Innere Ruhe, ‚Seelenfrieden‘ und Emotionsregulation

Können Menschen mit mehr Gelassenheit (innerer Ruhe) ihre Emotionen besser regulieren?

Innere Ruhe, ‚Seelenfrieden‘ und Emotionsregulation

17.10.2023 Die Forschung zeigt, dass Menschen mit einem höheren Maß an Gelassenheit (innerer Ruhe; „Seelenfrieden“) besser in der Lage zum Umdeuten von Situationen (Neuinterpretation) sind, um ihre Gefühle zu regulieren – anstatt sie zu unterdrücken.

Psychisches Wohlbefinden (oder Glücksempfinden) war in den letzten Jahrzehnten Gegenstand vieler Studien und umfasst heute anerkanntermaßen zwei unterschiedliche Dimensionen: hedonisches Wohlbefinden (gekennzeichnet durch das Vorhandensein positiver Emotionen, das Fehlen negativer Emotionen und die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben) und eudaimonisches Wohlbefinden (gekennzeichnet durch persönliches Wachstum, Bewältigung und ein Gefühl der Sinnhaftigkeit im Leben).

Peace of Mind

Bis vor kurzem wurde jedoch dem Seelenfrieden (Peace of Mind, PoM) – einer Form des Wohlbefindens, die durch inneren Frieden und Harmonie gekennzeichnet ist – sehr wenig Aufmerksamkeit geschenkt.

In östlichen Kulturen werden innerer Frieden und Harmonie als zentral für das Wohlbefinden angesehen. Eine entscheidende Studie von Lee et al. (2013) mit chinesischen Teilnehmern ergab, dass PoM positiv mit Lebenszufriedenheit und positiven Emotionen und negativ mit negativen Emotionen, Depression und Angst korreliert war. Aber auch in westlichen Kulturen sind die Menschen der Meinung, dass die innere Ruhe entscheidend für ihr Wohlbefinden ist.

Beispielsweise replizierten Sikka et al. (2018) die oben genannten Ergebnisse in einer Gruppe westlicher Teilnehmer und zeigten zusätzlich einen positiven Zusammenhang zwischen PoM und eudaimonischem Wohlbefinden.

Die entscheidende Frage ist, warum manche Menschen gelassener sind als andere, d. h. was den individuellen Unterschieden bei der inneren Ruhe zugrunde liegt. Obwohl bekannt ist, dass verschiedene psychologische Prozesse daran beteiligt sein können, haben Jahrzehnte der Forschung gezeigt, dass ein wichtiger Faktor, der verschiedene Aspekte des Wohlbefindens und Unwohlseins erklärt, die Emotionsregulation ist. Überraschenderweise haben bisher keine Studien speziell die Beziehung zwischen innerer Ruhe und Emotionsregulation untersucht.

Beziehung zwischen innerer Ruhe und Emotionsregulation

Um diese Lücke zu schließen, führten Pilleriin Sikka und ihre Mitarbeiter zwei Studien in Finnland und den USA mit 417 bzw. 303 Teilnehmern durch, in denen das PoM der Menschen, die von ihnen typischerweise verwendeten Emotionsregulationsstrategien und andere Aspekte des Wohlbefindens und Unwohlseins untersucht wurden.

Die Ergebnisse zeigten, dass Menschen mit einem höheren PoM-Niveau eher dazu neigen, die Strategie der kognitiven Neubewertung zu nutzen, d. h. Situationen neu zu interpretieren, um ihre emotionalen Reaktionen zu regulieren (eine angstauslösende Situation wie eine Prüfung oder ein Vorstellungsgespräch als Gelegenheit zu betrachten, das eigene Wissen und die eigene harte Arbeit zu präsentieren), und weniger dazu neigen, expressive Unterdrückung zu nutzen, d. h. Emotionen zu verbergen oder nicht auszudrücken (nicht zu zeigen, wie ängstlich man sich fühlt).

Der in der Fachzeitschrift Personality and Individual Differences veröffentlichte Forschungsartikel von Forschern der Stanford University (USA), der Turku University (Finnland) und der Skövde University (Schweden) zeigt nicht nur, dass Menschen mit einem höheren (im Vergleich zu einem niedrigeren) PoM-Niveau dazu neigen, adaptivere Emotionsregulationsstrategien zu verwenden, sondern auch, dass diese Beziehung über zwei verschiedene westliche kulturelle Kontexte hinweg besteht.

Pilleriin Sikka betont, dass „die Fähigkeit, unsere Emotionen zu regulieren, wichtig sein kann, um mehr Seelenfrieden zu haben, und dass daher Interventionen, die sich auf die Vermittlung effektiver Emotionsregulationsfähigkeiten konzentrieren, dazu beitragen können, die inner Ruhe zu verbessern.“

© Psylex.de – Quellenangabe: Personality and Individual Differences (2023). DOI: 10.1016/j.paid.2023.112378

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