Der Gruppenrausch beim gemeinsamen Klatschen

Der Einfluss von Gruppengröße und Engagement auf das zeitliche Bindungsfenster bei der Wahrnehmung von Klatschen

Der Gruppenrausch beim gemeinsamen Klatschen

14.05.2024 Forscher der Universität Tsukuba haben herausgefunden, dass das Anhalten des Gefühls der gemeinsamen Gleichzeitigkeit mit der Größe der Gruppe, in der eine Person mitwirkt, zunimmt. Diese Tendenz ist ausgeprägter, wenn eine Person innerhalb der Gruppe eher passiv agiert. Darüber hinaus variiert die Zeitspanne für die Wahrnehmung der Gleichzeitigkeit flexibel je nach Gruppengröße und Art der Interaktion.

Die Informationen, die wir aus der äußeren Umgebung erhalten, erreichen das Gehirn mit unterschiedlicher Geschwindigkeit. So können wir beispielsweise die Bewegung des Mundes eines Sprechers (visuell) und seine Stimme (auditiv) als gleichzeitig wahrnehmen. Dies liegt daran, dass das Gehirn Informationen, die es innerhalb eines bestimmten Zeitraums erhält, zu einem einzigen Ereignis zusammenfasst, einem Zeitraum, der als „temporal binding window“ (TBW; „zeitliches Bindungsfenster“) bezeichnet wird.

Kollektives Klatschen

Die Forscher untersuchten, wie das TBW bei der kollektiven Aktion des Klatschens reguliert wird. Den Teilnehmern wurden unter verschiedenen Bedingungen künstlich erzeugte Klatschgeräusche dargeboten und sie sollten deren Synchronität bewerten. Die Ergebnisse zeigten, dass das TBW mit zunehmender Anzahl der Klatscher (Gruppengröße) logarithmisch anstieg, obwohl die Variabilität des TBW von der Gruppengröße unbeeinflusst blieb.

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass die Teilnehmer Klatschgeräusche, die nicht exakt simultan erscheinen, aktiv integrieren und als simultan interpretieren. Darüber hinaus stieg das TBW bei der Aufgabe, bei der die Teilnehmer beim Hören des Klatschgeräusches eine Taste drückten – eine Aufgabe, die ein höheres Engagement mit der Gruppe erforderte – signifikant stärker an als bei anderen Aufgaben mit geringerem Engagement.

Dies deutet darauf hin, dass die Teilnehmer die Zeitspanne, in der sie Gleichzeitigkeit wahrnehmen, auf der Grundlage der unbestimmten Interaktionen innerhalb der Gruppe anpassen. Darüber hinaus erklärt die Korrelation zwischen Gruppengröße und TBW-Anstieg den „gemeinsamen Rausch“, bei dem die Teilnehmer spontan vom vorgeschriebenen Rhythmus zu einem schnelleren beschleunigen, wenn sie versuchen, sich in einer Gruppe zu synchronisieren.

Diese in Frontiers in Psychology veröffentlichten Ergebnisse sollen gruppenspezifische Dynamiken beleuchten, die durch die Flexibilität des menschlichen Zeitempfindens unterstützt werden, und so zu unserem Verständnis von Phänomenen wie dem Groove und dem Gefühl der Einheit in der Musik beitragen.

© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Gambling Studies (2024). DOI: 10.1007/s10899-024-10293-8

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