nie empirisch untersucht wurde, ist er immer noch ein weit verbreiteter Glaube unter Psychiatern und Psychoanalytikern, Zwangserkrankten und der Öffentlichkeit, sagt Studienautor Dr. Gideon Anholt, Dozent am Fachbereich Psychologie der BGU.

Die Forscher führten eine Meta-Analyse aller verfügbaren Forschungsliteratur zur Intelligenz bei Menschen mit Zwangsgedanken und Verhalten im Vergleich zu nicht-psychiatrischen Kontrollteilnehmern durch (98 Studien) und stellten fest, dass Zwangsstörungen im Gegensatz zum vorherrschenden Mythos nicht mit einem höheren IQ assoziiert sind, sondern mit einem normalen IQ, der etwas niedriger war als bei den Kontrollteilnehmern.

Geringerer IQ durch Langsamkeit

Die Autoren legen nahe, dass die etwas geringeren IQ-Werte bei den Zwangserkrankten weitgehend auf die Langsamkeit im Zusammenhang mit der Krankheit und nicht auf die intellektuelle Fähigkeit zurückzuführen seien.

Monk

Der verbreitete Irrglaube zu diesem Thema wird durch Fernsehsendungen wie „Monk“ weiter gefördert, in denen eine zwangsgestörte Person seine überlegene Intelligenz zur Lösung schwieriger Rätsel einsetzt.

Jedoch können solche Ansichten über Zwangskrankheiten den Trugschluss begünstigen, dass es mit der Erkrankung verbundene Vorteile gibt, wodurch die Motivation, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, möglicherweise abnimmt, schreiben die Psychologen.

Zukünftige Forschungen zur Bewertung von Personen mit Zwangserkrankungen sollten sich auf die Intelligenz-Bewertungen des verbalen IQ und nicht auf die des Performance-IQ konzentrieren – ein Wert, der stark von der Langsamkeit beeinflusst wird, sagen die Forscher.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Ben-Gurion; Neuropsychology Review – DOI: 10.1007/s11065-017-9358-0; Sept. 2017

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