EMDR gegen (Drogen-) Süchte

Durchführbarkeit und Wirksamkeit des suchtfokussierten Eye Movement Desensitization Reprocessing (EMDR) bei Erwachsenen mit Drogenproblemen

EMDR gegen (Drogen-) Süchte

15.11.2023 Eine neue Pilotstudie der Florida Atlantic University zeigt vielversprechende Ergebnisse bei der Behandlung von Suchtproblemen durch die Kombination von Augenbewegungen und angeleiteten Anweisungen zur Verarbeitung von Erinnerungen. Die evidenzbasierte Therapie – Eye Movement Desensitization Reprocessing (EMDR) – hat sich bei der Behandlung von PTBS, Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen als wirksam erwiesen. Es gibt jedoch nur wenige Forschungsarbeiten, die diese Methode für die Behandlung von Drogensucht untersuchen.

Da das Craving (Verlangen) durch in Erinnerungen gespeicherte Sinnesbilder aufrechterhalten und verstärkt wird, wobei lebhaftere Bilder eine höhere Intensität des Verlangens voraussagen, bestand eines der Ziele der FAU-Studie darin, dysfunktionale Erinnerungen, die im Gehirn gespeichert sind, durch Verarbeitung und Integration zu verändern. Das als episodisch angenommene Suchtgedächtnis ähnelt der maladaptiven traumatischen Gedächtnisbildung, die häufig bei posttraumatischen Belastungsstörungen auftritt.

„Da Eye Movement Desensitization Reprocessing nachweislich die Intensität negativer Erinnerungen im Zusammenhang mit einem Trauma reduziert, gingen wir davon aus, dass diese Therapie auch die lebhaften Bilder, die das Suchtverlangen schüren, reduzieren würde“, sagte Studienautorin Elizabeth Woodruff, Absolventin der Phyllis and Harvey Sandler School of Social Work am College of Social Work and Criminal Justice der FAU und praktizierende klinische Therapeutin in West Palm Beach.

„Diese Methode greift auf sehr spezifische Weise auf traumatische Ereignisse zu, um das zu verarbeiten, woran sich die Person von dem negativen Ereignis erinnert, um die psychische Verletzung durch diese Erinnerung zu ‚reparieren‘.

Suchtfokussierte EMDR

Die FAU-Studie „Addiction-focused Eye Movement Desensitization Reprocessing“ befasste sich mit dem Craving, den perseverativen Gedanken (beibehaltendes negatives Denken, krankhaftes Beharren) und den irrationalen Kognitionen in Bezug auf die bevorzugte Substanz. Im Rahmen der Studie testeten die Forscher das suchtfokussierte EMDR mit und ohne kognitive Verhaltenstherapie, einer psychosozialen Intervention, die darauf abzielt, die Symptome verschiedener psychischer Erkrankungen wie Depressionen und Angststörungen zu verringern.

Die Ergebnisse der im Journal of Evidence-based Social Work veröffentlichten Studie zeigten eine signifikant hohe Retentionsrate der Teilnehmer (fast 100 Prozent).

Craving, perseverative Gedanken und irrationale Kognitionen

Die suchtfokussierte EMDR-Behandlung war ebenso wirksam wie die kognitive Verhaltenstherapie gegen das Craving, wobei die Kombination beider Verfahren zu einer stärkeren Reduzierung des Cravings führte als die kognitive Verhaltenstherapie allein.

Beide Gruppen (die Experimentalgruppe und die Kontrollgruppe, die nur kognitive Verhaltenstherapie anwendete) verzeichneten eine klinisch signifikante Verringerung des Verlangens, der perseverativen Gedanken und der irrationalen Kognitionen, wobei die Experimentalgruppe insgesamt eine stärkere Verringerung zeigte.

Andere Süchte

„Während der Zweck unserer Pilotstudie darin bestand, das suchtfokussierte Eye Movement Desensitization Reprocessing bei chemischen Süchten zu testen, deuten unsere Ergebnisse darauf hin, dass es auch bei Problemen, die nicht chemischer, sondern eher zwanghafter Natur sind, wie Internetsucht und Glücksspiel, hochwirksam sein kann. Es sind jedoch weitere randomisierte Kontrollstudien erforderlich, um unsere Ergebnisse zu bestätigen und ein transparentes Verständnis für die Anzahl der Sitzungen zu entwickeln, die erforderlich sind, um signifikante Ergebnisse zu erzielen, die für künftige Studien replizierbar sind“, sagte Dr. JuYoung Park, Professorin an der Phyllis and Harvey Sandler School of Social Work der FAU.

„Wichtig ist, dass diese Therapie eine wertvolle Ergänzung zur gegenwärtigen Suchtbehandlung darstellt, um die Erinnerungen anzusprechen, die das Suchtverlangen antreiben, was sich auch auf maladaptive Denkmuster auswirkt, die mit einem Rückfall verbunden sind.“

Suchtfokussiertes Eye Movement Desensitization Reprocessing

EMDR ist eine Intervention in acht Phasen: ausführliche Anamnese, Vorbereitung, Bewertung, Desensibilisierung, Installation, Body Scan, Abschluss und Neubewertung.

Die Teilnehmer der Versuchsgruppe erhielten einmal pro Woche 60 Minuten individuelle kognitive Verhaltenstherapie, gefolgt von suchtorientiertem EMDR. Die Forscher untersuchten vergangene Erinnerungen an Rückfälle (erster, schlimmster, jüngster Rückfall), Cravings („erstes, schlimmstes, jüngstes Verlangen“) und aktuelle Trigger. Sie identifizierten zukünftige Ängste, die mit suchtfokussiertem EMDR desensibilisiert wurden.

Fast 57 Prozent der Studienteilnehmer gaben Alkohol als ihre primäre Drogenabhängigkeit an, und 20 Prozent gaben Heroin oder andere Opiate, einschließlich Morphin, als ihre primäre Drogensucht an.

Da sich perseverative Gedanken als wichtiger Prädiktor für einen Rückfall erwiesen haben, zeigen die Ergebnisse der Studie, dass die Kombination von suchtfokussiertem EMDR mit kognitiver Verhaltenstherapie die Rückfallraten senken und Menschen mit Substanzkonsumstörungen dabei helfen könnte, ihre langfristige Genesung in stationären oder sogar ambulanten Behandlungszentren aufrechtzuerhalten.

© Psylex.de – Quellenangabe: Journal of Evidence-Based Social Work (2023). DOI: 10.1080/26408066.2023.2271927

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