Singledasein im Jugendalter ist kein Risiko für den Selbstwert

Singledasein im Jugendalter ist kein Risiko für den Selbstwert

09.09.2022 Etwa die Hälfte aller Deutschen hat bis zum 16. Geburtstag eine erste partner­schaftliche Beziehung begonnen und romantische Erfahrungen gesammelt. Doch was ist eigentlich mit der anderen Hälfte, die sich in Liebesdingen mehr Zeit lässt?

Mangelt das Selbstwertgefühl bei den Jugendlichen, die erst später eine Partnerin oder einen Partner finden? Beeinträchtigt ein späterer Start ins Beziehungsleben möglicher­weise sogar die Persönlichkeits­entwicklung? Psychologinnen und Psychologen der Universität Jena haben diese Fragen ge­nauer untersucht und nun eine klare Antwort gefunden: Single zu sein, stellt im Jugendalter kein Risiko für einen geringeren Selbstwert dar. Über ihre Erkenntnisse berichtet das Jenaer Team im renommierten Forschungs­magazin „European Journal of Personality“.

Ein Fünftel der bis zu 20-Jährigen ist Single

Die erste Beziehung ist ein sehr normatives Ereignis – sie markiert einen Schritt in der Persönlich­keitsentwicklung. Aus wissenschaftlichen Studien wissen wir, dass Personen, die ihre erste ro­man­tische Beziehung eingehen, beispielsweise eine Zunahme in emotionaler Stabilität und im Selbst­wertgefühl erleben. Was aber das Ausbleiben oder Verzögern der ersten romantischen Beziehung mit dem Selbstwert macht, ist unklar. Rund 22 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Deutschland bleiben bis zum Alter von 20 nämlich Single“, fasst Tita Gonzalez Avilés von der Universität Jena, die die Studie im Rahmen ihrer Dissertation durchgeführt hat, die Ausgangssitua­tion ihrer Forschung zusammen. „Wir haben nun herausgefunden, dass sich das Selbstwertgefühl nicht verschlechtert, wenn man erst später die erste romantische Beziehung eingeht. Während der späten Adoleszenz oder im frühen Erwachsenenalter Single zu sein und erst später die erste romantische Beziehung zu führen, stellt kein Risiko für das Selbstwertgefühl von Jugendlichen und frühen Erwachsenen dar.

Zufriedenheit ist wichtiger als Beziehung

Für ihre Untersuchungen werteten die Jenaer Forschenden Daten von rund 1.400 Personen aus. Die Probandinnen und Probanden hatten bis zum 16. Lebensjahr noch keine Beziehung geführt und wurden im Rahmen der Langzeitstudie „pairfam“ zehn Jahre lang regelmäßig nach ihrem Selbst­wert gefragt. Im Schnitt begannen die Mitglieder dieser Kohorte eine erste Beziehung mit 18 Jah­ren, 108 von ihnen waren sogar zum Befragungsende immer noch Single. Bei Letzteren sank das Selbstwertgefühl gegen Ende der Zeitspanne durchaus. „Doch wir konnten in unserer Studie zeigen, dass nicht etwa das Vorhandensein einer Beziehung ausschlaggebend für einen positiven Selbstwert ist, sondern vielmehr die eigene Zufriedenheit mit dem jeweiligen Beziehungsstatus – egal ob man sich in einer Partnerschaft befindet oder ein glückliches Singleleben führt“, sagt Gonzalez Avilés. Der positive Anstieg im Selbstwert konnte nicht gezeigt werden, als die Proban­dinnen und Probanden ihre ersten Beziehungen begonnen hatten. Das führt die Jenaer Expertin darauf zurück, dass im Jugendalter womöglich andere Faktoren wie etwa schulische bzw. akade­mische Leistungen oder Freundschaften bedeutsamer für die Selbstwertentwicklung sind als das Eingehen einer romantischen Beziehung.

Für die Jenaer Psychologin geht von diesem Forschungsergebnis eine positive Botschaft aus: „Ich finde es wichtig, dass sich die jungen Leute in Beziehungsdingen nicht unter Druck gesetzt fühlen. Es ist absolut in Ordnung, länger Single zu sein und sich Zeit zu nehmen.“ Gleichzeitig betont sie, wie wichtig es sei, die Alleinstehenden stärker in den Fokus der Wissenschaft zu nehmen. Singles seien in der Beziehungsforschung lange kaum betrachtet worden, aber nahezu jede Person habe inzwischen Phasen ohne partnerschaftliche Beziehungen. Deshalb sollte man auch diesen Status genauer erforschen. Sie selbst untersucht derzeit, ob Singles heute eine größere Lebenszufrie­den­heit aufweisen als früher und vergleicht dazu die Erfahrungen drei verschiedener Altersgruppen.

Quellenangabe: Pressemitteilung Universität Jena

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