Halluzinationen und Dopamin

Halluzinationen und Dopamin

Studie untersuchte Verbindung zwischen Halluzinationen und Dopamin

17.02.2018 Forscher der Universitäten Columbia und New York State haben herausgefunden, dass Menschen mit Schizophrenie, die akustische Halluzinationen wahrnehmen, dazu neigen, das zu hören, was sie erwarten – eine übertriebene Version der Wahrnehmungsverzerrung, die bei Menschen ohne Halluzinationen üblich ist.

Erhöhte Dopaminspiegel

Menschen mit Halluzinationen und anderen psychotischen Symptomen haben bekanntermaßen erhöhte Dopaminspiegel, was als Hauptangriffsziel der verfügbaren Medikamente für Psychosen gilt. Doch es war bisher unklar, wie dies zu Halluzinationen führen könnte.

Chemische Strukturformel
Bild: Chemische Strukturformel

Die Forscher fanden heraus, dass erhöhtes Dopamin im Gehirn einige Patienten dazu bringt, sich mehr auf ihre Erwartungen zu verlassen, was dann zu Halluzinationen führen kann.

Die jüngst in Current Biology veröffentlichten Studienergebnisse erklären, warum Medikamente, die auf die Dopamin-Produktion abzielen, zur Linderung dieser Erkrankung beitragen können.

Sensorische Erwartungen

Unser Gehirn nutzt frühere Erfahrungen, um sensorische Erwartungen zu erzeugen, die bei der Füllung der Lücken helfen, wenn Töne oder Bilder verzerrt oder unklar sind, sagt Studienautor Dr. Guillermo Horga.

Bei Menschen mit Schizophrenie scheint sich dieser Prozess zu verändern, was zu extremen Wahrnehmungsverzerrungen führt, wie zum Beispiel das Hören von Stimmen, die nicht existieren.

Das Striatum

Während solche Halluzinationen oft erfolgreich mit antipsychotischen Medikamenten behandelt werden, die den Neurotransmitter Dopamin in einer Hirnstruktur namens Striatum blockieren, ist der Grund dafür unbekannt, da dieser Neurotransmitter und das Striatum normalerweise nicht mit der sensorischen Verarbeitung in Verbindung gebracht werden, schreibt Horga.

In einem Experiment erzeugten die Forscher sowohl bei gesunden Teilnehmern als auch bei Teilnehmern mit Schizophrenie eine akustische Illusion. Sie untersuchten, wie der Auf- oder Abbau sensorischer Erwartungen die Stärke dieser Illusion verändern kann. Sie maßen auch die Dopaminfreisetzung vor und nach der Verabreichung eines Medikaments, das die Freisetzung von Dopamin stimuliert.

Patienten mit Halluzinationen neigten dazu, Geräusche eher so wahrzunehmen, wie sie sie erwartet hatten zu hören, selbst wenn die sensorischen Erwartungen weniger zuverlässig waren und die Illusionen bei gesunden Teilnehmern geschwächt waren.

Warum Antipsychotika wirken

Diese Tendenz – Erwartetes unflexibel zu hören – verschlechterte sich nach der Verabreichung eines Dopamin freisetzenden Medikaments und war bei Teilnehmern mit erhöhter Dopaminfreisetzung ausgeprägter und bei Teilnehmern mit einem kleineren dorsalen anterioren Gyrus cinguli (eine Hirnregion, die zuvor gezeigt hat, dass sie die Zuverlässigkeit von Umwelt-Reizen nachverfolgen kann) deutlicher.

Alle Menschen haben hin und wieder Wahrnehmungsverzerrungen, aber diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass überschüssiges Dopamin unsere verzerrten Wahrnehmungen verschlimmern kann, sagte Horga.

Neuartige Therapien sollten darauf abzielen, die Verarbeitung von Kontextinformationen zu verbessern, indem sie auf das Dopaminsystem oder auf nachgelagerte Signalpfade abzielen, die mit der Veränderung der Wahrnehmungsverarbeitung verbunden sind, zu denen wahrscheinlich auch der dorsale anteriore cinguläre Cortex gehört.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: Current Biology – DOI: 10.1016/j.cub.2017.12.059; Feb. 2018

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