Studie stellt kognitive Defizite bei Menschen nach einer Infektion mit COVID-19 fest
12.08.2021 Die Untersuchung ergab, dass Personen mit schwereren COVID-19-Symptomen bei einer Reihe von Online-Tests schlechter abschnitten, wobei die Leistung bei Denk- und Problemlösungsaufgaben am stärksten beeinträchtigt war. Eine weitere Analyse der in EClinicalMedicine veröffentlichten Daten ergab, dass während des Krankenhausaufenthalts mechanisch beatmete Betroffene bei den kognitiven Aufgaben am stärksten beeinträchtigt waren.
Die Studie
Eine Reihe von Online-Tests, die vom Erstautor der Studie vom Imperial College London, Dr. Adam Hampshire, entwickelt wurden, waren kurz vor der Pandemie im Rahmen des BBC2 Horizon’s Great British Intelligence Test für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht worden. Anfang 2020 erweiterte das Studienteam die Fragebogen, um Informationen über die SARS-CoV-2-Infektion, die aufgetretenen Symptome und die Notwendigkeit eines Krankenhausaufenthalts zu sammeln.
Von den 81.337 Personen, die vollständige Angaben machten, hatten 12.689 den Verdacht, an COVID-19 erkrankt zu sein. Die Teilnehmer berichteten über eine Reihe von Schweregraden der Erkrankung, wobei viele unter Atemwegssymptomen litten und dennoch zu Hause bleiben konnten (3 559 Teilnehmer). Fast 200 wurden im Krankenhaus behandelt (192 Teilnehmer), und etwa ein Viertel von ihnen (44 Teilnehmer) musste mechanisch beatmet werden.
Die Zeit seit Krankheitsbeginn betrug etwa 1-6 Monate, so dass die Studie keine endgültigen Schlussfolgerungen darüber zulässt, ob diese Auswirkungen auf die Kognition von Dauer sind.
Denkprobleme und Atemsymptome
In der Studie wurde ein Zusammenhang zwischen Defiziten in der kognitiven Gesamtleistung und der Schwere der aufgetretenen Atembeschwerden festgestellt. Die Untersuchung ergab auch, dass nicht alle Bereiche des Denkvermögens in gleicher Weise mit der COVID-19-Erkrankung verbunden waren, und dass einige Fähigkeiten nicht beeinträchtigt wurden, darunter die emotionale Unterscheidungsfähigkeit (Erkennen von Gesichtern, die dieselbe Emotion ausdrücken) und das Arbeitsgedächtnis (Erinnern, wo eine Folge von Quadraten auf dem Bildschirm erscheint).
Im Vergleich dazu schienen die „exekutiven“ Aufgaben, die Fähigkeiten im Bereich des logischen Denkens (z. B. Entscheiden, ob Beziehungen zwischen Wörtern ähnlich sind) und des Problemlösens (Herausfinden, wie viele Züge es braucht, um von einer Anordnung zu einer anderen zu gelangen), die größten Defizite zu zeigen.
Um das Ausmaß der Defizite zu verstehen, verglichen die Autoren das Muster der Ergebnisse in den Tests mit kognitiven Veränderungen, die aus anderen Gründen auftreten. Die Auswirkungen bei denjenigen, die mit mechanischer Beatmung in ein Krankenhaus eingeliefert wurden, waren vergleichbar mit dem durchschnittlichen kognitiven Rückgang, der über einen Zeitraum von zehn Jahren beim Altern zu beobachten ist, und entsprachen einer Differenz von sieben Punkten beim IQ.
© psylex.de – Quellenangabe: EClinicalMedicine, 2021; 101044 DOI: 10.1016/j.eclinm.2021.101044
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Eine mechanische Beatmung geht meines Wissens in der Regel mit dem Versetzen in ein künstliches Koma einher.
Inwieweit wurde untersucht, ob die kognitiven Defizite tatsächlich mit dem Coronavirus oder eben mit dem künstlichen Koma zusammenhängen?