Online-Spielsucht und Eskapismus

Eskapismus (Wirklichkeitsflucht): Ein starker Prädiktor für eine Online-Spiel-Abhängigkeit bei E-Sport-Profis und Freizeitspielern

23.10.2019 Eine in Comprehensive Psychiatry veröffentlichte psychologische Studie verglich professionelle Spieler von Online-Spielen („E-Sport„) und Freizeit-Spieler und untersuchte die Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen dem, was jede Gruppe motiviert.

Während die beiden Gruppen psychosozial unterschiedlich sind, erhöhen sowohl „E-Sport“-Profis als auch Freizeitspieler das Risiko für eine Online-Spiel-Abhängigkeit, wenn ihr intensives Eintauchen in die Aktivität mit Eskapismus verbunden ist.

computerspiel-frau
Bild: Tomasz Mikolajczyk

Frühere Untersuchungen haben Eskapismus mit psychischen Distress und Spielsucht bei Freizeitspielern in Verbindung gebracht. Während E-Sport-Gamer viele positive Motivatoren wie die Entwicklung von Fähigkeiten haben, zeigt die Studie, dass ein übermäßiges Eintauchen einiger Spieler auf psychische Erkrankungen hinweisen kann, erklären die Forscher um Fanni Bányai vom Institut für Psychologie der ELTE Eötvös Loránd Universität, Budapest, Ungarn.

Die Psychologen befragten fast 4.300 Freizeit- und E-Sport-Spieler, um Daten über Spielzeit, Spielmotivation, Präsenz und Schwere der Spielstörung und psychiatrische Symptome zu sammeln. Darüber hinaus wurde die vermittelnde Wirkung von Spielmotivationen bei E-Sport- und Freizeitspielern zwischen psychologischer Belastung und problematischem Spielverhalten untersucht.

Zeitaufwand, Spielmotivationen

Ihre Ergebnisse zeigten, dass E-Sport-Gamer deutlich mehr Zeit damit verbrachten, sowohl an Wochentagen als auch an Wochenenden Computerspiele zu spielen als Freizeitspieler.

E-Sport-Gamer punkteten höher bei den Spielmotivationen zur Entwicklung der sozialen und wettbewerbsorientierten Fähigkeiten als Freizeitgamer.

Realitätsflucht, Wettbewerb, Fantasie und Coping

In beiden Gruppen schien Eskapismus der häufigste Prädiktor (Vorhersagevariable) für Internet-Spielabhängigkeit zu sein. In der E-Sportgruppe war Eskapismus die einzige Motivation, die darauf einen Einfluss hatte, während in der Freizeitgruppe Wettbewerb, Fantasie und Coping ebenfalls einen schwachen oder sogar negativen Zusammenhang mit Onlinespiel-Abhängigkeit aufwiesen.

Die Art und Weise, wie sowohl E-Sport- als auch Freizeitspieler aus der Realität in virtuelle Welten entfliehen, kann das Ergebnis unterschiedlicher Mechanismen und psychologischer Hintergründe sein. Bei einigen Pro-Spielern kann der psychische Gesundheitszustand (Stressniveau, psychosoziales Wohlbefinden, Selbstwertgefühl) die Wirkung von Eskapismus bei der Entwicklung von Spielstörungen beeinflussen, schreiben die Psychologen.

Weiterhin deuten die Ergebnisse darauf hin, dass einige E-Sportler spielsüchtig sein könnten, wie z.B. professionelle Pokerspieler, die spielsüchtig sind oder professionelle Sport-Athleten, die vom Training abhängig sind.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Comprehensive Psychiatry – https://doi.org/10.1016/j.comppsych.2019.152117

News und Forschung

  • Wissenschaftler untersuchten die Psychobiologie des Spielens im Internet.
    zum Artikel
  • ICD 11: Zwanghafte Nutzung von Video- und Computerspielen ist nun eine psychische Störung.
    zum Artikel

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.