Unterschied: Lernverhalten bei Zwangsstörung und Spielsucht

Pathologische Spieler bzw. Menschen mit Zwangsstörungen lernen durch unterschiedliche Verstärkungsmechanismen

Unterschied: Lernverhalten bei Zwangsstörung und Spielsucht

15.03.2023 Shinsuke Suzuki von der Universität Melbourne, Australien, berichtet in einer in der Fachzeitschrift PLOS Biology veröffentlichten Studie über unterschiedliche Muster des Belohnungsverhaltens bei Zwangsstörungen und problematischem Glücksspiel (Spielsucht). Bei Zwangsstörungen sind die Lernraten geringer als normal, wenn die Belohnungen niedriger sind als erwartet. Andererseits zeigen Menschen mit problematischem Glücksspiel ein verstärktes bzw. abgeschwächtes Lernen bei Belohnungen, die höher bzw. niedriger als erwartet sind.

Das Verständnis der Unterschiede zwischen zwanghaftem und süchtigem Verhalten ist für die Entwicklung von Behandlungen für Erkrankungen wie problematisches Glücksspiel und Zwangsstörungen von wesentlicher Bedeutung. Obwohl diese Erkrankungen gemeinsame Merkmale wie Verhaltensstarrheit (Unflexibilität des Verhaltens) aufweisen, könnte ihre Unterschiedlichkeit mit Unterschieden in der Art und Weise zusammenhängen, wie belohnungsbasiertes Lernen im Gehirn verarbeitet wird.

Die Forschergruppe ging an dieses Problem heran, indem sie das Lernverhalten und die damit verbundene Gehirnaktivität modellierte. Gesunde Kontrollpersonen und Personen mit einer Zwangsstörung oder Spielsucht führten eine Verstärkungs-Lernaufgabe durch, während ihre Gehirnaktivität mit fMRT aufgezeichnet wurde. Die Analyse befasste sich mit dem Lernverhalten der beiden Gruppen, wenn die Ergebnisse von den Erwartungen abwichen, ein als Vorhersagefehler bekannter Wert.

Verhaltensbiologisch stellten die Forscher fest, dass Menschen mit Zwangsstörungen bei der Suche nach Belohnungen nicht so gut lernten wie Kontrollpersonen, wenn die Belohnungen geringer waren als erwartet. Dies spiegelte sich in überdurchschnittlich hohen negativen Vorhersagefehlern wider, die im dorsomedialen präfrontalen Kortex und im dorsalen Striatum kodiert wurden.

Zusätzlich zu dieser Art des „unzureichenden Lernens“ zeigten Personen mit Spielsucht auch „übermäßiges Lernen“, wenn die Belohnungen höher waren als erwartet. Bei diesen Personen spiegelte die Aktivität in der anterioren Insula die überdurchschnittlich hohen positiven Vorhersagefehler wider. Im Gegensatz zu diesen Unterschieden im Belohnungsverhalten unterschieden sich beide Gruppen nicht von den Kontrollpersonen, wenn sie aufgefordert wurden, unerwünschte Ergebnisse zu vermeiden.

Die Studie verdeutlicht die Vorteile eines neuroinformatischen Ansatzes bei der Untersuchung psychiatrischer Störungen. Durch das Aufspüren von Unterschieden beim Lernen mit positiver/negativer Verstärkung kann dieser Ansatz dazu beitragen, subtile Unterschiede zwischen den Erkrankungen zu erkennen, die zu unterschiedlichen Behandlungsansätzen führen könnten.

© Psylex.de – Quellenangabe: PLOS Biology (2023). DOI: 10.1371/journal.pbio.3002031

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