Alkoholismus und die Angst

Angst ist ein stärkeres Vorzeichen für Alkoholprobleme als Stress

29.04.2017 Man nimmt an, dass Stress und Angst, Angstzustände das Trinken verstärken; außerdem, dass Alkohol die Anspannung verringert, die durch Stress (‚Flucht oder Kampf Reaktion‘) entsteht, sowie die unangenehmen Symptome der Ängstlichkeit (Antizipation / Vorwegnahme unvorhersehbarer bevorstehender Bedrohungen) dämpfen kann.

Frühere Forschungsarbeiten haben dazu uneindeutige Befunde gebracht: einerseits, was die einzigartigen Beziehungen zwischen Stress und Angst angeht, als auch die Verknüpfungen zu Alkoholkonsum bzw. Alkoholproblemen andererseits.

Faktoren Angst, Angstsensitivität, Stress

Die aktuelle im Fachblatt Alcoholism: Clinical and Experimental Research veröffentlichte Studie der Johns Hopkins Universität wollte untersuchen, wie die Unterschiede

  • bei der selbstberichteten Angst,
  • der Angstsensitivität (Angst vor der Angst bzw. Phobophobie: unspezifische Angst oder (konkrete) Furcht vor Symptomen, die Zustände sympathischer Aktivierung begleiten können, z.B. schneller Herzschlag, schnelle und flache Atmung, kalte und verschwitzte Hände, Zittern, Schwindel, Übelkeit etc.) und
  • dem wahrgenommenen Stress

die Häufigkeit und das Ausmaß des Trinkens von Alkohol, das Alkohol-Craving (Verlangen) während des frühen Entzugs, und Alkohol-Craving und die Stress-Reaktivität beeinflussen.


Bild: Gerd Altmann

Dazu wurde der jüngere Alkoholkonsum von 87 Personen (70 Männer, 17 Frauen) mit Alkoholstörungen bewertet. Drei verschiedene Maße wurden von den Forscherinnen um Mary E. McCaul, Heidi E. Hutton, Mary Ann C. Stephens verwendet, um Angst, Angstsensitivität und wahrgenommenen Stress zu erfassen.

Eine Teilgruppe von 30 Teilnehmern machte an einem medizinischen Zentrum einen Alkoholentzug für eine Woche: Die Maße zum Alkoholcraving wurden zweimal täglich erfasst. Am 4. Tag sollten die Teilnehmer an zwei Aufgaben teilnehmen: eine öffentliche Rede halten / an einem Mathematik-Wettbewerb teilnehmen. Vorher und nachher wurden Cortisol-Werte und Alkoholverlangen erfasst.

Bei diesen schweren Trinkern waren die Angst-Werte – im Verhältnis zum wahrgenommenen Stress – stärker mit einer Reihe von Alkohol-verknüpften Maßen verbunden. Während Alkoholstudien häufig die Begriffe Angst, Angstsensitivität und Stress austauschbar benutzen, zeigt diese Studie die Wichtigkeit der Differenzierung zwischen den drei Begriffen, und dass sie einzigartige Verbindungen mit Alkoholtrinken, Craving und Stressreaktivität unter den Alkoholikern eingehen.

Häufigkeit des Alkoholkonsums

Bei den Analysen waren höhere BAI-Werte (Beck Anxiety Inventory) mit einer niedrigeren Trinkhäufigkeit und weniger Getränken / trinkenden Tagen verbunden.

Im Gegensatz dazu waren höhere ASI-3-Scores (Anxiety Sensitivity Index-3) mit einer höheren Trinkhäufigkeit verknüpft.

Alkoholprobleme, Stressreaktivität

BAI-Angst-Symptom-Werte und ASI-3-Scores waren auch positiv verknüpft mit den Gesamtscores beim Alcohol Use Disorders Identification Test und den Werten der Subskalen zu Alkohol-Substanzstörungssymptomen und Problemen.

Alkoholcraving

Höhere BAI- und ASI-3-Scores, aber nicht PSS-Scores (Perceived Stress Scale – wahrgenommener Stress) standen im Zusammenhang mit erhöhten Werten beim selbstberichteten Alkoholcraving während der frühen Alkohol-Abstinenz.

Schließlich waren die BAI-Werte positiv mit durch Laborstress induziertem Cortisol und Alkoholcraving verbunden.

Im Gegensatz dazu zeigte PSS keine Beziehung zu den meisten Maßen der Alkoholsucht oder Stressreaktivität.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Johns Hopkins Universität, Alcoholism: Clinical and Experimental Research – DOI: 10.1111/acer.13350; März 2017

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