- Definition
- Symptome
- Unterteilung
- Exogene/Endogene Psychosen
- Reaktive Psychose
- Akute Psychose
- Korsakowpsychose
- Ursachen
- Psychosoziale, Umweltfaktoren
- Cannabispsychose
- Postpartale P.
- Anfälligkeit
- Ernährung, Mangelernährung
- Nahrungsergänzung
- Biomarker, Subtypen, Biotypen
- B-Vitamine
- Cortisol
- Psychose-Spektrum-Syndrom
- Auf dem Weg zum Verständnis der Psychose
- Das psychotische Gehirn
- Das psychotische Gedächtnis
- Antipsychotika
- Behandlung, Therapie
- Intelligenzminderung, Intelligenzverlust
- Warnzeichen / Anzeichen
- Immigration, Einwanderung u. P.
- Psychose beim Kind
- Psychologen geben neue Einblicke in das Wesen der P.
- Soziale Fähigkeiten, Beeinträchtigungen
- Komorbidität / Begleiterkrankungen
- Weitere News / Forschungsartikel dazu
Was ist eine Psychose – Definition
Definition: Die Psychose ist (wie „Neurose“, siehe auch unter Neurose) ein Begriff, der nur schwer von anderen Begriffen abzugrenzen ist und das mehrdeutig und zur Zusammenfassung verschiedener Symptome bzw. Syndrome benutzt wird. Der umfasst auch organische und affektive P. sowie einzelne psychotische Episoden, die nicht einer Krankheit angehören.
Zunächst einmal ist eine Psychose eine schwere psychische Störung, die zu einer Veränderung der Persönlichkeit und des Erlebens führt. Zu diesen krankhaften Veränderungen gehören Halluzinationen, Wahnvorstellungen und abnormes Verhalten wie zum Beispiel Erregungs- oder Hemmungszustände.
Unterteilung
Psychosen können unterteilt werden in:
Organische Psychose
Organische Psychosen haben eine organische Ursache. Dies können akute (reversible) oder chronische (irreversible) Erkrankungen des Zentralen Nervensystems (Infektionskrankheiten, Demenz, Tumore, Durchblutungsstörungen des Gehirns) oder Einwirkungen von außen (Medikamente, Drogen) sein.
Affektive Psychose
Hier handelt es sich um nicht willentlich kontrollierbare Extremschwankungen der Stimmung.
– Manie: Manie ist eine mindestens eine Woche anhaltende Phase von Hochstimmung, verbunden mit Erregung, Rastlosigkeit und Unruhe. Typische Symptome sind dabei gesteigerte Aktivität, motorische Ruhelosigkeit, Rededrang, Ideenflucht, kurze Schlafzeiten, Größenwahn, leichtsinniges Verhalten und/oder Reizbarkeit.
– Depression: In Phasen der Depression stehen folgende Symptome im Vordergrund:
Verlust des Selbstwertgefühls, Antriebslosigkeit, Schlafstörungen, Anhedonie (Unfähigkeit, Freude zu empfinden), Konzentrationsstörungen, Appetitlosigkeit, Suizidgedanken, Selbstvorwürfe.
– Bipolare affektive Störung (manisch-depressive Störung):
Wechsel zwischen Episoden von Manie und Depression, wobei die Zeiträume dazwischen von unterschiedlicher Länge sind und mit der Zeit kürzer werden. Unbehandelt kann diese Krankheit chronisch verlaufen, die Intervalle können sich verkürzen und die Problematik kann sich aufgrund von Folgeproblemen (Abbruch von Beziehungen, Verlust des Arbeitsplatzes, Geldprobleme, Drogenabhängigkeit) verschärfen.
Mit zunehmendem Alter werden die Depressionsphasen häufiger und länger, so dass das Suizidrisiko steigt. Durch eine Therapie können Anzeichen für eine kommende Phase der Manie oder Depression frühzeitig erkannt werden und durch ein entsprechendes Verhalten (vor allem das Vermeiden von Stress, ausreichend Schlaf, Aufnahme von hilfreichen Kontakten) abgemildert oder sogar verhindert werden. Als Ursache werden mehrere Faktoren angenommen: genetische Disposition und biologische Faktoren im Zusammenhang mit Umweltfaktoren. Mehr zu: Bipolare Affektive Störung
Schizophrene Psychose
(Schizophrenie) – siehe auch zu dieser psychischen Krankheit: Schizophrenie
Eine andere Unterteilung
Exogene Psych.
Exogene Psychosen sind körperlich begründbar.
Siehe organische Psychosen
Endogene Psy.
Die Ursachen für eine endogene Psychose sind (noch) nicht organisch begründbar. Es handelt sich hier um das Zusammenspiel von genetischen, somatischen und psychosozialen Faktoren.
Zu den endogenen Psychosen gehören:
- Schizophrenien
- Affektive Psychose
- Schizoaffektive Störungen
Forschungsarbeit: Eine neue Unterteilung der Psychose in fünf Untergruppen
zum Artikel
Komorbidität / Begleiterkrankungen
Artikel zu Erkrankungen / Krankheitssymptomen, die begleitend auftreten können:
Auf dem Weg zum Verständnis der Psychose
Verkleinerung der Hippocampusregion im Gehirn von Psychotikern
20.06.2014 In einer aktuellen Studie konnte eine Verkleinerung des Gehirnvolumens des Hippocampus (eine mit dem Gedächtnis verbundene Gehirnregion) bei Patienten mit psychotischen Störungen (Schizophrenie, schizoaffektive Störung und psychotische bipolare Störung) festgestellt werden.
Die Pathophysiologie psychotischer Störungen bleibt unklar, besonders die der Schizophrenie. Die Volumenveränderung im Hippocampus ist ein Kennzeichen der Schizophrenie. Fortschritte bei der Bildverarbeitung ermöglichen die genaue Aufteilung bestimmter Hippocampus-Gebiete.
Die Autoren führten eine MRT-Studie mit psychotischen Patienten und gesunden Freiwilligen im Rahmen der Bipolar-Schizophrenia Network on Intermediate Phenotypes Studie an mehreren Universitäten in den USA durch. An der Studie nahmen
- 219 Patienten mit Schizophrene,
- 142 mit schizoaffektiver Störung,
- 188 mit psychotischer bipolarer Störung und
- 337 gesunde Freiwilligen teil.
Hippocampus
Es konnte bei allen drei Patienten-Gruppen mit psychotischen Störungen eine Volumenverkleinerung des Hippocampus festgestellt werden (verglichen mit den gesunden Freiwilligen). Es verkleinerten sich bestimmte Regionen des Hippocampus bei den psychotischen Patienten. Die Größe der Hippocampus-Regionen sind mit dem Schweregrad der Psychose, dem deklarativen Gedächtnis (speichert Fakten und Ereignisse) und der allgemeinen kognitiven Leistung verbunden.
„Diese Studie bestätigt, das der Hippocampus als einer der Schlüsselknotenpunkte auf dem Weg zum Verständnis der Psychose zu sehen ist. Wenn wir die funktionellen Folgen und Grundlagen der Ursachen dieser Veränderungen verstehen, werden wir wahrscheinlich bessere Prognosen und gezieltere Behandlungsmöglichkeiten bei Psychosen erreichen“, schreibt Ian Mathew von der Harvard Medical School in der Zeitschrift JAMA Psychiatry.
© PSYLEX.de – Quelle: JAMA Psychiatry, Harvard Medical School, Mai 2014
Psychotische Störungen bei Migranten, Einwanderern
Jüngste Forschungsergebnisse sagen, dass Immigration / Einwanderung – während der frühen Kindheit – mit einem höheren Risiko für eine psychotische Störung zu entwickeln verbunden ist.
Junge Immigranten haben höheres Psychose-Risiko
Die Studie unterstützt neuere Befunde, die psychotische Störungen wie Schizophrenie und Immigration verbanden. Die Forscher glauben, dass die psychische Verfassung von kleinen Kindern negativ durch ein traumatisches soziales, kulturelles Umfeld beeinflusst werden kann.
Kinder, die unter dem Alter von fünf Jahren einwanderten, hatten ein zweifach höheres Risiko für die Entwicklung von psychiatrischen Störungen als jene, die im Alter von 10-14 Jahren einwanderten, und ein dreifach höheres Risiko als jene, die als Erwachsene einwanderten.
Die Studie von Forschern der Columbia University Mailman School of Public Health und dem Parnassia Psychiatric Institute in Den Haag ist im American Journal of Psychiatry zu finden.
Die Forscher untersuchten die vier größten Immigrantengruppen der holländischen Stadt Den Haag: Immigranten aus Surinam, den Niederländischen Antillen (Aruba, Curaçao und Sint Maarten), der Türkei und Marokko.
Die Forscher verglichen die Berichte über psychotische Störungen unter den Einwanderern, die in verschiedenen Altern einwanderten, in zweiter Generation und unter holländischen Staatsbürgern.
Die Bürger in der 2. Generation (in den Niederlande geborene Bürger mit mindestens einem im Ausland geborenen Elternteil) wurden eingeschlossen, um zu bestimmen, ob Migration selbst zum Risiko beitrug oder ob die langfristige Erfahrung, zu einer ethnischen Minorität zu gehören, der relevantere Faktor ist.
Die Studienmethodologie schloss die Identifizierung jeden Bürgers von Den Haag im Alter von 15-54 ein, der sich in der 7-jährigen Periode von 1997 bis 2005 wegen einer möglichen psychotischen Störung an einen Arzt wandte.
Die Diagnosen wurden von zwei Psychiatern identifiziert und dann bestätigt. Mit irgendeiner Form einer Psychose diagnostizierte Patienten wurden in die Analyse einbezogen und entsprechend dem Land der Geburt und dem Land der Geburt der Eltern klassifiziert.
Insgesamt wurden 273 Immigranten, 119 Bürger in der 2.Generation und 226 holländische Staatsbürger mit einer Psychose diagnostiziert.
Nicht-westliche Immigranten hatten das höchste Risiko
Verglichen mit dem Risiko von psychotischen Störungen unter holländischen Staatsbürgern, war das Risiko unter Immigranten unter den nicht-westlichen Einwanderern, die im Alter zwischen 0 und 4 Jahren immigrierten am höchsten, beobachtete Dr. Ezra Susser.
„Wir stellten auch fest, dass das Risiko sich allmählich unter jenen verminderte, die im höheren Alter einwanderten, und dies war der Fall bei männlichen und weiblichen Immigranten und allen Immigrantengruppen der Studie.“
Eine Studieneinschränkung war, dass viele Faktoren zu einem gesteigerten Risiko einer psychiatrischen Krankheit beitragen können.
Aber, zum Beispiel wurde der Stress, zu einer ethnischen Minderheit zu gehören, berücksichtigt. Die Forscher entdeckten, dass Immigranten der 2. Generation höhere Raten von psychotischen Störungen als einheimische Niederländer hatten.
Quelle: American Journal of Psychiatry, Jan. 2012
Psychologen geben neue Einblicke in das Wesen der Psychose
17.10.2017 Ein Expertenbericht des Fachbereichs für Klinische Psychologie der British Psychological Society versucht über die Natur der psychischen Erkrankung Psychose aufzuklären.
Der Bericht „Psychose und Schizophrenie verstehen: Warum Menschen manchmal Stimmen hören, Dinge glauben, die andere merkwürdig finden oder realitätsfremd erscheinen und was helfen kann“ wurde von einer Gruppe klinischer Psychologen von acht Universitäten zusammen mit Menschen geschrieben, die selbst Psychosen erlebt haben.
Bild: Gerd Altmann
Viele Menschen glauben, dass Schizophrenie eine beängstigende Hirnerkrankung ist, die unberechenbar und potenziell gewalttätig macht und nur durch Medikamente kontrolliert werden kann. Dieser Bericht – eine überarbeitete Version einer 2014 von der Abteilung für Klinische Psychologie der British Psychological Society veröffentlichten Version – legt jedoch nahe, dass diese Ansicht falsch ist, schreiben die Autoren.
Stattdessen steht in dem Forschungsbericht:
- Die psychischen Probleme, die wir als‘ Psychose‘ bezeichnen – Stimmen hören, Dinge glauben, die andere seltsam finden oder realitätsfremd erscheinen – können genauso aufgefasst werden wie andere psychologische Probleme wie Angst oder Schüchternheit.
- Sie als Krankheit zu betrachten, ist nur eine Form, über sie nachzudenken, und keine, die von jedem oder allen Kulturen geteilt wird.
- Sie sind oft ganz oder teilweise eine Reaktion auf die Dinge, die in unserem Leben passieren können – Missbrauch, Mobbing, Obdachlosigkeit oder Rassismus.
- Menschen, die diese Probleme haben, sind selten gewalttätig. Allerdings können nicht hilfreiche Stereotypen dazu führen, dass Menschen von Polizei und psychiatrischen Diensten schlecht behandelt werden.Wer schwarz ist, ist besonders gefährdet. Zum Beispiel halten die psychiatrischen Dienste jedes Jahr fast viermal so viele Schwarze inhaftiert wie Weiße.
- Niemand kann mit Sicherheit sagen, was die Probleme einer bestimmten Person verursacht hat. Der einzige Weg ist, sich mit den Betroffenen zusammenzusetzen und zu versuchen, es herauszufinden.
- Dementsprechend sollten die Angehörigen der psychiatrischen Berufe nicht darauf bestehen, dass die Menschen sich selbst als krank ansehen. Manche sehen ihre Probleme eher als einen Aspekt ihrer Persönlichkeit, der sie manchmal in Schwierigkeiten bringt, ohne den sie aber nicht mehr sein wollen.
- Wir müssen viel mehr in die Prävention investieren, indem wir uns um den Umgang miteinander in unserer Gesellschaft kümmern. Insbesondere müssen wir uns mit Armut, Rassismus und Obdachlosigkeit sowie Missbrauch, Vernachlässigung und Mobbing von Kindern befassen. Die Konzentration von Ressourcen nur auf die Behandlung vorhandener Probleme ist wie das Aufwischen des Bodens, ignoriert aber die Quelle des austretenden Wassers.
Die Herausgeberin des Berichts, Anne Cooke von der Canterbury Christ Church University, sagte:
„Wir freuen uns, die überarbeitete Fassung dieses wichtigen Berichts vorlegen zu können. Die Änderungen beziehen sich auf die spezifischen Probleme, mit denen Menschen aus schwarzen und ethnischen Minderheitengruppen in Bezug auf Psychosen konfrontiert sind, sowie auf das Verhältnis zwischen Psychosen und sozialer Ungleichheit im Allgemeinen.“
© PSYLEX.de – Quellenangabe: British Psychological Society; Okt. 2017