Eine schwächere implizite Interozeption ist mit einem negativeren Körperbild verbunden
04.09.2021 Neue Forschungsergebnisse zeigen, dass die Stärke der Verbindung zwischen unserem Gehirn und den inneren Organen mit unserem Körperbild (Vorstellung vom eigenen Körper) zusammenhängt.
Die in der Fachzeitschrift Cortex veröffentlichte Studie ist die erste, die den Zusammenhang zwischen dem Körperbild und der unbewussten Verarbeitung innerer Signale im Gehirn untersucht und aufzeigt.
Die von einem Team von Psychologen und Neurowissenschaftlern der Anglia Ruskin University (ARU) durchgeführte Studie ergab, dass Erwachsene, deren Gehirne diese internen Signale weniger gut erkennen können, eher zu Körperscham und Gewichtsangst neigen.
Diese Forschungsergebnisse könnten therapeutische Auswirkungen für Menschen haben, die an Krankheiten leiden, bei denen das Körperbild eine wichtige Rolle spielt. Zum Beispiel könnten die unbewussten Signale bewusst gemacht werden. Weitere Forschungen könnten sogar in der Klinik angewandt werden, da es möglich ist, dass die Reaktionen des Gehirns auf Bauchgefühlsignale auf eine Veranlagung zu Essstörungen hindeuten könnten.
Die Studie
Die Studienteilnehmer – eine Gruppe gesunder Erwachsener aus dem Vereinigten Königreich – nahmen zunächst an vier Bewertungen des Körperbildes teil, um ihre Gefühle der Körperwertschätzung, der Wertschätzung der Körperfunktionen, der Körperscham und der Gewichtssorgen zu erfassen.
Anschließend führten die Forscher Messungen der inneren Signale der Teilnehmer durch. Einige der Meldungen des Herzens und des Darms werden auf einer unbewussten Ebene verarbeitet, und das Nervensystem interpretiert diese Signale, um das Gehirn mit ständig aktualisierten Informationen über den inneren Zustand des Körpers zu versorgen.
Die Stärke der Verbindung zwischen dem Darm und dem Gehirn wurde durch gleichzeitige Aufzeichnung der elektrischen Aktivität beider Regionen gemessen. Die Forscher maßen auch die Reaktionen des Gehirns auf Herzschläge.
Verarbeitung im Gehirn und Körperbild
Sie fanden heraus, dass schwächere Gehirnreaktionen auf den Darm und das Herz signifikant mit einem höheren Maß an Körperscham und Gewichtssorgen bei den Teilnehmern verbunden waren.
Die Hauptautorin Dr. Jane Aspell, außerordentliche Professorin für kognitive Neurowissenschaften an der Anglia Ruskin University (ARU), sagte:
Wir nehmen unseren Körper sowohl von innen als auch von außen wahr: Wir können uns bewusst sein, wie unsere Haut und unsere Gliedmaßen aussehen, aber auch, wie hungrig wir uns fühlen oder wie stark unser Herz beim Sport schlägt. Das Gehirn verarbeitet auch ständig innere Signale, die uns nicht bewusst sind.
Wir fanden heraus, dass Personen, deren Gehirn weniger auf diese impliziten Signale aus dem Körperinneren reagiert, eher negative Ansichten über ihr äußeres Erscheinungsbild haben. Wenn das Gehirn eine schwächere Verbindung zum inneren Körper hat, legt es möglicherweise mehr Wert auf den äußeren Körper, so dass das äußere Erscheinungsbild für die Selbsteinschätzung viel wichtiger wird.
Die Hauptautorin Dr. Jennifer Todd sagte:
Unsere Forschung könnte Auswirkungen auf diejenigen haben, die ein negatives Körperbild haben, was sich negativ auf das Leben der Menschen auswirken kann.
Die in unserer Studie verwendeten Messungen der Darm- und Herzsignale könnten möglicherweise als Biomarker dienen, um ein negatives Körperbild und damit verbundene Erkrankungen wie Essstörungen zu erkennen oder sogar vorherzusagen. Darüber hinaus könnte es möglich sein, diese unbewussten Signale zu verstärken, indem man den Menschen beibringt, sich ihrer inneren Empfindungen bewusster zu werden.
© Psylex.de – Quellenangabe: Cortex (2021). DOI: 10.1016/j.cortex.2021.07.006