Depression und das C-reaktive Protein (CRP)

Erhöhtes C-reaktives Protein bei Patienten mit Depression, unabhängig von genetischen, gesundheitlichen und psychosozialen Faktoren

20.05.2021 Menschen mit Depression haben höhere Entzündungswerte in ihren Körpern als Menschen ohne Depressionen, unabhängig vom sozioökonomischen Hintergrund, einer schlechten Gesundheit oder ungesunden Verhaltensweisen laut einer Studie des King’s College London.

C-reaktives Protein (CRP)

C-reaktives Protein (CRP) ist ein Marker für Entzündungen im Körper und wurde in der bisher größten Studie über die genetischen, umweltbedingten, lebensstilbedingten und medizinischen Faktoren, die zu Entzündungen bei depressiven Störungen führen, bei depressiven Menschen in höheren Konzentrationen gefunden als bei nicht-depressiven Menschen.

Der Effekt verringerte sich – blieb aber signifikant, wenn mit erhöhter Entzündung assoziierte Faktoren (wie Rauchen, Body-Mass-Index (BMI) und Trauma) berücksichtigt wurden, was zu den Belegen beiträgt, dass es einen direkten biologischen Zusammenhang zwischen Entzündung und depressiven Störungen geben könnte. Die Studie wurde im American Journal of Psychiatry veröffentlicht.

Die Studie

Für diese Studie wurde die bisher größte bevölkerungsbasierte Stichprobe mit etwa 86 Tausend Teilnehmern mit Informationen über psychische Gesundheit, Entzündungen, Daten aus genomweiten Assoziationsstudien (GWAS), die Gene mit bestimmten Krankheiten, Umwelt, Lebensstil und körperlicher Gesundheit verbinden, verwendet.

Die Forscher analysierten Blutproben, genetische Daten und Fragebogen zur physischen und psychischen Gesundheit, die aus der UK Biobank (2006 – 2010) stammen. Von den 86.000 Teilnehmern, die in die Studie aufgenommen wurden, wurde knapp ein Drittel (31 %) als an einer schweren depressiven Störung leidend eingestuft. Dieser Prozentsatz ähnelt den Schätzungen anderer Studien zur globalen Prävalenz von Depressionen, die im Laufe des Lebens auftreten.

Die Studie zeigte, dass depressive Teilnehmer im Vergleich zu nicht depressiven Teilnehmern erhöhte Werte des C-reaktiven Proteins (CRP) im Blut aufwiesen und eher an einer niedriggradigen Entzündung litten, definiert als CRP-Werte im Blut von über 3 mg pro Liter.

Entzündung (Inflammation)

Entzündung (Inflammation) ist eine biologische Reaktion, die vorwiegend der Bekämpfung von Infektionen dient, aber auch eine wichtige Rolle bei der Verhaltensregulierung spielt. CRP ist ein Marker für Entzündungen.

Weitere Analysen zeigten, dass diese erhöhte Entzündung bei Depressionen nur teilweise durch klinische und soziodemographische Faktoren wie Alter, Geschlecht, Body-Mass-Index (BMI), Rauchen, Alkoholkonsum, Exposition gegenüber frühen Lebenstraumata, sozioökonomischer Status und selbstberichteter Gesundheitszustand erklärt wird.

Die Studie fand heraus, dass das genetische Risiko für Depressionen umso größer ist, je höher der Grad der Entzündung ist.

Polygener Risiko-Score

Der polygene Risiko-Score gibt eine Schätzung darüber ab, wie wahrscheinlich es ist, dass ein Individuum ein bestimmtes Merkmal nur aufgrund der Genetik hat. Der von den Forschern berechnete polygene Risiko-Score war bei den Teilnehmern für klinische Depression stark mit den CRP-Werten verknüpft. Dieser Zusammenhang war jedoch nicht mehr vorhanden, wenn BMI und Rauchen berücksichtigt wurden.

Im Gegensatz dazu sind die polygenen Risikoscores für drei Immunkrankheiten – Zirrhose, Morbus Crohn und rheumatoide Arthritis – alle positiv mit dem CRP-Spiegel assoziiert, selbst nach Kontrolle von BMI und Rauchen.

© PSYLEX.de – Quellenangabe: American Journal of Psychiatry – doi.org/10.1176/appi.ajp.2020.20060947

Was denken Sie darüber? Oder haben Sie Erfahrungen damit gemacht?


Aus Lesbarkeitsgründen bitte Punkt und Komma nicht vergessen. Vermeiden Sie unangemessene Sprache, Werbung, themenfremde Inhalte. Danke.