Stressbewältigung: Hoffnung versus Achtsamkeit

Studie verglich Hoffnung und Achtsamkeit bei der Bewältigung von Stress in schweren Zeiten, und untersuchte arbeitsbezogene Resilienz, Engagement und Wohlbefinden

Stressbewältigung: Hoffnung versus Achtsamkeit

01.09.2024 Eine aktuelle Studie zeigt, dass Hoffnung offenbar besser als Achtsamkeit dabei hilft, Stress zu bewältigen und in Zeiten anhaltenden Stresses am Arbeitsplatz beruflich engagiert zu bleiben. Die Studie unterstreicht, wie wichtig es in schwierigen Zeiten ist, nach vorne zu schauen, anstatt „im Moment“ zu leben. Die Studie wurde in der Zeitschrift Stress and Health veröffentlicht.

Achtsamkeit bezieht sich auf die Fähigkeit eines Menschen, seine Aufmerksamkeit auf die Gegenwart zu richten, und zwar auf eine offene, neugierige und nicht wertende Weise. Im Wesentlichen geht es um die Fähigkeit, ganz im Augenblick zu sein.

„Es wird viel über den Nutzen der Achtsamkeit diskutiert, aber in Stresssituationen ist sie mit zwei Problemen verbunden“, sagt Tom Zagenczyk vom Poole College of Management der North Carolina State University. „Erstens ist es schwer, bei Stress achtsam zu sein. Zweitens, wenn es sich um eine wirklich schwere Zeit handelt, möchte man sich nicht unbedingt zu sehr mit der Erfahrung beschäftigen, die man gerade durchmacht.“

Hoffnung zukunftsorientiert, Achtsamkeit gegenwärtig

„Da Hoffnung von Natur aus zukunftsorientiert ist, während es bei Achtsamkeit darum geht, die gegenwärtigen Umstände zu schätzen, wollten wir herausfinden, wie diese beiden Denkweisen das Wohlbefinden und die berufliche Einstellung der Menschen in schwierigen Zeiten beeinflussen“, sagt Zagenczyk. „Die COVID-Pandemie bot uns eine unglückliche, aber nützliche Gelegenheit, dieses Thema zu untersuchen. Und wir haben uns auf die darstellenden Künste fokussiert, da dieser Sektor besonders stark von der Pandemie betroffen war.“

Für die Studie rekrutierten die Forscher 247 Berufsmusiker von der Organisation MusiCares, die im Abstand von einem Monat an zwei Umfragen teilnahmen. Die erste Umfrage wurde im September 2021 durchgeführt. Neben der Erfassung allgemeiner demografischer Daten wurden die Studienteilnehmer zu ihren Gedanken und Erfahrungen zu Beginn der Pandemie – von März bis August 2020 – befragt. Außerdem wurden sie nach ihrer Hoffnung und Achtsamkeit in der Zeit von September 2020 bis März 2021 befragt.

Die zweite Befragung fand im Oktober 2021 statt und stellte den Studienteilnehmern Fragen, die darauf abzielten, ihr Engagement und ihre Spannungen bei der Arbeit sowie ihre positiven Emotionen und das Ausmaß ihres Leidensdrucks (Distress) zu erfassen.

Die Forscher nutzten dann statistische Verfahren, um Beziehungen zwischen Hoffnung, Achtsamkeit und Ergebnissen in Bezug auf ihr persönliches Wohlbefinden und ihre Einstellung zur Arbeit zu ermitteln.

Ein Licht am Ende des Tunnels

„Im Grunde genommen sagen uns unsere Ergebnisse, dass Hoffnung mit glücklich sein in Verbindung steht, Achtsamkeit hingegen nicht“, sagt Kristin Scott, Mitautorin der Studie und Professorin für Management an der Clemson University. „Und wenn Menschen hoffnungsvoll – und glücklich – sind, haben sie weniger Stress, sind engagierter bei der Arbeit und empfinden weniger Spannungen im Zusammenhang mit ihrem Berufsleben“.

„Achtsamkeit kann sehr wertvoll sein – es hat sicherlich Vorteile, im Moment zu leben“, sagt Sharon Sheridan, Mitautorin der Studie und Assistenzprofessorin für Management an der Clemson University. „Aber es ist wichtig, sich eine hoffnungsvolle Perspektive zu bewahren – vor allem in Zeiten von anhaltendem Stress. Die Menschen sollten hoffnungsvoll und gleichzeitig achtsam sein – halten Sie an der Vorstellung fest, dass es ein Licht am Ende des Tunnels gibt.“

Für alle Wirtschaftszweige relevant

Die Studie konzentrierte sich zwar auf Musiker unter extremen Bedingungen, aber die Forscher sind der Meinung, dass es eine Botschaft gibt, die für alle Wirtschaftszweige relevant ist.

„Wann immer wir ein hohes Maß an Arbeitsstress haben, ist es wichtig, hoffnungsvoll und zukunftsorientiert zu sein“, sagt Emily Ferrise, Mitautorin der Studie und Doktorandin an der Clemson University. „Und soweit es möglich ist, ist es für jede Organisation von echtem Wert, Hoffnung und Vorwärtsdenken in ihre Unternehmenskultur einzubauen – durch Arbeitsbedingungen, Organisationskommunikation usw.“

„In jedem Arbeitsbereich gibt es Zeiten mit hohem Stress“, sagt Zagenczyk. „Und jedes Unternehmen sollte in glückliche Mitarbeiter investieren, die sich bei ihrer Arbeit engagieren.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Stress and Health (2024). DOI: 10.1002/smi.3466

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