Volumen des Hippocampus verbunden mit kognitivem Abbau; Zusammenhang auch bei Menschen ohne Alzheimer-Krankheit
16.11.2023 Mit dem Aufkommen neuer Medikamente abzielend auf die Amyloid-Beta-Plaques im Gehirn, die ein frühes Anzeichen der Alzheimer-Krankheit sind, werden neue Wege zur Feststellung benötigt, ob Gedächtnisverlust und Denkprobleme auf die Alzheimer-Krankheit oder eine andere neurodegenerative Störung bzw. Demenz zurückzuführen sind.
Eine neue in Neurology veröffentlichte Studie zeigt, dass die Schrumpfung des Hippocampus mit einem kognitiven Abbau einhergeht, selbst bei Menschen, die keine Amyloid-Plaques im Gehirn haben. Der Hippocampus spielt eine Rolle beim Gedächtnis.
„Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass andere neurodegenerative Erkrankungen als Alzheimer zu diesem Rückgang beitragen, und die Messung des Hippocampus-Volumens kann uns helfen, diese Ursachen zu bewerten, die derzeit schwer zu erfassen sind“, sagte Studienautor Dr. Bernard J. Hanseeuw von der Harvard Medical School in Boston. „Dies könnte uns bei der Prognose helfen, wer auf diese neuen Medikamente anspricht und wie der Verlauf des kognitiven Abbaus bei den Betroffenen aussieht.“
An der Studie nahmen 128 Personen mit einem Durchschnittsalter von 72 Jahren teil, die zu Beginn der Studie keine Denk- oder Gedächtnisprobleme hatten. Bei den Teilnehmern wurden während der Studie verschiedene Arten von Gehirnscans durchgeführt, um die Menge an Amyloid-Plaques und Tau-Tangles in ihren Gehirnen sowie das Volumen des Hippocampus zu bestimmen. Das Tau-Protein ist ein weiterer Biomarker für die Alzheimer-Krankheit. Die Teilnehmer wurden außerdem über einen Zeitraum von durchschnittlich sieben Jahren jährlich kognitiv untersucht.
Eine schnellere Schrumpfung des Hippocampus wurde mit einem schnelleren kognitiven Abbau in Verbindung gebracht. Als die Forscher alle Biomarker untersuchten, stellten sie fest, dass die Hippocampus-Atrophie unabhängig von den Amyloid- und Tau-Werten mit einem kognitiven Rückgang verbunden war. Die Schrumpfung des Hippocampus allein machte 10 % des Unterschieds beim kognitiven Abbau aus.
„Diese Ergebnisse unterstreichen, dass Demenz ein komplexer Zustand mit vielen zugrundeliegenden Ursachen ist, und deuten darauf hin, dass auch andere Demenzformen als die Alzheimer-Krankheit zur Schrumpfung des Hippocampus und zum kognitiven Abbau beitragen können“, sagte Hanseeuw.
Eine Einschränkung der Studie bestand darin, dass die meisten Teilnehmer hochgebildet und weiß waren, so dass die Ergebnisse möglicherweise nicht auf alle Menschen zutreffen, schreiben die Autoren.
© Psylex.de – Quellenangabe: Neurology. doi.org/10.1212/WNL.0000000000207962.