09.09.2022 Forschende der Fachhochschule Erfurt und der SRH Hochschule für Gesundheit haben erstmalig eine umfassende wissenschaftliche Online-Befragung zu Ursachen für empfundene Schuldgefühle bei Erwachsenen in Deutschland durchgeführt, deren Ergebnisse nun im Fachjournal BMC Psychology veröffentlicht wurden.
Unter der Leitung von Diplom-Psychologe Prof. Dr. Tobias Luck, Fachhochschule Erfurt, sowie Diplom-Psychologin Prof:in Dr. Claudia Luck-Sikorski, SRH Hochschule für Gesundheit, konnten Angaben von insgesamt 604 Erwachsenen im Alter zwischen 18 und 84 Jahren ausgewertet werden.
Durchschnittlich gaben die befragten Erwachsenen jeweils 2,5 unterschiedliche Ursachen für empfundene Schuldgefühle an, wobei männliche Befragte signifikant mehr Ursachen als weibliche und jüngere Befragte signifikant mehr Ursachen als ältere nannten. Die angegebenen Ursachen waren insgesamt sehr vielfältig. So wurden letztlich 49 voneinander abgrenzbare Kategorien von Ursachen ermittelt. „Lügen/Zurückhalten der Wahrheit/von Informationen“ sowie „Nicht (genügend) Zeit mit der Familie verbringen/nicht (genügend) um die Familie kümmern/nicht für die Familie da sein“ waren hierbei die Kategorien mit den am häufigsten genannten Ursachen. Hingegen wurden Schuldgefühle beispielsweise für explizit religiöse Übertretungen oder für eine Mitverantwortlichkeit an gesellschaftlichen, sozialen oder globalen Problemen nur selten genannt.
Erwachsene unterschiedlichen Alters und Geschlechts zeigten sowohl Gemeinsamkeiten als auch substantielle Unterschiede in den Ursachen für Schuldgefühle. So gaben weibliche Befragte z. B. mehr Schuldgefühle gegenüber Kindern und anderen Familienmitgliedern sowie generell wegen eines hohen Verantwortungsgefühls für das Wohlergehen anderer Menschen an, während männliche Befragte z. B. öfter Schuldgefühle wegen Schwierigkeiten in der Ehe/Beziehung nannten.
Quelle: Luck, T., Luck-Sikorski, C. (2022). The Wide Variety of Reasons for Feeling Guilty in Adults – Findings from a Large Cross-sectional Web-based Survey. BMC Psychology, 10(1), 198. https://doi.org/10.1186/s40359‑022‑00908‑3.
Quellenangabe: Pressemitteilung Fachhochschule Erfurt