Studie zur Suizidprävention: Was hilft?

Betroffene erzählen von ihren Strategien, um am Leben zu bleiben: Adaptive Hilfsmittel für den Umgang mit suizidalem Verhalten

11.08.2021 In der Suizidforschung werden die Erfahrungen von Überlebenden / Betroffenen – Menschen, die trotz des Drangs sterben zu wollen, Wege zur Bewältigung und Gründe zum Leben finden – nur selten berücksichtigt.

Forscher der Cornell University und ihre Kollegen haben eine der ersten Studien verfasst, um dies zu ändern.

Interviews mit Betroffenen

In der Studie stellen die Autoren eine Reihe von Interviews mit suizidgefährdeten Personen vor, die neue Wege in der Forschung zur Suizidprävention eröffnen und einen seltenen Einblick in die Gedankenwelt derjenigen gewähren, die einen Suizid in Betracht gezogen oder versucht haben.

Für die Studie führten Bonnie Scarth und Kollegen offene Interviews mit 17 Menschen in der Region Ithaca, USA. Alle Befragten beschrieben einen ähnlichen Weg: Sie kämpften gegen die Versuchung, ihr Leben zu beenden, erlebten Phasen der Ambivalenz (es war ihnen egal, ob sie lebten oder starben) und akzeptierten die Suizidgedanken als Teil ihres Lebens. Die Hoffnung spielte eine große Rolle bei ihren Entscheidungen, die Suizidgedanken zu verdrängen.

Bewältigungsstrategien

Bei der Frage nach ihren Bewältigungsstrategien überraschten die Teilnehmer die Forscher, weil sie eine Reihe von Methoden angaben, die in herkömmlichen Studien nicht oder nur am Rande erwähnt werden.

Zum Beispiel waren Haustiere für viele Teilnehmer entscheidend, was in der Literatur nicht erwähnt wird, so Scarth. Andere unkonventionelle Strategien waren Meditation, spirituelle Praktiken und die Beschäftigung mit Kunst.

Eine Teilnehmerin sagte, dass die Überwindung von Hindernissen auf politischer Ebene geholfen habe, indem sie daran erinnert wurde, dass sich die Gemeinschaft um sie kümmert. Ein anderer sagte, die rechtliche Anerkennung der gleichgeschlechtlichen Ehe habe ihm einen Grund zum Leben gegeben.

Ein immer wiederkehrendes Thema in den Interviews war die Bedeutung der Unterstützung durch Gleichaltrige und des Erzählens von Geschichten.

Die Unterstützung durch Gleichaltrige (Peer Support) wird immer noch als außerhalb des Rahmens der allgemeinen Suizidprävention betrachtet, ebenso wie viele der von den Teilnehmern der Studie empfohlenen Bewältigungsmechanismen.

Scarth hofft, dass ihre Arbeit zu Folgestudien anregt, die Methoden erforschen und verbessern, die wie die Peer-Unterstützung von den Forschern kaum beachtet wurden, aber für Suizidgefährdete dennoch nützlich sind.

© psylex.de – Quellenangabe: International Journal of Environmental Research and Public Health (2021). DOI: 10.3390/ijerph18158013

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