Confirmation Bias: Nur hören wollen, das eigene Ansichten bestätigt

Studie: Die Menschen nehmen neue Informationen eher zur Kenntnis, wenn sie diesen Glauben schenken wollen

Confirmation Bias: Nur hören wollen, das eigene Ansichten bestätigt

15.09.2021 Eine im Journal of the European Economic Association veröffentlichte Studie zeigt, dass wir tendenziell eher den Menschen zuhören, die uns Dinge erzählen, die wir gerne glauben würden, und die Menschen ignorieren, die uns Dinge erzählen, die wir lieber nicht glauben würden.

Infolgedessen neigen Gleichgesinnte dazu, sich gegenseitig zu beeinflussen, wenn sie sich über ihre Ansichten bzw. Überzeugungen austauschen.

Motivierte Überzeugungen

Obwohl man annehmen könnte, dass Menschen ihre Entscheidungen allein auf der Grundlage von Fakten und Erfahrungen treffen, haben frühere Forschungen gezeigt, dass Entscheidungsträger “motivierte Überzeugungen” haben; sie glauben Dinge zum Teil deshalb, weil sie diese Dinge gerne wahr hätten. Motivierte Überzeugungen (und die Überlegungen, die zu ihnen führen), können zu ernsthaften Verzerrungen der Wahrnehmung (Confirmation Bias, Bestätigungsfehler) führen.

Es wurde spekuliert, dass motivierte Überzeugungen die Verbreitung von Fehlinformationen in Online-Foren erklären. Solche Überzeugungen können auch die Entwicklung der Aktienmärkte erklären. Es gibt viele objektive Informationen über die Finanzmärkte, aber Gruppenentscheidungen und Bestärkung (z. B. die Performance der Game Stop-Aktie im Winter 2021) können zu Blasen und finanzieller Instabilität führen.

Die Experimente der Studie

Die Forscher untersuchten in Laborexperimenten, ob solche Verzerrungen in den Überzeugungen stärker werden, wenn die Menschen diese Überzeugungen untereinander austauschen. Die Forscher paarten Probanden auf der Grundlage ihres Ergebnisses in einem IQ-Test so, dass beide Teilnehmer entweder beide über dem Median oder beide unter dem Median lagen. Die Versuchspersonen tauschten dann ihre Überzeugungen bezüglich einer Aussage aus, von der beide glauben wollten, dass sie wahr sei: dass sie zur Gruppe der Personen mit hohem IQ gehörten.

Das Experiment zeigt: Personen, die pessimistisch sind, dass sie zur Gruppe der Hochbegabten gehören, werden deutlich optimistischer, wenn sie mit einer optimistischeren Person zusammengebracht werden. Bei einer optimistischen Person ist es jedoch unwahrscheinlich, dass sie ihre Überzeugungen ändert, wenn sie mit einer pessimistischeren Person zusammengebracht wird. Dieser Effekt ist besonders stark bei Personen aus der Gruppe mit niedrigem IQ, wo er zu besonders starken Verzerrungen führt. Insgesamt deuten die Ergebnisse darauf hin, dass die Voreingenommenheit dadurch verstärkt wird, dass Menschen (selektiv) sozialen Signalen, die ihre bereits vorhandene Motivation zu glauben verstärken, einen höheren Informationswert beimessen.

Wirksame Beseitigung der Verzerrung

Nach der Hälfte des Experiments gaben die Forscher den Probanden jedoch eine unvoreingenommene Information darüber, in welcher IQ-Gruppe sie sich befanden. Dadurch wurden die Verzerrungen, die durch den anfänglichen Austausch von Überzeugungen entstanden waren, sehr wirksam beseitigt. Die Ergebnisse deuten daher darauf hin, dass die Bereitstellung unvoreingenommener, zuverlässiger Informationsquellen motivierte Überzeugungen in Bereichen wie Echokammern und Finanzmärkten verringern kann.

Dieses Experiment stützt viele gängige Vermutungen darüber, warum voreingenommene Überzeugungen im Zeitalter des Internets schlimmer werden könnten, so Ryan Oprea, einer der Autoren der Studie. Wir erhalten heute viele Informationen aus den sozialen Medien, und wir wissen nicht viel über die Qualität der Informationen, die wir erhalten. Infolgedessen sind wir oft gezwungen, selbst zu entscheiden, wie genau verschiedene Meinungen und Informationsquellen sind und wie viel Wert wir ihnen beimessen.

Die Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass Menschen dieses Dilemma lösen, indem sie Quellen, die uns das sagen, was wir gerne hören möchten, Glaubwürdigkeit zuerkennen, und dies kann Verzerrungen aufgrund von motiviertem Denken im Laufe der Zeit viel schlimmer machen, schließt Oprea.

© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of the European Economic Association, jvab035, https://doi.org/10.1093/jeea/jvab035

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