Achtsamkeitsbasierte Interventionen zur Behandlung von Ängsten und Depressionen bei Krebs empfohlen
16.08.2023 In evidenzbasierten Leitlinien, die von der Society for Integrative Oncology und der American Society of Clinical Oncology herausgegeben und am 15. August im Journal of Clinical Oncology veröffentlicht wurden, werden Empfehlungen für integrative Ansätze zur Behandlung von Angstzuständen / Angststörungen und Depressionen während und nach der Krebsbehandlung gegeben.
Dr. Linda E. Carlson von der University of Calgary in Kanada und ihre Kollegen führten eine systematische Übersichtsarbeit durch, um Angst- und Depressionssymptome bei Erwachsenen mit Krebs zu untersuchen, die anhand validierter psychometrischer Instrumente und unerwünschter Ereignisse erfasst wurden. Insgesamt wurden 30 systematische Übersichten und 80 randomisierte kontrollierte Studien ausgewertet, um die Evidenzbasis für die Leitlinien zu schaffen.
- Die Autoren empfehlen achtsamkeitsbasierte Interventionen, Yoga, Entspannung, Musiktherapie, Fußreflexzonenmassage und Aromatherapie (mit Inhalation) zur Behandlung von Angstsymptomen während der aktiven Krebsbehandlung; sie empfehlen den Einsatz von achtsamkeitsbasierten Interventionen, Yoga, Akupunktur, Tai Chi und/oder Qigong und Fußreflexzonenmassage bei Angstsymptomen nach der Krebsbehandlung.
- Bei depressiven Symptomen werden achtsamkeitsbasierte Interventionen, Yoga, Musiktherapie, Entspannung und Fußreflexzonenmassage während der Behandlung empfohlen, während achtsamkeitsbasierte Interventionen, Yoga und Tai Chi und/oder Qi Gong nach der Behandlung empfohlen werden.
Das Interesse an diesen Therapien hat bei Krebspatienten in den letzten Jahren stetig zugenommen, aber gewisse Hürden haben die Patienten daran gehindert, sie in Anspruch zu nehmen, sagte Mitautorin Dr. Julia Rowland vom Smith Center for Healing and the Arts in Washington, D.C., in einer Erklärung. „Wir hoffen, dass umfassende Krebszentren und Verwaltungsorgane in Erwägung ziehen, achtsamkeitsbasierte Interventionen in der Patientenversorgung Priorität einzuräumen.“
© Psylex.de – Quellenangabe: DOI: 10.1200/JCO.23.00857 Journal of Clinical Oncology
News zu Achtsamkeit bei Krebserkrankungen
- Achtsamkeitsbasierte Interventionen zur Behandlung von Ängsten und Depressionen bei Krebs empfohlen
- Achtsamkeit hilft nach Krebsbehandlung
- Krebs: Entspannungstechniken oder Achtsamkeitsübungen?
- Krebs (Psychologie)
- Weitere News-/Forschungsartikel dazu
Achtsamkeit hilft nach Krebsbehandlung
02.02.2015 Schon kurze achtsamkeitsbasierende Interventionen haben kurzfristige positive Auswirkungen auf die Psyche, das Verhalten und proinflammatorische Signalmarker bei behandelten Brustkrebspatientinnen.
6-wöchiges Achtsamkeitsprogramm
Julienne E. Bower von der University of California in Los Angeles, und Kollegen teilten Frauen (diagnostiziert mit Brustkrebs im Frühstadium im Alter von 50 oder jünger), die eine Krebsbehandlung erhalten hatten, randomisiert einem sechswöchigen Programm mit Achtsamkeitsübungen (Mindful Awareness Practices; n=39 Patientientinnen) oder einer Warteliste (Kontrollgruppe, n=32 Patientinnen) zu.
Es wurden über Fragebögen vor und nach der Intervention
- Stress,
- depressive Symptome,
- körperliche Symptome,
- krebsgebundener Distress und
- die positiven Ergebnisse erfasst.
Entzündungsmarker wurden durch Blutentnahmen beurteilt.
Wirksamkeit
Die Forscher stellten fest, dass es bei den Patientinnen der Achtsamkeitsgruppe zur Linderung bei:
- wahrgenommenen Stress,
- den depressiven Symptomen,
- der proinflammatorischen Genexpression und
- Entzündungssignalen kam.
Sekundäre Ergebnisse waren: Reduktion von
- Erschöpfung,
- Schlafstörungen und
- vasomotorischen Symptomen.
Es wurde über eine größere Ausgeglichenheit, Wahrnehmung von Lebenssinn und einen positiven Affekt durch das auf Achtsamkeit basierende Programm berichtet.
Dauer
Die psychologischen und Verhaltenseffekte konnten drei Monate nach dem Ende des Programms nicht aufrechterhalten werden. Der krebsgebundene negative Stress war allerdings immer noch reduziert.
„Bereits kurze achtsamkeitsbasierende Übungen können vorläufige Kurzzeiteffekte bei der Verringerung von Stress, Verhaltenssymptomen und Entzündungsmarkern bei jüngeren Brustkrebspatientinnen hervorrufen“, schreiben die Autoren in der Zeitschrift Cancer.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: University of California, Cancer; Jan. 2015
Krebs: Entspannungstechniken oder Achtsamkeitsübungen?
05.07.2017 Eine neue im Fachblatt Mindfulness veröffentlichte Studie zeigt, dass der Einsatz von Achtsamkeitstraining bei Krebspatienten negative Auswirkungen auf ihr Wohlbefinden haben kann – im Vergleich zu einfachen Relaxationstechniken (Entspannungsübungen).
Lisa Reynolds vom Fachbereich für psychologische Medizin der Universität Auckland und ihre Kollegen führten die Studie mit 68 Menschen durch, die eine Chemotherapie im Auckland Hospital erhielten.
Psychisches Wohlbefinden
Die Teilnehmer wurden randomisiert auf eine von zwei Stress-Management-Gruppen: Eine Gruppe erhielt grundlegende Entspannungstechniken, wie die Konzentration auf die Atmung, und die andere nahm an einer kurzen Achtsamkeitsintervention teil.
Beide Gruppen besuchten drei 90-minütige Sitzungen, einmal wöchentlich über drei Wochen.
Die medizinischen Psychologen hatten erwartet, dass beide Interventionen für die Krebs-Patienten hilfreich sein würden, aber auch, dass das Achtsamkeitstraining wirksamer wäre, sagte Reynolds. Doch es zeigte sich, dass die Achtsamkeitsübungen für die psychische Verfassung – zumindest vorübergehend – nicht so gut sein kann, sagte sie.
Beide Gruppen berichteten über eine Verringerung des Gesamt- und krebsbedingten Stresses im Laufe der Zeit.
Distress
Sofort nach der Intervention berichteten jedoch die Achtsamkeitsteilnehmer (aber nicht die Teilnehmer aus der Entspannungsgruppe) über verstärkte Symptome von Distress, geringfügig erhöhtes soziales Vermeidungsverhalten und verminderte Lebensqualität.
Einige Maße – wie Distress, Lebensqualität, soziales Vermeidungsverhalten – entwickelten sich bei den Menschen in der Achtsamkeitsgruppe also tatsächlich vorübergehend schlechter im Vergleich zum Entspannungstraining.
Doch nach drei Monaten (nach Behandlungsende) waren beide Gruppen wieder gleichauf bei diesen Werten, schreiben die Forscher.
Manchmal kann es wirklich sehr hart sein, sich auf die gegenwärtige Präsenz zu fokussieren, schreibt Reynolds.
Achtsamkeitstraining ermutigt einen, die eigenen Erfahrungen mehr zu akzeptieren, auch schmerzhafte, aber diese Fähigkeit benötigt Zeit, Training und Praxis. Es ist also abzuwägen, wann Achtsamkeitsübungen einsetzbar sind, und wann nicht.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Auckland; Mindfulness – DOI: 10.1007/s12671-017-0705-2; Juni 2017
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