Studie untersuchte Zusammenhang zwischen Cybermobbing-Erfahrungen und -Taten und Suizidalität in der frühen Jugend
27.06.2022 Jugendliche, die Ziel von Cybermobbing sind, berichten mit größerer Wahrscheinlichkeit über Suizidgedanken und –versuche. Diese Verbindung geht über den Zusammenhang zwischen Suizidalität und herkömmlichem Offline-Mobbing hinaus laut einer neuen Studie des Lifespan Brain Institute (LiBI) des Children’s Hospital of Philadelphia (CHOP) und der University of Pennsylvania.
Die Ergebnisse wurden in der Fachzeitschrift JAMA Network Open veröffentlicht.
In der heutigen Zeit und insbesondere seit der COVID-19-Pandemie findet ein erheblicher Teil der Interaktion zwischen Gleichaltrigen, einschließlich Mobbing, online statt, über Textnachrichten oder soziale Medienplattformen. Bis zu dieser Studie war jedoch nicht klar, ob Cybermobbing ein unabhängiger Risikofaktor für Suizidalität ist.
Um zu klären, ob Cybermobbing in seiner Verbindung mit Suizidalität im frühen Jugendalter eine Sonderstellung einnimmt, arbeiteten die Forscher mit Dr. Anat Brunstein Klomek von der Baruch Ivcher School of Psychology an der Reichman Universität in Israel zusammen. Gemeinsam analysierten sie Daten, die zwischen Juli 2018 und Januar 2021 im Rahmen der Adolescent Brain Cognitive Development Study (ABCD-Studie) gesammelt wurden, einer vielfältigen Stichprobe von über 10.000 US-Kindern im Alter von 10 bis 13 Jahren.
Die Studie
Im Rahmen der ABCD-Studie füllten die Teilnehmer einen Fragebogen zu Cybermobbing aus, in dem sie gefragt wurden, ob sie jemals Ziel oder Täter von Cybermobbing waren, definiert als „absichtlicher Versuch, einer anderen Person online, in Texten oder Gruppenmitteilungen oder in sozialen Medien (wie Instagram oder Snapchat) zu schaden oder gemein zu ihr zu sein.“ Traditionelles Offline-Mobbing wurde mit einem separaten Fragebogen erfasst, der das Verhalten in drei Kategorien unterteilte: offene Aggression, wie Bedrohung oder Schläge; Beziehungsaggression, wie jemanden nicht einzuladen oder auszuschließen; und Reputationsaggression, wie das Verbreiten von Gerüchten oder Klatsch und Tratsch.
Um die Suizidalität zu bestimmen, untersuchten die Forscher, ob die Teilnehmer über frühere oder aktuelle Suizidgedanken oder -handlungen berichteten.
Von den 10.414 Teilnehmern der ABCD-Studie gaben
- 7,6 % an, Suizidgedanken oder -handlungen entwickelt zu haben,
- 8,9 % berichteten, Ziel von Cybermobbing zu sein, und
- 0,9 % gaben an, andere zu mobben.
Suizidrisiko bei Online- und Offline-Mobbing
Ziel von Cybermobbing zu sein, stand mit Suizidgedanken in Verbindung; Cybermobber zu sein, hingegen nicht. Dieses Ergebnis unterscheidet sich von dem des traditionellen Offline-Mobbings, bei dem sowohl das Ziel als auch der Täter von Mobbing mit einem erhöhten Suizidrisiko in Verbindung gebracht wird.
Darüber hinaus stellten die Forscher fest, dass sich Online-Mobbing nur teilweise mit Offline-Mobbing überschneidet, was die Annahme unterstützt, dass Cybermobbing ein eigenständiges Phänomen ist, das unabhängig von Offline-Mobbing-Erfahrungen ist. Dies könnte darauf hindeuten, dass von Cybermobbing betroffene Jugendliche sich von denen unterscheiden, die von Offline-Mobbing betroffen sind.
„Unsere Ergebnisse legen nahe, dass Cybermobbing ein unabhängiger Risikofaktor für jugendliche Suizidalität ist“, sagte Studienautor Dr. Ran Barzilay. „Für politische Entscheidungsträger, die die Bemühungen zur Prävention von Jugendsuizid optimieren wollen, sollte diese Studie die Interventionen für online gemobbte Jugendliche weiter fördern.“
© Psylex.de – Quellenangabe: JAMA Network Open (2022). DOI: 10.1001/jamanetworkopen.2022.18746