Studie untersuchte, ob geschlechtsspezifisches Spielverhalten im Alter von sieben Jahren im Zusammenhang mit autistischen Merkmalen und Verhaltensproblemen steht

29.08.2024 Geschlechtsspezifische Nonkonformität bei 7-Jährigen – ermittelt anhand des Ausmaßes an geschlechtsspezifischem Spiel – kann mit autistischen Zügen und Verhaltensproblemen bei Mädchen und mit Problemen in der Beziehung zu Gleichaltrigen bei Jungen in Verbindung gebracht werden. Dies geht aus einer neuen Studie von Marlene Stratmann von der Universität Karlstad, Schweden, und Kollegen hervor, die in der Open-Access-Zeitschrift PLOS ONE veröffentlicht wurde.
Geschlechtsspezifische Nonkonformität (Gender Nonconformity, GNC) bezieht sich auf Abweichungen beim Geschlechtsausdruck hinsichtlich gesellschaftlicher und kultureller Geschlechtsnormen. In der Kindheit kann sich GNC auf verschiedene Weise manifestieren, etwa im Spielverhalten, in den Beziehungen zu Gleichaltrigen, bei der Kleidung und der Körpersprache. GNC in der Kindheit ist kein direkter Hinweis auf die Entwicklung einer Geschlechtsdysphorie (GD) im späteren Leben, obwohl beide Phänomene miteinander verbunden sind.
Kürzlich haben Studien begonnen, ein häufiges gemeinsames Auftreten von GNC, GD und Autismus-Spektrum-Störungen festzustellen. Die meisten dieser Arbeiten wurden jedoch in klinischen Populationen mit bestehenden Diagnosen durchgeführt, was dazu führen kann, dass die Zusammenhänge zwischen GNC und autistischen Merkmalen und Verhaltensproblemen in einer nicht-klinischen Bevölkerungsgruppe überbewertet werden.
Die Studie
In der neuen Studie analysierten die Forscher die Daten von 718 Kindern, die an der schwedischen Umwelt-Längsschnittstudie SELMA (Swedish Environmental Longitudinal, Mother and Child, Asthma and Allergy) teilgenommen hatten und für die Daten zum Spielverhalten und zu Verhaltensergebnissen vorlagen. Das Spielverhalten hinsichtlich geschlechtsspezifischer Nonkonformität wurde anhand des Preschool Activities Inventory ermittelt, das 12 „feminine“ und 12 „maskuline“ Spielzeuge, Spielaktivitäten und Merkmale des Kindes umfasst.
- Bei beiden Geschlechtern war ein höheres Maß an geschlechtsuntypischem Spiel mit größeren Verhaltensproblemen verbunden.
- Höhere Werte für das männliche Spielverhalten wurden bei beiden Geschlechtern mit Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit in Verbindung gebracht.
- Höhere Werte für weibliches Spielverhalten bei Jungen wurden mit Beziehungsproblemen mit Gleichaltrigen in Verbindung gebracht, während
- höhere Werte für männliches Spielverhalten bei Mädchen mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit für autistische Züge und Verhaltensschwierigkeiten einhergingen.
Bei der Studie handelt es sich um eine Stichprobe von Kindern eines bestimmten Alters in einem einzigen Land, so dass keine Rückschlüsse auf die Ursachen gezogen werden können. Die Autoren kommen jedoch zu dem Schluss, dass geschlechtsspezifische Abweichungen bei beiden Geschlechtern mit Verhaltensauffälligkeiten und -problemen in Verbindung gebracht werden können, auch bei Kindern ohne Diagnosen.
Die Autoren fügen hinzu: „Die Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die mehr mit Spielzeug spielten, das traditionell mehr vom anderen Geschlecht gespielt wird, mehr autistische Züge und Verhaltensprobleme aufwiesen. Gleichzeitig ist es sehr wichtig zu bedenken, dass nur weil ein Mädchen ruppiger oder ein Junge mit Puppen spielt, dies nicht bedeutet, dass es eine Verbindung zu Verhaltensproblemen oder autistischen Zügen bei diesem Kind gibt“.
© Psylex.de – Quellenangabe: PLOS ONE, 2024; 19 (8): e0308605 DOI: 10.1371/journal.pone.0308605