Männer gehen nach positiven Wahrsagungen eher finanzielle Risiken ein
08.09.2022 In drei neuen Studien zeigte sich, dass Männer, denen ein positives gegenüber einem neutralen oder negativen Wahrsagergebnis präsentiert wurde, anschließend eher geneigt waren, finanzielle Risiken einzugehen; bei Frauen war dieser Zusammenhang deutlich weniger ausgeprägt. Xiaoyue Tan von der Erasmus-Universität Rotterdam, Niederlande, und Kollegen stellen diese Ergebnisse in der Open-Access-Zeitschrift PLOS ONE vor.
Abergläubische Überzeugungen und Verhaltensweisen
Abergläubische Überzeugungen und Verhaltensweisen sind weltweit verbreitet. Eine begrenzte, aber wachsende Zahl von Forschungsarbeiten verbessert das wissenschaftliche Verständnis von Aberglauben.
So gibt es Hinweise darauf, dass der Aberglaube Unsicherheitsgefühle abbauen kann und dass abergläubische Rituale das Selbstvertrauen der Menschen bei der Bewältigung von Aufgaben stärken können. Wahrsagen ist eine beliebte Form des Aberglaubens, aber nur wenige Studien haben untersucht, wie es das Verhalten der Menschen beeinflusst.
Die Studien
Um die Beziehung zwischen Wahrsagerei und dem anschließenden Verhalten zu untersuchen, führten Tan und Kollegen zwei Online-Experimente mit insgesamt 693 Teilnehmern durch, denen entweder positive, negative oder neutrale Wahrsagungen über ihr Leben und ihren zukünftigen finanziellen Erfolg gemacht wurden. Später füllten die Teilnehmer einen Fragebogen zur Beurteilung ihrer Neigung zum Eingehen finanzieller Risiken aus.
Bei diesen Experimenten zeigte sich, dass Teilnehmer mit positiver Zukunftswahrsagung eher geneigt waren, finanzielle Risiken einzugehen – vor allem männliche Teilnehmer. Als Nächstes wurde in einem Experiment mit 193 neuen Teilnehmern in einer Laborumgebung festgestellt, dass ein positives Wahrsagergebnis mit einer größeren Neigung verbunden war, bei einem Online-Glücksspiel mit echtem Geld zu spielen. Allerdings zeigte sich hier kein signifikanter Unterschied zwischen Männern und Frauen.
Zusammenhang zwischen finanzieller Risikobereitschaft und positiver bzw. neutraler Wahrsagung
Die Forscher führten schließlich eine statistische „Metaanalyse“ aller drei Experimente durch, die bei Männern insgesamt einen signifikanten Zusammenhang zwischen finanzieller Risikobereitschaft und positiver bzw. neutraler Wahrsagung aufzeigte. Bei Frauen gab es diesen Zusammenhang jedoch so gut wie gar nicht.
Die meisten Teilnehmer an allen drei Experimenten gaben an, nicht abergläubig zu sein, obwohl die Ergebnisse darauf hindeuten, dass positive Wahrsagergebnisse ihr Verhalten beeinflussten. Dies steht im Einklang mit früheren Forschungsergebnissen, die darauf hinweisen, dass Menschen aus Aberglauben heraus handeln, auch wenn sie behaupten, nicht abergläubisch zu sein. Künftige Forschungsarbeiten könnten die Nuancen dieser Ergebnisse untersuchen, wie z. B. die Faktoren, die den ausgeprägteren Auswirkungen bei Männern zugrunde liegen.
Die Autoren fügen hinzu: „Positive Wahrsagerei kann bei Männern zu einer erhöhten finanziellen Risikobereitschaft führen, bei Frauen jedoch nicht (oder in geringerem Maße).“
© Psylex.de – Quellenangabe: PLoS ONE (2022). DOI: 10.1371/journal.pone.0273233
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