Studie identifiziert frühe Anzeichen für eine bipolare Störung anhand elektronischer Gesundheitsdaten der Primärversorgung
17.10.2023 Die Diagnose anderer psychischer Erkrankungen, die Einnahme von Psychopharmaka, die zur Behandlung dieser Erkrankungen verschrieben werden, und bestimmte Muster der Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten sind starke Indikatoren für eine bipolare Störung, wie Forscher der Universität Manchester und der Universität Keele zeigen.
Die im British Journal of General Practice veröffentlichten Ergebnisse werden es Ärzten ermöglichen, die belastende und risikoreiche Erkrankung (die früher als manische Depression bekannt war) schneller zu erkennen, zu erfassen und zu behandeln.
Zu den Frühwarnzeichen, die über mehrere Jahre vor der Diagnose festgestellt werden können, gehören frühere depressive Episoden, Schlafstörungen, Substanzmissbrauch, die Einnahme von drei oder mehr verschiedenen Arten von Psychopharmaka innerhalb eines Jahres, eskalierende selbstverletzende Episoden, häufige Konsultationen in der Primärversorgung und versäumte geplante Hausarzttermine.
Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, die Zeitspanne zwischen den frühen Manifestationen der bipolaren Störung und ihrer Diagnose und wirksamen Behandlung zu verkürzen, die derzeit im Durchschnitt auf etwa sechs Jahre geschätzt wird.
Die Studie
Das Forscherteam war im Rahmen der NIHR Greater Manchester Patient Safety Research Collaborations tätig. Die Wissenschaftler analysierten routinemäßig erhobene elektronische Daten der medizinischen Grundversorgung zwischen Januar 2010 und Juli 2017.
Sie identifizierten 2.366 Personen mit und 47.138 Personen ohne Diagnose einer bipolaren Störung in England.
Die Ergebnisse
- Im Vergleich zu den Kontrollen wiesen Personen mit bipolarer Störung bis zu 10 Jahre vor der Diagnose eine höhere Inzidenz diagnostizierter depressiver, psychotischer, Angst- und Persönlichkeitsstörungen sowie eskalierende Selbstverletzungen auf.
- Schlafstörungen, Substanzmissbrauch und Stimmungsschwankungen traten bei den Betroffenen häufiger auf als bei den Kontrollpersonen.
- Die Betroffenen wurden häufiger persönlich konsultiert, verpassten häufiger mehrere geplante Termine und bekamen innerhalb eines Jahres drei verschiedene Klassen von Psychopharmaka verschrieben.
Die Studienautoren um Dr. Catharine Morgan von der University of Manchester schließen: Psychiatrische Diagnosen, die Verschreibung von Psychopharmaka und die Inanspruchnahme von Gesundheitsdiensten könnten Anzeichen für eine nicht erkannte bipolare Störung sein. Das Erkennen dieser Signale könnte zu weiteren Untersuchungen auf nicht diagnostizierte signifikante Psychopathologie führen, was eine rechtzeitige Überweisung, Beurteilung und Einleitung geeigneter Behandlungen zur Folge hätte.
© Psylex.de – Quellenangabe: British Journal of General Practice (2023). DOI: 10.3399/BJGP.2022.0286