Krankheitseinsicht bei Zwangsstörungen: Konzept, klinische Merkmale, Neuroimaging und Behandlung
10.01.2024 Forscher der Zhejiang University School of Medicine haben wichtige Zusammenhänge zwischen klinischen Merkmalen, Neurobildgebung und Behandlung aufgedeckt und damit neue Möglichkeiten für verbesserte Diagnose- und Therapiestrategien aufgezeigt, was einen wesentlichen Fortschritt im Verständnis der Zwangsstörung darstellt.
Die in der Zeitschrift Psychoradiology veröffentlichte Studie umfasste eine umfassende Überprüfung des Konzepts der Krankheitseinsicht bei Zwangsstörungen und untersuchte die klinischen Merkmale, die entsprechenden Veränderungen in der Neurobildgebung und den Zusammenhang zwischen Krankheitseinsicht und Wirksamkeit der Behandlung.
Die Krankheitseinsicht bei Zwangsstörungen
Die Krankheitseinsicht bei Zwangsstörungen bezieht sich auf das Bewusstwerden der Patienten über ihre Gedanken und Verhaltensweisen als Symptome einer Störung. Bemerkenswert ist, dass etwa 13 % bis 36 % der Patienten eine schlechte Krankheitseinsicht aufweisen, die mit schwereren Symptomen und schlechteren Behandlungsergebnissen verbunden ist.
Neuroimaging-Studien haben eine entscheidende Rolle beim Verständnis der neurologischen Grundlagen der Krankheitseinsicht gespielt. Strukturelle und funktionelle Anomalien wurden in kritischen Hirnregionen beobachtet, darunter im Frontal-, Temporal- und Parietallappen.
Betroffene Hirnregionen
Insbesondere wurde eine verminderte kortikale Dicke im dorsalen medialen präfrontalen Kortex, im linken anterioren cingulären Kortex und im rechten lateralen parietalen Kortex mit mangelnder Krankheitseinsicht in Verbindung gebracht. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass einsichtsbezogene Veränderungen auf eine Verringerung der Neuronen in den kortikalen Säulen zurückzuführen sein könnten, schreiben die Forscher.
Obwohl Behandlungen wie kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und Pharmakotherapie eine gewisse Wirksamkeit bei der Verbesserung der Krankheitseinsicht gezeigt haben, ist das Ansprechen auf diese Behandlungen unterschiedlich, was den Bedarf an personalisierten Behandlungsstrategien unterstreicht.
Neuroleptika und atypische Antipsychotika, die häufig Patienten mit eingeschränkter Einsichtsfähigkeit verschrieben werden, haben noch keine einheitliche Wirksamkeit gezeigt. Der leitende Forscher der Studie sagt: „Unsere Forschung bringt nicht nur unser Verständnis für die neuronalen Grundlagen der Zwangsstörung voran, sondern eröffnet auch neue Wege für gezielte Behandlungen. Durch die Identifizierung spezifischer neuronaler Netzwerke, die mit dem Schweregrad der Zwangsstörung in Verbindung stehen, können wir individuellere und wirksamere Interventionen entwickeln“.
© Psylex.de – Quellenangabe: Psychoradiology (2023). DOI: 10.1093/psyrad/kkad025
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