- Wirksamkeit der Behandlung bei Kindern / Jugendlichen
- Kognitive Verhaltenstherapie in Grundschule kann Kinderangst senken
- Therapien bei den meisten angstgestörten Heranwachsenden langfristig nicht wirksam
- Starke Angstzustände: Kognitive Verhaltenstherapie in der Gruppe scheint die effektivste verbale Psychotherapie bei Heranwachsenden zu sein
- Weitere News / Forschungsartikel dazu
Wirksamkeit der Behandlung von Angststörungen bei Kindern / Jugendlichen
08.02.2014 Fast die Hälfte aller Kinder und Jugendlichen mit Angststörungen zeigen nach einer Akut-Behandlung langfristig ein Nachlassen ihrer Symptome laut einer neuen Studie der Johns Hopkins University.
Vier Behandlungsverfahren
Golda S. Ginsburg und Kollegen beobachteten die Fortschritte von 288 Kindern und Jugendlichen, die zufällig vier Behandlungsverfahren (für drei Monate) zugeteilt wurden:
- Kognitive Verhaltenstherapie,
- Psychopharmaka,
- Kombination aus kognitiver Verhaltenstherapie und Psychopharmaka und
- Placebo-Pille.
Die Befunde
Nach sechs Jahren wurden die Teilnehmer erneut aufgesucht und man fand, dass
- sich 46,5% in Remission (temporäres oder dauerhaftes Nachlassen der Krankheitssymptome der Angststörung) befanden.
- Kinder, die wie erwartet auf die Akutbehandlungen ansprachen, blieben auch wahrscheinlicher in Remission.
- Die drei Therapieformen waren sich in der Wirkung und dem Rückfallrisiko ähnlich, und übertrafen die Placebo-Behandlung.
- Familiendynamik und Geschlecht waren die beiden stärksten Prädiktoren (Vorhersagevariablen) für langfristige Angst.
- Stabile Familien mit klaren Regeln und mehr Vertrauen, die gemeinsam Zeit auf hochwertige Weise verbrachten, minderten das Rückfallrisiko eines Kindes.
- Mädchen hatten ein fast doppelt so hohes Rückfallrisiko wie Jungen, eine Feststellung, die weiterer Nachforschung bedarf, sagten die Forscher.
Die Studie wurde in JAMA Psychiatry veröffentlicht.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Johns Hopkins University, Feb. 2014
Kognitive Verhaltenstherapie in Grundschule kann Kinderangst senken
01.08.2014 Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) hat sich in einer Studie mit Schulkindern als sehr erfolgreich erwiesen, das Angstniveau dieser Kinder zu reduzieren. Die Forscher glauben, dass diese Therapieform allen Kindern nützen könnte, egal wie groß deren Angst ist.
Bei diesem Projekt mit Grundschulkindern im Alter von 9-10 Jahren, sollte die Wirksamkeit von KVT-Unterricht untersucht werden. Die Befunde wurden in The Lancet Psychiatry herausgegeben.
Die Forscher führten in 40 Grundschulen mit 1.362 Kindern in Südwest-England für ein Jahr dieses Experiment durch, wobei jeweils drei Gruppen gebildet wurden:
- Eine Gruppe erhielt im Klassenraum Unterricht durch ihre Lehrer in kognitiver Verhaltenstherapie,
- die zweite KVT-Unterricht durch speziell darin ausgebildete ‚Gesundheitsmoderatoren“ und
- die dritte erhielt Standard-Schulbetreuung.
Während der kognitiven Verhaltenstherapie erfuhren die Schüler, wie sie ihre Emotionen identifizieren und mit ihnen umgehen und wie sie ihre ängstlichen Gedanken durch konstruktivere Denkschemata ersetzen können. Sie entwickelten auch Problemlösungsfertigkeiten, so dass sie besser mit angstmachenden Situationen umgehen konnten.
„Dies sind wichtige Befunde. Diese Intervention bietet eine kostengünstige und praktische Antwort auf die Herausforderungen in Lehranstalten, die emotionale Gesundheit zu fördern“, sagte Professor Harry Daniels vom Institut für Erziehung der Universität Oxford.
„Die Notwendigkeit, die psychische Gesundheit der Kinder zu verbessern, wird zunehmend wichtiger, angesichts der verbundenen Gesundheitsrisiken und der ökonomischen und sozialen Kosten, wenn mit solchen Ängsten nicht früh genug umgegangen wird.“
Die KVT-Stunden wurden einstündig gegenüber der gesamten Klasse als Teil des Lehrplans abgehalten. Die Befunde zeigten, dass lehrergeleiteter KVT-Unterricht nicht so wirkungsvoll war wie die Stunden, die von Angehörigen der Gesundheitsberufe abgehalten wurden.
Laut den Forschern sind Ängste in der Kindheit sehr verbreitet. Sie beeinflussen das tägliche Leben und erhöhen das Risiko schwerwiegender psychischer Störungen im Erwachsenenalter. Frühere Forschungsstudien haben herausgefunden, dass bereits 10% der Kinder im Alter von 16 von einer Angststörung betroffen sind.
Das Team versucht jetzt festzustellen, ob diese Senkung des Angstniveaus bei den Kindern anhält, wenn sie weiterführende Schulen besuchen.
© PSYLEX.de – Quelle: Oxford Universität / The Lancet Psychiatry, Juli 2014
Therapien bei den meisten angstgestörten Heranwachsenden langfristig nicht wirksam
31.05.2018 Egal welche Behandlung (Medikamente oder Psychotherapie) junge Menschen mit diagnostizierter Angststörung erhalten, nur 20 Prozent geht es langfristig gut laut einer im Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry veröffentlichten Studie.
Wenn man sieht, dass so wenige Kinder und Jugendliche nach den besten Behandlungen, die wir haben, symptomfrei bleiben, ist das entmutigend, sagt die Gesundheitspsychologin Golda Ginsburg von der Universität Connecticut.
Trennungsangst, soziale Phobie, generalisierte Angststörung
Sie schlägt vor, dass regelmäßige psychische Gesundheitskontrollen ein besserer Weg sein könnten, um Angststörungen zu behandeln, als das aktuelle Modell.
Die Studie folgte 319 jungen Menschen im Alter von 10 bis 25 Jahren, bei denen an mehreren Klinik-Standorten Trennungsängste, soziale Phobien bzw. generalisierte Angststörungen diagnostiziert worden waren.
Sertralin, kognitive Verhaltenstherapie oder Kombination
Sie erhielten eine evidenzbasierte Behandlung entweder mit Sertralin (Handelsname Zoloft), kognitiver Verhaltenstherapie oder einer Kombination dieser beiden Behandlungen.
Sie wurden dann jedes Jahr vier Jahre lang von den Forschern untersucht. Die Nachuntersuchungen bewerteten die Angstzustände, boten aber keine Behandlung.
Andere Studien ließen ein einzelnes Follow-up nach einem, zwei, fünf oder zehn Jahren folgen, aber das waren im Wesentlichen Momentaufnahmen, bemerken die Wissenschaftler. Dies war die erste Studie, die über vier Jahre jedes Jahr eine Neubewertung der gegen ihre Ängste behandelten Jugendlichen durchführte.
Erfassung rückfälliger und langfristig geheilter Personen
Die sequentiellen Follow-ups bedeuteten, dass die Psychologen Personen ermitteln konnten, die rückfällig wurden, sich erholten und wieder rückfällig wurden, sowie Teilnehmer, die ängstlich blieben, und langfristig geheilte Personen.
Sie fanden heraus, dass nur 20 Prozent der Patienten nach der Behandlung gesund wurden und in Remission blieben, wobei sie bei jeder Nachuntersuchung nur wenig Angst zeigten.
Aber etwa die Hälfte der Patienten wurde mindestens einmal rückfällig, und 30 Prozent blieben chronisch ängstlich und erfüllten bei jeder Nachuntersuchung die diagnostischen Kriterien für eine Angststörung.
Prognostizierende Faktoren einer chronischen Erkrankung
Weibliche Patienten waren eher chronisch krank als männliche.
Andere Faktoren für eine chronische psychische Erkrankung waren negativere Lebensereignisse, eine schlechte Kommunikation in der Familie und eine Diagnose von sozialer Phobie.
Auf der anderen Seite stellte die Studie fest, dass junge Menschen, die auf die Behandlung ansprachen, eher gesund blieben.
Die Studie ergab auch keinen Unterschied bei den Langzeitergebnissen zwischen den Behandlungsformen. Das bedeutet, dass, wenn kein kognitiver Verhaltenstherapeut in der Nähe ist, die Behandlung mit Medikamenten (wie Sertralin) ebenso effektiv ist, schließen die Studienautoren.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Journal of the American Academy of Child & Adolescent Psychiatry (2018). DOI: 10.1016/j.jaac.2018.03.017
Starke Angstzustände: Kognitive Verhaltenstherapie in der Gruppe scheint die effektivste verbale Psychotherapie bei Heranwachsenden zu sein
05.11.2018 Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) in Gruppen scheint die beste Wahl verbaler Psychotherapien bei Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen zu sein laut einer in JAMA Psychiatry publizierten Forschungsarbeit.
Die neue Studie zeigt, dass die Gruppenbehandlung mit Hilfe von kogniver Verhaltenstherapie deutlich wirksamer bei der Linderung von Angstsymptomen unmittelbar nach der Behandlung und bei kurzfristigen Nachuntersuchungen war als andere verbale Psychotherapien und alle Kontrollbedingungen.
KVT im Gruppensetting
Psychotherapie, die in einem Gruppensetting durchgeführt wird, scheint in der Regel zu besseren Ergebnissen für die Patienten zu führen, da diese zusätzlich sozialen Reizen und Interaktionen innerhalb der Gruppe ausgesetzt sind.
Zwar konnte bei jeder der verbalen Psychotherapien ein größerer Nutzen im Vergleich zur Wartelisten-Bedingung beobachtet werden, aber nur die gruppenbasierte kognitive Verhaltenstherapie erwies sich als signifikant besser als die anderen Psychotherapieformen.
Elf verschiedene Psychotherapieformen und vier Kontrollbedingungen
Andrea Cipriani vom Fachbereich Psychiatrie der Oxford Universität und Kollegen analysierten die Daten von 101 randomisierten klinischen Studien (6.625 Teilnehmer), die jede strukturierte Psychotherapie mit einer anderen Psychotherapie oder einer Kontrollbedingung bei Kindern und Jugendlichen mit Angststörungen verglichen. Es waren elf verschiedene Psychotherapieformen und vier Kontrollbedingungen verglichen worden.
Die Wissenschaftler stellten auch fest, dass kognitive Verhaltenstherapie (in unterschiedlichen Formen verabreicht) im Vergleich zu Placebo oder Wartelisten einen signifikanten Nutzen hinsichtlich der Lebensqualität von Kindern und Jugendlichen zeigte und das Leben im Alltag verbesserte.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: JAMA Psychiatry (2018). DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2018.3070
Weitere News aus der Forschung dazu
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- Ist Ihr Kind zu ängstlich
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich bin mit jungen Jahren an einer Angststörung erkrankt, aber erst über 10 Jahre später im Alter von 30 behandelt worden.
Bei mir stellte sich mit der Therapie eine schnelle Besserung ein. Die Rückmeldung meiner Psychologin und die Gespräche mit anderen Betroffenen brachten mich zu der Ansicht, dass die Therapie nur dann erfolgreich ist, wenn der Patient aktiv mitarbeitet. Ich lernte Personen kennen, die sich beschwerten,dass ihre Therapie nicht oder nur kurzfristig anschlug. Es kam im Laufe des Gesprächs jedesmal raus, dass diese Personen keine Übungen oder „Hausaufgaben“ machten, die der Therapeut empfohlen und mit ihnen eingeübt hatte.
Soweit meine Beobachtungen, die natürlich nur Laienhaft sind.
Mit freundlichen Grüßen
Wombat
Ich habe eine Tochter, die kurz nach der Geburt bei ienem Klinikaufenthalt ein Trauma erlitten hat und seitdem an sozialer Phobie leidet. Inzwischen ist sie 30, und seit mehr als 15 Jahren in psyhotherapeutischer Behandlung.
Ich gebe Ihrer Studie recht, es hat sich bis heute nichts oder nicht viel geändert, was meiner Meinung nach auch an den Psychotherapeuten liegt. Sie sollten mehr Konfrontationstherapie machen, das wurde bisher in keinem Fall durchgeführt, obwohl ich mehrmals mit den Therapeuten gesprochen hatte.
Die allgemeine Meinung ist die, nehmen Sie ein paar Tabletten, dann wird das schon wieder. Oder Sätze, wie „Sie sind austherapiert, ich kann Sie nicht mehr behandeln“. Es gibt sich im Endeffekt keiner Mühe, einem Menschen mit sozialer Phobie zu helfen, egal ob Psychotherapeuten oder Neurologen, und soziale Einrichtungen schon gar nicht.
Das ist alles sehr traurig.