Forscher entdecken Entzündungen im Gehirn bei Menschen mit Zwangsstörungen
07.07.2017 Eine neue Studie zeigt zum ersten Mal, dass bei Personen mit Zwangsstörungen Entzündungen im Gehirn deutlich häufiger vorkommen.
Immunsystem
Entzündungen (Inflammation) oder Schwellungen sind die Reaktion des Körpers auf Infektionen oder Verletzungen, und helfen dem Körper zu heilen. Aber in einigen Fällen kann diese Immunsystem-Reaktion auch schädlich sein, sagt Studienautor Dr. Jeffrey Meyer.
Die Dämpfung dieser schädlichen Auswirkungen von Entzündungen und die Förderung ihrer heilenden Wirkungen durch neue Medikamente oder andere innovative Ansätze, könnte sich als ein neuer Weg zur Behandlung von Zwangserkrankungen erweisen.
In einer früheren Studie entdeckten die Forscher um Dr. Meyer von der Universität Toronto, dass Hirnentzündungen bei Menschen mit Depressionen ebenfalls häufiger auftreten, eine Erkrankung, die bei einigen Menschen Hand in Hand mit Zwangskrankheiten einhergeht.
Inflammation im Gehirn
Die in JAMA Psychiatry veröffentlichte Studie mit 20 zwangsgestörten Personen und einer Vergleichsgruppe von gesunden 20 Personen verwendete das bildgebende Verfahren der Positronen-Emissionstomographie (PET), um Entzündungen im Gehirn zu entdecken.
Ein chemischer Farbstoff maß die Aktivität der Immunzellen (Mikroglia, die bei Entzündungen aktiv sind) in sechs Hirnregionen, die eine Rolle bei Zwangsstörungen spielen.
Bei Menschen mit dieser Störung war die Inflammation in diesen Regionen um durchschnittlich 32 Prozent erhöht. Die Entzündung war bei manchen Menschen mit Zwangserkrankungen höher im Vergleich zu anderen Erkrankten, was die Variabilität in der Biologie der Krankheit widerspiegeln könnte.
Zusätzliche Untersuchungen sind im Gange, um preiswerte Blutmarker und Symptomwerte zu finden, mit denen festgestellt werden kann, wer das größte Entzündungsniveau hat und am meisten von einer Behandlung profitieren könnte, die gegen die Entzündung gerichtet wäre.
Resistente Zwänge und Hirnentzündungen
Eine weitere bemerkenswerte Erkenntnis aus der aktuellen Studie lieferte einen Indikator: eine Verbindung zwischen resistenten Zwängen und Gehirnentzündungen.
Mindestens neun von 10 Personen mit dieser Störung führen Zwangshandlungen durch – Handlungen bzw. Rituale, durch die die Betroffenen versuchen, ihre Obsessionen zu reduzieren.
In der Studie zeigten die Teilnehmer, die den größten Stress bzw. die größte Angst hatten, wenn sie ihre Zwangshandlungen versuchten zu unterdrücken, auch das höchste Entzündungsniveau in einer bestimmten Gehirnregion (orbitofrontalem Cortex). Diese Stressreaktion könnte auch zeigen, wer am besten von dieser Form der Behandlung profitieren könnte, schließen die Wissenschaftler.
© PSYLEX.de – Quellenangabe: Universität Toronto, JAMA Psychiatry – DOI: 10.1001/jamapsychiatry.2017.1567; Juli 2017
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