Studie: Das Belohnungssystem des Gehirns dient auch dazu, andere glücklich zu machen, nicht nur uns selbst
16.04.2024 Entscheidungen, die sich auf das Leben anderer auswirken, setzen voraus, dass man die verfügbaren Optionen abwägt und diejenige auswählt, die für sie den größten Nutzen bringt. Dies geschieht auf breiter Ebene, von der Beschaffung eines Geschenks für einen Freund über die Entscheidung, welchen Politiker man zur Verbesserung des gesellschaftlichen Wohlergehens wählen soll, bis hin zur Entscheidung als Politiker, wie man die Lebensqualität der Einwohner eines Landes am besten verbessern kann.
In einer Zusammenarbeit zwischen der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Universität Zürich haben Alexander Soutschek und Kollegen untersucht, wie unser Gehirn widersprüchliche Optionen zum gegenseitigen Nutzen aller vergleicht. Ihre Studie wurde im Journal of Neuroscience veröffentlicht.
Die Studie
Die Teilnehmer fasteten vor der Studie vier Stunden lang und absolvierten Aufgaben, bei denen sie
- bewerten sollten, wie sehr sie bestimmte Lebensmittel mochten,
- sie sollten Symbole mit Lebensmittelmengen verknüpfen und
- die Lebensmittelvorlieben anderer Personen vorhersagen (deren Präferenzen den eigenen entgegengesetzt waren), nachdem sie diese bei der Lebensmittelauswahl beobachtet hatten.
Die Probanden absolvierten dann eine abschließende Aufgabe, bei der sie sich selbst und anderen, deren Lebensmittelvorlieben ihren eigenen entgegengesetzt waren, unterschiedliche Mengen an Lebensmitteln zuwiesen (eine „Wohlfahrtsmaximierungsaufgabe“).
Die Wissenschaftler entdeckten, dass die Teilnehmer die Vorlieben der anderen ermittelten und diese mit ihren eigenen Präferenzen verknüpften, um Entscheidungen zu treffen, die für beide Seiten vorteilhaft waren und nicht nur für sie selbst.
Ein bildgebendes Verfahren und komplexe Analysen ergaben, dass das Belohnungssystem des Gehirns sowohl bei der Verfolgung der eigenen Vorlieben als auch bei der Verfolgung der Vorlieben anderer Teilnehmer aktiv war. Es war auch an der Ausführung von Entscheidungen beteiligt, die für alle Teilnehmer der Wohlfahrtsmaximierungsaufgabe optimal waren.
Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass belohnungsbezogene Hirnregionen dazu beitragen, wie Menschen trotz widersprüchlicher Präferenzen Entscheidungen treffen, die anderen zugute kommen.
© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Neuroscience 15 April 2024, e2376232024; DOI: https://doi.org/10.1523/JNEUROSCI.2376-23.2024
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