Sozialer Status der Nachbarschaft, aber vor allem Wohnortwechsel in der Kindheit beeinflussen Depressionsrisiko im Erwachsenenalter
20.07.2024 Ein Umzug in der Kindheit kann das Risiko für eine spätere Depression erhöhen. Menschen, die vor ihrem 15. Lebensjahr mehrere Umzüge durchmachen müssen, haben laut einer in JAMA Psychiatry veröffentlichten Studie ein über 40 % höheres Risiko, im späteren Leben an einer Depression zu erkranken.
Dr. Clive E. Sabel von der Universität Aarhus in Dänemark und Kollegen untersuchten, ob wechselnde Einkommensverhältnisse in der Nachbarschaft und Umzüge in der Kindheit mit dem Risiko einer Depressionsdiagnose im Erwachsenenalter verbunden sind. Die Analyse berücksichtigte 1,1 Millionen Menschen, die zwischen 1982 und 2003 in Dänemark geboren wurden und 15 Jahre lang beobachtet wurden.
Die Forscher stellten fest, dass Menschen, die während ihrer Kindheit in benachteiligten Gebieten lebten, ein erhöhtes Risiko für Depressionen hatten (Inzidenzratenverhältnis: 1,10). Bei vollständiger Bereinigung um Faktoren auf individueller Ebene war das Risiko geringer (Inzidenzratenverhältnis: 1,02), was einen Anstieg der Depressionsinzidenz um 2 Prozent für jede Standardabweichung bei der Einkommensarmut ergab.
Unabhängig vom sozialen Status der Wohngegend war ein Umzug in der Kindheit mit einem signifikant höheren Depressionsrisiko im Erwachsenenalter verbunden als bei Menschen, die nicht in der Kindheit den Wohnort gewechselt haben (Inzidenzrate von 1,61 für zwei oder mehr Umzüge nach vollständiger Berücksichtigung von Störfaktoren).
„Während dieser prägenden Jahre bauen Kinder ihre sozialen Netzwerke durch die Schule, Sportgruppen oder andere Aktivitäten auf. Jedes Mal, wenn sie sich an etwas Neues gewöhnen müssen, kann das störend sein, so dass wir möglicherweise neue Wege finden müssen, um Menschen bei der Bewältigung dieser Herausforderungen zu helfen.“
Bei Kindern, die im Alter von 10 bis 15 Jahren einmal umziehen, ist die Wahrscheinlichkeit für das Auftreten einer Depression im späteren Leben um 41 % höher als bei Kindern, die nicht umziehen. Und wenn ein Kind zwischen 10 und 15 Jahren zweimal oder öfter umzieht, steigt das Risiko auf etwa 61 %.
„Diese Studie deutet darauf hin, dass nicht nur eine hohe Einkommensarmut in der Kindheit mit dem Auftreten von Depressionen im Erwachsenenalter assoziiert ist, sondern dass auch ein stabiles häusliches Umfeld in der Kindheit einen schützenden Effekt haben kann“, schreiben die Autoren. „Politische Maßnahmen, die eine stabile Kindheit ermöglichen und unterstützen, sollten gefördert werden.“
© Psylex.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry (2024). DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2024.1382
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