Weniger Bargeld, mehr Umsatz? Eine Metaanalyse zum bargeldlosen Effekt
12.06.2024 Eine Studie von Forschern der Universität von Adelaide hat ergeben, dass Menschen, die bargeldlose Zahlungsmittel verwenden, beim Einkaufen tendenziell mehr ausgeben.
Studienautor Lachlan Schomburgk sagt, dass die Untersuchung die Existenz eines positiven „bargeldlosen Effekts“ belegt, d. h., dass Verbraucher mehr ausgeben, wenn sie bargeldlose Zahlungsmethoden im Vergleich zu Bargeld verwenden.
Laut der Studie führt der bargeldlose Effekt dazu, dass die Menschen mehr ausgeben, wenn sie Produkte kaufen, die normalerweise als Statussymbol verwendet werden, wie z. B. Schmuck. Bei Spenden und Trinkgeldern wurde dieser Effekt jedoch nicht beobachtet.
„Entgegen unseren Erwartungen haben wir festgestellt, dass bargeldlose Zahlungen im Vergleich zu Bargeld nicht unbedingt zu mehr Trinkgeld oder Spenden führen“, sagt Schomburgk, der die Studie zusammen mit Professor Arvid Hoffmann von der University of Adelaide und Dr. Alex Belli von der University of Melbourne durchgeführt hat.
„Dies zeigt, dass traditionelle bargeldgestützte Methoden des Geldsammelns – wie Trinkgelddosen – genauso effektiv sind wie bargeldlose Kassenterminals, um Trinkgeld oder Spenden zu sammeln.“
Hinweise für Konsumenten
Schomburgk sagt, dass die Verbraucher darauf achten sollten, mit welcher Zahlungsmethode sie für Waren oder Dienstleistungen bezahlen, da dies ihnen helfen könnte, weniger auszugeben – besonders wichtig in der aktuellen Lebenshaltungskostenkrise.
„Um zu verhindern, dass sie mehr ausgeben als geplant, empfehlen wir den Verbrauchern, wann immer sie können, Bargeld anstelle von Karten mit sich zu führen, da dies eine Methode der Selbstkontrolle ist“, sagt Schomburgk.
„Bei der Verwendung von Bargeld werden die Scheine und Münzen gezählt und ausgehändigt, wodurch der Akt des Ausgebens deutlicher wird. Wenn nichts physisch übergeben wird, verliert man leicht den Überblick über die Höhe der Ausgaben.“
„Der Übergang zu einer bargeldlosen Gesellschaft scheint fast unvermeidlich. Ich glaube, dass diese Forschung von entscheidender Bedeutung ist, weil sie einen übersehenen Aspekt dieses Übergangs beleuchtet: wie Zahlungsmittel unser Ausgabeverhalten beeinflussen. Dieses Verständnis kann dazu beitragen, dass wir fundiertere Kaufentscheidungen treffen können.“
Erkenntnisse für Unternehmen und politische Entscheidungsträger
Die im Journal of Retailing veröffentlichte Studie liefert auch nützliche Erkenntnisse für Unternehmen und politische Entscheidungsträger.
Unternehmen sollten sich darüber im Klaren sein, dass sie, wenn sie sich nicht auf die bargeldlose Revolution einlassen, ungewollt ihr Umsatzpotenzial gefährden könnten, sagt Schomburgk.
„Und die politischen Entscheidungsträger sollten Personen, die mit bargeldlosen Transaktionen nicht vertraut sind, z. B. Menschen, die kein Bankkonto haben, über das Potenzial bargeldloser Methoden aufklären, die zu übermäßigen Ausgaben führen können.“
Schomburgk sagt, dass weitere Forschung wichtig ist, da der technologische Fortschritt zu neuen Zahlungsmethoden führt.
„Buy-now-pay-later“-Dienste und Kryptowährungen erforschen
Sowohl „Buy-now-pay-later“-Dienste als auch Zahlungen mit Kryptowährungen haben einige einzigartige Merkmale, die wahrscheinlich einen interessanten Einfluss auf das Zahlungsverhalten haben werden“, sagt Schomburgk. „Angesichts ihrer Neuartigkeit gibt es derzeit nur begrenzte akademische Arbeiten zu beiden, weshalb ich glaube, dass zukünftige Forschung notwendig ist.“
Für die Untersuchung wurden 71 veröffentlichte und unveröffentlichte Forschungsarbeiten aus 17 Ländern analysiert, die Daten von mehr als 11.000 Teilnehmern enthielten.
„Durch diese Metaanalyse haben wir Schlüsselfaktoren identifiziert, die den bargeldlosen Effekt stärker oder schwächer machen, die in einzelnen Studien nicht gefunden werden konnten. Auf diese Weise haben wir neue Erkenntnisse gewonnen, die von anderen Forschern in Einzelstudien oft übersehen wurden“, sagt Schomburgk.
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Retailing, 2024; DOI: 10.1016/j.jretai.2024.05.003
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