Effekt der Selbstüberschätzung beim Glücksspiel

Ein zweischneidiger Schwert-Effekt der Selbstüberschätzung: Soziale Vergleichsvorurteile sagen Spielmotivationen und -verhalten von Kasinospielern voraus

Effekt der Selbstüberschätzung beim Glücksspiel

19.05.2024 Als beliebte Form der Unterhaltung in der modernen Gesellschaft wurde die Glücksspielindustrie als „das Herz der Wirtschaft in der postindustriellen Ära“ gepriesen. Das Glücksspiel birgt jedoch erhebliche Risiken, nicht nur für das finanzielle und psychologische Wohlbefinden des Einzelnen, sondern auch für die soziale Stabilität. Aus diesem Grund steht es seit langem im Mittelpunkt des Interesses der Verhaltensforschung, die sich um das Verständnis der Ursachen und Einflussfaktoren bemüht.

Ein Forscherteam unter der Leitung von Dr. Liang Zhuyuan vom Institut für Psychologie der Chinesischen Akademie der Wissenschaften hat eine zweischneidige Wirkung von übermäßigem Selbstvertrauen (Selbstüberschätzung) auf das Glücksspielverhalten entdeckt. Die Studie wurde im Journal of Gambling Studies veröffentlicht.

Einfluss auf Spielmotivation und Spielverhalten

In ihrer Studie mit 127 College-Studenten und 733 Kasinospielern in Macau untersuchten die Forscher die Selbstüberschätzung der Teilnehmer, ihre Spielmotivation und ihr Spielverhalten. Ein einzigartiger Aspekt dieser Studie war die Verwendung eines sozialen Vergleichsprozesses zur Messung der Selbstüberschätzung: Die Teilnehmer sollten ihre Verdienstmöglichkeiten oder ihr Glück im Vergleich zu 100 Gleichaltrigen einschätzen, die ihnen ähnlich waren.

Die Ergebnisse zeigten, dass die Selbstüberschätzung einen signifikanten Einfluss auf die Spielmotivation und das Spielverhalten der Probanden hatte, wobei die Richtung der Auswirkungen je nach dem Bereich des sozialen Vergleichs variierte. Wer glaubte, mehr zu verdienen als andere, neigte zu einer höheren Glücksspielmotivation und -häufigkeit.

Umgekehrt neigten Personen, die sich selbst als weniger zufrieden als andere wahrnahmen, eher zu problematischem Spielverhalten. Wichtig ist, dass dieser zweischneidige Effekt der Selbstüberschätzung auch nach Berücksichtigung der demografischen Merkmale und anderer relevanter kognitiver Faktoren, wie z. B. der Risikopräferenzen, bestehen blieb, schreiben die Autoren.

„Viele von uns sehen die Welt durch eine rosarote Brille. Für Glücksspieler ist es jedoch wichtig, zu überdenken, wann sie diese Brille aufsetzen: Sie abzunehmen, wenn man externe Fähigkeiten vergleicht, und sie aufzusetzen, wenn man interne Zustände bewertet, kann helfen, problematisches Glücksspiel einzudämmen“, so Liang.

Dieses Ergebnis erweitert unser Verständnis des Zusammenhangs zwischen Selbstüberschätzung und Glücksspiel, indem es von einer kognitiven Verzerrungsperspektive zu einer Perspektive des sozialen Vergleichs übergeht. Sie liefert auch wertvolle Erkenntnisse für künftige Interventionen, die auf spielbezogene Probleme abzielen: Eine mögliche Interventionsstrategie könnte darin bestehen, den Menschen zu helfen, ihr blindes Vertrauen in ihre externen Fähigkeiten zu überwinden und ihr relatives Wohlbefinden zu steigern.

© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Gambling Studies (2024). DOI: 10.1007/s10899-024-10293-8

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