Postpartale Psychose
Psychische Erkrankungen / Störungen
Psychose nach der Geburt
18.07.2013 Es gibt klare Risikofaktoren für eine postpartale Psychose (auch Wochenbettpsychose genannt) nach denen alle Frauen vor der Geburt befragt werden sollten, um Früherkennung und sofortige Behandlung der Erkrankung zu gewährleisten, sagt ein neuer Bericht.
Postpartale Psychose ist eine schwere geistige Erkrankung mit einem dramatischen Beginn kurz nach der Geburt.
Es sind etwa 1-2 bei 1000 Geburten betroffen. Jedoch, bemerkt der Bericht, könnte das wahre Vorkommen höher sein.
Symptome
Häufige Symptome sind:
- Manie,
- schwere Depression,
- Wahnvorstellungen,
- Halluzinationen,
- Verwirrung, Befremdheit oder Perplexität.
Risikofaktoren
Der Bericht der Zeitschrift The Obstetrician & Gynaecologist bemerkt, dass es übereinstimmende Belege einer spezifischen Beziehung zwischen postpartaler Psychose und Bipolarer Störung gibt. Frauen mit bipolarer Störung haben mindestens ein 1 zu 4 Risiko, eine postpartale Psychose zu bekommen.
Genetische Prädisposition ist auch ein Risikofaktor und Frauen mit bipolarer Störung und einer persönlichen oder Familiengeschichte von postpartaler Psychose haben ein noch höheres Risiko für eine postnatale Psychose; für sie liegt es bei 1 zu 2 bei einer Geburt, schreiben die Wissenschaftler.
Jedoch zeigt die Hälfte der Frauen, die eine postpartale Psychose entwickeln, keine Vorkommnisse in der Familiengeschichte oder keine vorherigen anderen Risikofaktoren.
Der Bericht betont die Notwendigkeit für einen engen Kontakt und die Überprüfung mit einem multidisziplinären Team während der perinatalen Phase für mindestens drei Monate nach der Geburt, selbst wenn es der Frau gut geht, und er empfiehlt einen festgelegten Plan für die Schwangerschaft und die postnatale Phase, der mit der Frau und ihrer Familie erörtert werden sollte.
Quelle: The Obstetrician & Gynaecologist, Juli 2013
Langzeitbeobachtung postpartaler Psychosen: Fast die Hälfte aller psychotischen Episoden nach der Geburt wiederholen sich nicht
20.04.2020 Ein im Journal of Clinical Psychiatry veröffentlichtes Forschungsergebnis zeigt, dass vierzig Prozent der Frauen, die nach der Geburt eine psychotische Episode erleben – die sogenannte Wochenbettpsychose oder postpartale Psychose – anschließend nicht wieder erkranken.
Von tausend Müttern erleiden ein oder zwei eine Wochenbettpsychose, aber die psychische Anfälligkeit im Zusammenhang mit der Geburt begleitet sie nicht unbedingt ihr ganzes Leben lang.
Keine weitere Behandlung nötig für fast die Hälfte der Frauen
Fast die Hälfte der Frauen, die eine Wochenbettpsychose erleiden, wird nicht wieder krank, ausgenommen bei einer erneuten Geburt. Das heisst, dass diese Frauen eine psychische Anfälligkeit haben, die genau mit der Geburt eines Kindes zusammenhängt, aber zu anderen Zeiten in ihrem Leben keine Symptome von psychiatrischen Störungen haben und deshalb keine medikamentöse Behandlung ausserhalb der postpartalen psychotischen Episode benötigen, sagt Studienautorin Trine Munk-Olsen.
Isolierte postpartale Psychosen
Die Forscher um Janneke Gilden von der Aarhus University bezeichnen diese Fälle als isolierte postpartale Psychosen.
Die Studie basiert auf einer systematischen Literaturrecherche und einer Metaanalyse der in diesem Bereich veröffentlichten Forschungsartikel.
Sechs Studien und 645 Patienten konnten in die quantitativen Analysen einbezogen werden; die Nachbeobachtungszeiträume betrugen 11-26 Jahre.
Von diesen Patientinnen erlebten 279 keine weiteren schweren psychotischen Episoden außerhalb der Nachgeburtszeit. Die Meta-Analyse mittels Zufallseffektschätzung ergab eine gewichtete Schätzung von 43,5% (95% KI, 37,7% bis 49,4%).
Laut Trine Munk-Olsen könnten Frauen mit einer isolierten postpartalen Psychose wahrscheinlich ohne Behandlung psychiatrischer Störungen auskommen – natürlich mit Ausnahme der Zeit unmittelbar nach der Entbindung.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: J Clin Psychiatry 2020;81(2):19r12906
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