Studie untersuchte körperliche Empfindungen und ästhetisches Erleben von Kunst
27.03.2023 Eine neue in Cognition & Emotion veröffentlichte Studie der Universitäten Turku und Aalto in Finnland zeigt, dass Kunst eine starke Wirkung auf den Körper und die Emotionen der Menschen hat.
Menschen auf der ganzen Welt fühlen sich von der Schaffung und dem Konsum von Kunst angesprochen, und menschliche Emotionen sind oft ein zentrales Thema in visuellen Kunstwerken sowie in Musik und Performance-Kunst. Die Mechanismen, die den von der Kunst hervorgerufenen Gefühlen bzw. Emotionen zugrundeliegen, sind jedoch nach wie vor nur unzureichend geklärt.
Eine neue Studie zeigt, wie die Betrachtung visueller Kunst unsere Emotionen beeinflusst. Die Versuchspersonen betrachteten verschiedene Arten von Kunstwerken und beschrieben die Gefühle, die die Kunst in ihrem Körper auslöste. Die Forscher zeichneten die Augenbewegungen der Probanden auf, während sie die Kunstwerke betrachteten. Außerdem bewerteten die Teilnehmer, welche Art von Emotionen jedes Kunstwerk auslöste.
„Das Betrachten der Kunstwerke rief bei den Menschen viele verschiedene Gefühle und Emotionen hervor. Obwohl viele der Werke traurige oder beängstigende Themen behandelten, waren die von den Personen empfundenen Emotionen überwiegend positiv. Die durch die Kunst hervorgerufenen körperlichen Empfindungen trugen ebenfalls zu den Emotionen bei: Je stärker die Reaktion des Körpers auf das Kunstwerk war, desto stärker waren die Emotionen, die die Versuchspersonen empfanden“, sagt Professor Lauri Nummenmaa vom Turku PET Center an der Universität Turku.
„In den Kunstwerken waren die menschlichen Figuren das interessanteste Thema und wurden am meisten betrachtet. Menschen neigen dazu, sich in die Emotionen anderer einzufühlen, und das ist wahrscheinlich auch der Fall, wenn wir menschliche Darstellungen in der Kunst betrachten. Die in den Kunstwerken dargestellten menschlichen Emotionen können vom Betrachter durch die sogenannte Spiegelung unbemerkt aufgenommen werden“, sagt Riitta Hari von der Aalto-Universität.
Insgesamt nahmen 1.186 Personen aus verschiedenen Ländern an der Studie teil und bewerteten die von mehr als 300 Kunstwerken hervorgerufenen Emotionen. Die Untersuchung wurde mit Online-Umfragen und Augenbewegungsaufzeichnungen (Eye-Tracking) im Labor durchgeführt.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass unser Körper eine wichtige Rolle bei der ästhetischen Erfahrung spielt. Körperliche Empfindungen können Menschen zur Kunst hinziehen: Kunst ruft Gefühle im Körper hervor, und eine solche Stimulation der körpereigenen Lustzentren fühlt sich für den Betrachter angenehm an. Deshalb können die von der Kunst hervorgerufenen Emotionen und Körperempfindungen zum Beispiel bei der Rehabilitation und Pflege psychisch Kranker genutzt werden“, erklärt Nummenmaa.
© Psylex.de – Quellenangabe: Cognition and Emotion (2023). DOI: 10.1080/02699931.2023.2183180
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