Bewertung der Häufigkeit und der Einflussfaktoren von Marihuana-assoziierten psychotischen Symptomen in der beobachtenden, experimentellen und medizinischen Forschung
17.06.2024 Ein Forscherteam aus Computerbiologen und Psychologen des University College London hat in Zusammenarbeit mit einem Kollegen von der Universität Lausanne versucht zu ermitteln, wie oft und welche Arten von Marihuanakonsumenten aufgrund ihrer Rauchgewohnheiten eine psychotische Episode erleben.
In ihrer in der Fachzeitschrift Nature Mental Health veröffentlichten Studie analysierte die Gruppe frühere Forschungsarbeiten, um mehr über die Häufigkeit psychotischer Episoden bei Marihuanakonsumenten zu erfahren und was sie dabei gelernt haben.
Erfahrungsberichte und einige Forschungsarbeiten haben ergeben, dass Marihuanaraucher durch das Einatmen des Rauchs von verbranntem Marihuana eine psychotische Episode erleben können. Wie die Forscher dieser neuen Studie anmerken, wurde dieses Phänomen bisher nur wenig erforscht, einschließlich der Frage, warum es auftritt, welche Art von Rauchern psychotische Episoden erlebt und wie oft.
Psychotische Episode
Eine psychotische Episode ist ein Zustand, in dem eine Person Schwierigkeiten mit der Wahrnehmung der Realität hat. Solche Episoden können Wahnvorstellungen, Halluzinationen und Schwierigkeiten bei der Unterscheidung zwischen Realität und Nicht-Realität umfassen. Psychotische Episoden werden manchmal mit psychischen Erkrankungen in Verbindung gebracht und können auch bei der Einnahme bestimmter Substanzen auftreten, wie z. B. bei Marihuana. Bei Marihuanakonsumenten können psychotische Episoden von einigen Stunden bis zu einem ganzen Tag dauern.
Um mehr über solche Episoden bei Marihuanarauchern zu erfahren, beschaffte und analysierte das Forscherteam Unterlagen aus 162 Studien, an denen etwa 200.000 Raucher teilnahmen, um mehr über die Auswirkungen des Marihuanas auf den Körper zu erfahren.
Häufigkeiten und Risikofaktoren
Die Forscher fanden heraus, dass insgesamt nur 0,5 % der Marihuanakonsumenten in den Studien eine „schwere“ psychotische Episode erlebten. Sie stellten aber auch fest, dass die Wahrscheinlichkeit einer Episode je nach den Umständen des Konsums sehr unterschiedlich war. So fanden sie beispielsweise in Beobachtungsstudien Häufigkeiten von 19 bis 21 %, in medizinischen Studien jedoch nur 2 %.
Sie fanden auch keinen genetischen Zusammenhang oder ein erhöhtes Risiko für häufige Konsumenten, obwohl starke Konsumenten ein höheres Risiko zu haben scheinen. Außerdem stellten sie fest, dass junge Menschen etwas anfälliger sind, ebenso wie Raucherinnen.
Laut dem Forscherteam weisen nicht alle Marihuanakonsumenten das gleiche Risiko auf, eine psychotische Episode zu erleben, und die Wahrscheinlichkeit einer solchen Erfahrung hängt von den Umständen ab, unter denen das Marihuana inhaliert wird.
© Psylex.de – Quellenangabe: Nature Mental Health (2024). DOI: 10.1038/s44220-024-00261-x
Weitere Infos, News dazu
- Psychose durch Cannabis
- Cannabis-Psychosen nehmen drastisch zu
- Psychotische Ereignisse nach hochpotentem Cannabis